Drucksache - DS/1763/VII  

 
 
Betreff: Gedenktafel für Ilse Stöbe
Status:öffentlichAktenzeichen:zurückgezogen am 15.10.2015
 Ursprungaktuell
Initiator:BezirksamtBezirksamt
Verfasser:BzStRin BiKuSozSp 
Drucksache-Art:Vorlage zur BeschlussfassungVorlage zur Beschlussfassung
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
15.10.2015 
49. Sitzung in der VII. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin in der BVV zurückgezogen   

Sachverhalt
Anlagen:
VzB PDF-Dokument

Das Bezirksamt bittet die Bezirksverordnetenversammlung, Folgendes zu beschließen:

Das Bezirksamt Lichtenberg folgt der Empfehlung der AG Gedenktafel, für Ilse Stöbe im Bereich der Frankfurter Allee 202 eine Gedenktafel im öffentlichen Straßenland (damit für jeden zugänglich) zu errichten. Anlass war die vom Auswärtigen Amt vorgenommene Ehrung Ilse Stöbes auf einer eigenen, der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Tafel für die in der NS-Zeit Widerstand leistende Mitarbeiterin.

 

 

Die Gedenktafel hat folgenden Text.

 

Vorderseite:

Ilse Stöbe, * 19. Mai 1911 / † 22. Dezember 1942, Berlin-Plötzensee

Frieda Stöbe, * 15. August 1881 / † 19. Januar 1944, Konzentrationslager Ravensbrück

Kurt Müller, * 2. Februar 1903 / † 26. Juni 1944, Brandenburg-Görden

 

lebten seit 1932 in der Frankfurter Allee 202 (alte Nummerierung).

 

 

Rückseite:

Die im Arbeitermilieu des Berliner Ostens aufgewachsene llse Stöbe arbeitet seit 1928 am liberalen Berliner Tageblatt und wird 1930 Sekretärin des Chefredakteurs Theodor Wolff. Sie ist mit dem Redakteur und Kommunisten Rudolf Herrnstadt befreundet, der mit dem sowje­tischen militärischen Nachrichtendienst zusammenarbeitet. 1935 geht Ilse Stöbe nach Warschau und beginnt als Journalistin für Schweizer Zeitungen und Anfang 1939 auch für deutsche Zeitungen zu arbeiten.

Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges kehrt Ilse Stöbe nach Deutschland zurück. Im Mai 1940 wird sie Mitarbeiterin des Auswärtigen Amtes. In Berlin setzt sie die von Rudolf Herrnstadt begonnene Zusammenarbeit mit dem Diplomaten Rudolf von Scheliha fort. Von ihm erhält sie zahlreiche Informationen über den bevorstehenden Überfall auf die Sowjetunion und leitet sie an die sowjetische Botschaft weiter. Ihre Warnungen werden von Stalin ignoriert.

Mit dem Einfall deutscher Truppen bricht der Kontakt nach Moskau ab. Der Nachrichtendienst der Roten Armee versucht vergeblich, mit Ilse Stöbe wieder Kontakt aufzunehmen. Davon erfährt die Gestapo und nimmt sie am 12. September 1942 fest. Am 14. Dezember werden Ilse Stöbe und Rudolf von Scheliha vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und am 22. Dezember in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Im Januar 1943 helfen die Mutter Frieda Stöbe und der Bruder Kurt Müller von der Deporta­tion bedrohten Juden. Die Schwester von Frieda Stöbe, Anna Stappenbeck, versteckt sie in ihrem Haus in Schönwalde bei Berlin. Nach der Aufdeckung wird Frieda Stöbe im September 1943 verhaftet, Ende 1943 in das KZ Ravensbrück verschleppt und kommt dort am 19. Januar 1944 um. Kurt Müller, ebenfalls im September 1943 festgenommen, wird wegen Hochverrats angeklagt, zum Tode verurteilt und im Zuchthaus Brandenburg-Görden hinge­richtet. Die Familie Stöbe ist ausgelöscht.

Von 1971 bis 1990 war eine Berufsschule in Lichtenberg nach Ilse Stöbe benannt.

 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
Bezirksparlament Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Kommunalpolitiker Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen