Es gibt schönere Straßen und Plätze im Bezirk als der südliche Teil der Wolfener Str. und das Rondell der Wolfener Straße am S-Bahnhof Raoul – Wallenberg – Straße, die nun seit gestern den Namen Otto Rosenbergs tragen. „Aber“, so betonte Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle gestern während der feierlichen Enthüllung des Straßenschildes, „hier ist der authentische Ort“. Hier auf dem Gelände des ehemaligen faschistischen Zwangslagers Marzahn zwischen den Rieselfeldern hatten die braunen Machthaber die Sinti und Roma unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten. Dabei fiel die Errichtung des Zwangslagers zeitlich mit den Olympischen Spielen von 1936 zusammen. Sie wollten Berlin „zigeunerfrei“ machen. „Wir haben den 16. September bewusst für diese Umbenennung gewählt“, so die Vorsitzende des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg, Petra Rosenberg. „Am 16. Dezember 1942 hatte Himmler den so genannten Auschwitzerlass
unterzeichnet, mit dem die Deportation und Ermordung der europäischen Sinti und Roma besiegelt wurde.“ Hier an diesem Ort wünscht sich Petra Rosenberg ein Informationszentrum über das Schicksal der Berliner Sinti und Roma.
Die Tatsache, dass es noch immer keine zentrale Gedenkstätte für die Sinti und Romas im Zentrum Berlins gibt, kritisierte die Vizepräsidentin des deutschen Bundestages, Petra Pau.
Gregor Gysi, Fraktionschef der Linken im Bundestag , versprach bei der anschließenden Gedenkveranstaltung im Schloss Biesdorf, sich weiter für ein solches Denkmal zu engagieren: „Das sind wir den Sinti und Roma und Otto Rosenberg schuldig.“
Bei dieser Veranstaltung las der Schauspieler Otto Sander aus Otto Rosenbergs Autobiografie „Das Brennglas“. Zum Abschluss sang Marianne Rosenberg, begleitet von Ferenc Snètberger.
Otto Rosenberg (1927-2001), Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz, war Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg e.V. Unermüdlich setzte er sich für die gesellschaftliche Gleichstellung von Sinti und Roma ein und kämpfte für ihre Anerkennung und Entschädigung als Opfer des Nationalsozialismus. Für seine besonderen Verdienste um die Verständigung
zwischen Minderheit und Mehrheit wurde er 1998 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Weitere Infos beim Landesverband Deutscher Sinti und Roma Tel.: 4355 1170 (Petra Rosenberg) oder Tel.: 015205663136 (Herr Düsing).
Fotos liegen in der Pressestelle vor und können gemailt werden.