Drucksache - DS/0983/III  

 
 
Betreff: Versorgungssituation mit Haus- und Fachärzten in Friedrichshain-Kreuzberg
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:SPDSPD
Verfasser:Leese, AnitaLeese-Hehmke, Anita
Drucksache-Art:Mündliche AnfrageMündliche Anfrage
Beratungsfolge:
BVV Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin Vorberatung
22.10.2008 
Öffentliche Sitzung der BVV Friedrichshain-Kreuzberg (offen)     

Beschlussvorschlag
Anlagen:
1. Version vom 24.10.2008 PDF-Dokument

Ich frage das Bezirksamt:

Ich frage das Bezirksamt:

 

 

1. Wie beurteilt das Bezirksamt die Versorgungssituation für die Bevölkerung hinsichtlich  der haus- und fachärztlichen Versorgung im Bezirk allgemein bzw. in den acht Sozialräumen?

2. Gibt es Bezirksregionen, in denen es ähnlich wie in Teilen Neuköllns zum Wegzug von Haus- und Fachärzten kommt, weil die Ärzte ihre Einkommensmöglichkeiten in anderen Stadtteilen besser beurteilen?

3. Wenn ja, in welchen Bezirksregionen ist eine solche Unterversorgung feststellbar und welche - zumindest mittelbaren - Einflussmöglichkeiten sieht das Bezirksamt?

Sehr geehrte Frau Leese,

 

anbei übersende ich die schriftliche Beantwortung der mündlichen Anfrage.

 

1. Wie beurteilt das Bezirksamt die Versorgungssituation für die Bevölkerung hinsichtlich der haus- und fachärztlichen Versorgung im Bezirk allgemein bzw. in den acht Sozialräumen?

Infolge der Gesundheitsreform wurde die Regionalisierung innerhalb Berlins aufgegeben. Berlin gilt seit dem 01.06.2003 als einheitliche Versorgungsregion. Auf dieser Grundlage gibt es für Berlin und auch für Friedrichshain-Kreuzberg keinen Mangel an Haus- und Fachärzten (Ausnahme Friedrichshain-Kreuzberg: Orthopäden und Anästhesisten). Berlin besitzt sogar eine bessere Ausstattung als vergleichbare Bundesländer.

Grundlage der Zahlen für Friedrichshain- Kreuzberg ist die Bedarfsplanung und Zulassung zur vertragsärztlichen Versorgung in den Berliner Bezirken in den Jahren 2003 bis 2008 nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung. Danach stellt sich der Versorgungsgrad folgendermaßen dar:

 

Friedrichshain-Kreuzberg

 

Veränderungen

von 2003 - 2008

Anästhesisten

  68 %

0

Ärztliche und nichtärztliche Therapeuten

136 %

+ 32

Augenärzte

108 %

- 1

Chirurgen

146 %

0

Gynäkologen

116 %

+ 6

Hausärzte

114 %

- 6

Hautärzte

117 %

+ 1

HNO-Ärzte

101 %

- 1

Internisten

115 %

- 3

Kinderärzte

138 %

+ 1

Nervenärzte

149 %

- 4

Orthopäden

  94 %

- 1

Radiologen

115 %

+ 2

Urologen

100 %

- 1

 

Eine Analyse über die Verteilung von Haus- und Fachärzten bezogen auf die 8 Regionalräume konnte bisher nicht erstellt werden u. a. aufgrund der fehlenden Besetzung der Personalstelle Gesundheitsberichterstattung. Sobald die Stelle voll besetzt ist und der Kindergesundheitsbericht erstellt ist, kann sich in der Plan- und Leitstelle Gesundheit (zukünftig QPK) der Problematik der Versorgungssituation mit Fach- und Hausärzten in Friedrichshain- Kreuzberg gewidmet werden.

Da sich die Versorgungslage lediglich an den Einwohnerzahlen bemisst, lässt sich über die Qualität der Versorgung zur Zeit nur aus Experten- und Betroffenengesprächen berichten. In diesem Zusammenhang werden folgende Probleme benannt:

 

§         Unterschiedliche Wartezeiten bei der Terminvergabe an gesetzlich und privat Versicherte

§         Lange Wartezeiten auf Termin in Facharztpraxen

§         Unzumutbar lange Wege für ältere Menschen und junge Eltern zu Arztpraxen

§         Eingeschränkte Sprechzeiten

§         Zu wenig Hausbesuche

Auch das Gesundheitsamt teilt mit, dass eine Einschätzung der haus- und fachärztlichen Versorgung im Bezirk nur aufgrund von Klientenerfahrungen und Aussagen möglich sei. Danach bestünden im Ortsteil Kreuzberg Schwierigkeiten für ältere Kinder einen Termin beim Kinderarzt zu bekommen. Neugeborene erhielten leichter einen Termin. Zudem werde wiederholt von Schwierigkeiten berichtet, kurzfristig einen Termin bei Fachärzten für Psychiatrie zu erhalten. Bei Fachärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie bestehe eine defizitäre Versorgung im Bezirk (Ortsteil Kreuzberg: 2 Ärzte, Ortsteil Friedrichshain:3 Ärzte -davon z.T. nur mit Erbringung therapeutischer Leistungen

 


2. Gibt es Bezirksregionen, in denen es ähnlich wie in Teilen Neuköllns zum Wegzug von Haus- und Fachärzten kommt, weil die Ärzte ihre Einkommensmöglichkeiten in anderen Stadtteilen besser beurteilen?

Über einzelne Bezirksregionen Friedrichshain-Kreuzbergs kann zur Zeit keine Aussage gemacht werden. Für den Gesamt-Bezirk lassen sich nur geringfügige Zu- und Abgänge beobachten, bei den ärztlichen und nichtärztlichen Therapeuten sind 32 Therapeuten hinzugekommen (2003 – 2008). Sobald eine detaillierte Analyse der Plan- und Leitstelle Gesundheit zu den 8 Bezirksregionen vorliegt, können die Ergebnisse an die entsprechenden Stellen (SenGUV, KV, Pat. Beauftragte o.ä) vermittelt und evtl. Handlungsstrategien entwickelt werden.

Die Gründe für eine Verlegung von Arztsitzen in andere Bezirke sind nicht bekannt. Es ist davon auszugehen, dass die Einkommensmöglichkeiten eine wesentliche Rolle spielen.

3. Wenn ja, in welchen Bezirksregionen ist eine solche Unterversorgung feststellbar und welche - zumindest mittelbaren - Einflussmöglichkeiten sieht das Bezirksamt?


Einflussmöglichkeiten des Bezirksamtes bestehen nicht. Die Abteilung Gesundheit, Soziales und Beschäftigung hat im Sommer vorigen Jahres gegenüber der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz auf die Problematik, mit welcher alle Bevölkerungsschichten konfrontiert sind, aufmerksam gemacht und im Hinblick auf die Gewährleistung einer wohnortnahen ärztlichen Versorgung um Unterstützung auf Landesebene gebeten worden.

 

Zuständig für die Steuerung der Niederlassung von Ärzten in Berlin ist die kassenärztliche Vereinigung. Auf Landesebene gibt es inzwischen eine Initiative, zusammen mit der kassenärztlichen Vereinigung, umzusteuern und den Großraum Berlin wieder in Regionen (nicht nach Bezirken, sondern z.Bsp. Mitte, Nordosten, Nordwesten, Süden) zu unterteilen. Der Staatssekretär versucht aktuell den Landesausschuss (Unterausschuss des gemeinsamen Bundesausschusses) einzuberufen, in welchem die Krankenkassen und die Kassenärztliche Vereinigung vertreten sind. Nur dieser Ausschuss kann eine regionale Unterversorgung und v.a. entsprechende Kriterien feststellen.

 

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

 

Knut Mildner- Spindler

 

 
 

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