Drucksache - DS/0959/V  

 
 
Betreff: Entwicklung des Arbeitsmarktes
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:FDPFDP
Verfasser:Heihsel, MichaelHeihsel, Michael
Drucksache-Art:Mündliche AnfrageMündliche Anfrage
Beratungsfolge:
BVV Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin
26.09.2018 
Öffentliche Sitzung der BVV Friedrichshain-Kreuzberg (BVV) schriftlich beantwortet     

Beschlussvorschlag

Ich frage das Bezirksamt: 

 

  1. Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg?
     
  2. Wie entwickelt sich der Ausbildungsmarkt im Bezirk?
     
  3. Wie entwickeln sich die Einkommen der Bürger*innen im Bezirk?
     

Nachfragen:
 

  1. Welche gezielten Maßnahmen ergreift der Bezirk, um Arbeits- und Ausbildungsmarkt?
     
  2. Welche Chancen sieht der Bezirk für den Arbeits- und Ausbildungsmarkt durch den Zuzug neuer Unternehmen?

 

 

 

Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin                

Abt. Arbeit, Bürgerdienste, Gesundheit und Soziales

Stellvertretender Bezirksbürgermeister und Bezirksstadtrat

 

 

Ihre Anfrage beantworte ich wie folgt:

 

  1. Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg?

 

Nach Einschätzung des Jobcenters wird sich der positive Trend des Jahres 2017 auch im Jahr 2018 fortsetzen und es ist mit einer weiteren Zunahme der Beschäftigung zu rechnen. Das würde der Prognose für das deutsche Bruttoinlandsprodukt mit einer Steigerung von 1,6% entsprechen. Die Erwartung für Berlin liegt mit 2,5% sogar deutlich darüber. Somit wäre von einem weiteren Abbau der Arbeitslosigkeit auszugehen.

 

Die Reduzierung der Arbeitslosigkeit wird in der Höhe jedoch nicht den Vorjahren entsprechen. Gründe dafür sind neben Zuzügen und der demographischen Entwicklung, die Auswirkungen der Zuwanderung auf den Berliner Arbeitsmarkt. Durch den Beschäftigtenaufwuchs reduzieren sich die vorhandenen Potenziale an nachgefragten Arbeitskräften. Gleichzeitig findet mit der fortschreitenden Digitalisierung, Arbeitswelt 4.0, eine Neuverteilung von Aufgaben und Ressourcenansätzen Einzug in vielen Unternehmen. Jeder 7. neue Arbeitsplatz ist im Kontext der Digitalisierung zu betrachten.

 

  1. Wie entwickelt sich der Ausbildungsmarkt im Bezirk?

 

Die Erwartungen bewegen sich im Rahmen der auf die in Frage 1 Abs.1 gemachten Ausführungen.

 

Bezogen auf den Ausbildungsmarkt ergibt sich, dass hier die vorrangige Zielgruppe für eine Berufsausbildung die Schulentlassenen für das aktuelle Kalenderjahr sind.

 

In der Berliner Ausbildungslandschaft sind umfangreiche schulische Ausbildungs- und Übergangsangebote vorhanden (z.B. Berliner Ausbildungsmodell, Assistierte Ausbildung, Einstiegsqualifizierung, Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen etc.), so dass die Bedeutung und Attraktivität der dualen Berufsausbildung weiterhin stärker in Partnerschaft mit Berliner Politik, der Wirtschaft und Öffentlichkeit bei den Jugendlichen verdeutlicht werden muss. Vorrangiges Ziel ist es hierbei, eventuelle Passungsprobleme zwischen Bewerberinnen und Bewerbern und Unternehmen zu verringern, die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze und die Zahl der ausbildungsbereiten Betriebe zu erhöhen und die Zahl der jungen Menschen im Übergangsystem weiter zu reduzieren und den Übergangsbereich möglichst an anerkannten betrieblichen Ausbildungsberufen zu orientieren.

 

Bereits jetzt lässt sich eine fortlaufende positive Entwicklung hinsichtlich der Versorgung der im JC Berlin Friedrichshain-Kreuzberg gemeldeten Jugendlichen feststellen. Hier liegt der Fokus auf eine passgenaue möglichst unmittelbare Versorgung des Jugendlichen mit Ende der Schulzeit.

 

Ausbildungsreife Jugendliche erhalten unmittelbar Angebote zu gemeldeten freien Ausbildungsstellen, sowie alle Informationen zu laufenden Ausbildungsbörsen in Berlin. Jugendliche mit fehlender Ausbildungsreife erhalten Aktivierungsangebote zur Unterstützung der Erlangung der Ausbildungsreife. In den Beratungen flien die Potenzialbranchen mit erhöhter Fachkräftenachfrage ein.

 

  1. Wie entwickeln sich die Einkommen der Bürger*innen im Bezirk?

 

Das mittlere (Median) monatliche Pro-Kopf-Nettoeinkommen ist im Bezirk zwischen 2013 und 2016 um ca. 24% von 950 € auf 1.175 € gestiegen. Im gleichen Zeitraum ist das mittlere monatliche Pro-Kopf-Nettoeinkommen in Berlin um ca. 15% von 1.025 € auf 1.175 € gestiegen. Absolut fiel der Anstieg der mittleren Nettoeinkommen unter den Menschen mit Migrationshintergrund mit 200 € (von 600 € auf 800 €) etwas geringer aus als der Anstieg der mittleren Nettoeinkommen unter den Einwohnerinnen und Einwohner ohne Migrationshintergrund (von 1.175 € auf 1.400 €). Der relative Anstieg der Nettoeinkommen liegt bei den Personen mit Migrationshintergrund jedoch ca. 14 Prozentpunkte über dem der Personen ohne Migrationshintergrund (33% vs. 19%). Die Einkommensunterschiede haben auch mit der demografischen Zusammensetzung zu tun. So finden sich unter den Einwohnerinnen und Einwohner mit Migrationshintergrund deutlich mehr Kinder und Jugendliche ohne eigenes Einkommen. Aus diesem Grund wären Statistiken zum Nettoäquivalenzeinkommen geeigneter. Leider liegen uns hierzu keine Zahlen vor.

 

Es ist davon auszugehen, dass der Anstieg der Nettoeinkommen wesentlich durch den Bevölkerungsaustausch bedingt wird: die Durchschnittseinkommen der Zuziehenden liegen über den Durchschnittseinkommen der Bestandsbevölkerung bzw. über den Einkommen derjenigen, die den Bezirk verlassen.

 

Die Einkommensstatistiken basieren auf dem Mikrozensus und wurden uns vom Amt für Statistik Berlin Brandenburg zur Verfügung gestellt.

 

Nachfragen:

 

  1. Welche gezielten Maßnahmen ergreift der Bezirk, um Arbeits- und Ausbildungsmarkt?

 

Ausbildungsmarkt

 

Seit dem Oktober 2015 besteht die Jugendberufsagentur Berlin mit dem Standort FriedrichshainKreuzberg (JBA). Damit haben Jugendliche und junge Erwachsene die Möglichkeit, sich in Fragen rund um die Themen Berufsorientierung, Berufsvorbereitung, Ausbildung und Studium, Jugendberufshilfe und sozialintegrative Leistungen umfassend unter einem Dach beraten zu lassen.

 

Hierzu wird eng mit allen Partnern der Jugendberufsagentur zusammengearbeitet.

Die Jugendberufshilfe unterstützt mit Angeboten der freien Jugendhilfe, Coaching und Leistungen durch das Jugendamt. Durch die Beraterin der beruflichen Schulen erfolgt die Beratung zu schulischen Ausbildungs- und Weiterqualifizierungsmöglichkeiten sowie zu schulischen Entwicklungsmöglichkeiten. Zusätzlich werden sozialintegrative Leistungen in Form von Schuldnerberatung, psychosozialer Beratung und Suchtberatung, durch beauftragte freie Träger angeboten.

 

Eine Mitarbeiterin des Jobcenters Berlin Friedrichshain-Kreuzberg bedient ausschließlich das Konzept des bewerberorientierten Arbeitgeber-Service und unterstützt gezielt den Einstieg in die duale Ausbildung.

 

Die frühzeitige Berufsorientierung noch während des allgemeinbildenden Schulbesuchs hat oberste Priorität. Daher erfolgt ab der Vollendung des 15. Lebensjahres eine regelmäßige Kontaktaufnahme mit den Jugendlichen. Um hier auch den engen Kontakt zur Berufsberatung in den Fokus zu rücken, erfolgt die Betreuung der Jugendlichen analog der Schulzuständigkeiten im Bezirk. Zusätzlich  unterstützen Ausbildungsvermittler der Agentur für Arbeit die intensive Ausbildungsstellensuche von ausbildungsreifen Jugendlichen. Mindestens 70% der unvermittelten Bewerber im Ausbildungsjahr werden darüber betreut.

 

Im Standort der JBA befindet sich ferner das Berufsinformationszentrum (BIZ), hier können sich Jugendliche über alle Themen im Zusammenhang mit Ausbildungsvorbereitung, Ausbildung, Studium, beruflichen Tätigkeiten und damit einhergehenden Anforderungen selbst informieren. Des Weiteren stehen den Jugendlichen Info-Mappen zu den einzelnen Berufen, berufskundliche Kurzbeschreibungen, Bücher und Zeitschriften zur Verfügung.

 

Im Rahmen der Berufsorientierung stehen Maßnahmen zur Aktivierung, Stabilisierung und Orientierung sowie umfängliche Beratungsangebote zur Verfügung, u.a. Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB), Einstiegsqualifizierung (EQ) und Maßnahmen des Europäischen Sozialfonds (ESF). Bei ausbildungsreifen Jugendlichen erfolgt die Ausbildungsvermittlung auf dem ersten Ausbildungsmarkt, die Vermittlung in Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen (BaE), sowie die Unterstützung durch die Assistierte Ausbildung (AsA).

 

r Jugendliche, bei denen eine Erstausbildung aufgrund eines fehlenden Schulabschlusses nicht realisiert werden kann, werden Maßnahmen zur Erlangung des Schulabschlusses sowie berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen mit der Möglichkeit des nachträglichen Erwerbs des Schulabschlusses genutzt.

 

Arbeitsmarkt

 

Das bezirkliche Bündnis für Wirtschaft und Arbeit greift im Handlungsfeld 2 –„Beschäftigungsfähigkeit fördern und soziale Teilhabe sichern“ bei seiner Projektauswahl für die Programme LSK (Lokales soziales Kapital) und PEB (Partnerschaft, Entwicklung, Beschäftigung) besonders Projektvorschläge auf, welche sich an arbeitsmarkt- und ausbildungsferne Personen richten und die zur Verfügung stehenden arbeitsmarktpolitischen Instrumenten sinnvoll ergänzen. Ziel ist es sowohl, die Beschäftigungsfähigkeit zu erhöhen und damit die Integrationschancen auf dem ersten Arbeitsmarkt (und damit auch die soziale Teilhabe) zu erhöhen aber auch, innovative Ansätze zu erproben. Mit aktuell laufenden Projekten werden z. B. Personen individuell bei der Umwandlung Ihres Minijobs in reguläre Voll- oder Teilzeitarbeitsverhältnisse, wohnungslose Menschen bei der Stabilisierung ihrer Lebenssituation, Arbeitslose mit Lese- und Schreibschwächen und Frauen bei der Wiedereingliederung in das Erwerbsleben nach der Erziehungszeit unterstützt.

 

Mit dem Jobcenter vereinbart der Bezirk arbeitsmarktpolitische Ziele, die auf eine existenzsichernde Perspektive hinwirken. So sind die Integrationsquoten in Ausbildung und von Personen 55+ Gegenstand der Zielvereinbarung mit dem Jobcenter.

 

  1. Welche Chancen sieht der Bezirk für den Arbeits- und Ausbildungsmarkt durch den Zuzug neuer Unternehmen?

 

Belastbare bzw. aussagekräftige Daten, die allein auf eine Entwicklung des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg abstellen, liegen nicht vor. Durch den Zuzug neuer Unternehmen im Bezirk, wie aktuell durch das große Einkaufszentrum in Friedrichshain, entstehen neue Chancen für die Beschäftigungsentwicklung. Dies begrenzt sich nicht allein auf unseren Bezirk, sondern wirkt natürlich auch auf andere Bezirke diesbezüglich positiv. Aufgrund der Eckwerte des Arbeitsmarktes 2019 ist eine Reduzierung der Arbeitslosigkeit in Berlin und im Bezirk zu erwarten. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Berlin Mitte (Bezirke Lichtenberg, Mitte, Marzahn-Hellersdorf und Friedrichshain-Kreuzberg) waren im August 11.179 Arbeitsstellen gemeldet, gegenüber Juli ist das ein Plus von 772 oder 7 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 855 Stellen mehr (+8 Prozent).

 

Mit freundlichen Grüßen

 

 

 

Knut Mildner- Spindler

 

 
 

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