Drucksache - DS/0535/III  

 
 
Betreff: Gedenktafeln im Ortsteil Friedrichshain
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:DIE LINKEDIE LINKE
  Pempel, Joachim
Drucksache-Art:Mündliche AnfrageMündliche Anfrage
Beratungsfolge:
BVV Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin Anhörung
28.11.2007 
Öffentliche Sitzung der BVV Friedrichshain-Kreuzberg beantwortet   

Beschlussvorschlag
Anlagen:
1. Version vom 05.12.2007 PDF-Dokument

In Berlin-Friedrichshain sind in den letzten Jahren mehrere Gedenkzeichen

In Berlin-Friedrichshain sind in den letzten Jahren mehrere Gedenkzeichen
zur Erinnerung an den Nationalsozialismus entwendet worden. Im Rahmen des
Gedenkens an den 1992 von Neonazis ermordeten Antifaschisten Silvio Meier
wiesen AnwohnerInnen am 22.11.07 mit einer kleinen Aktion auf fehlende
Gedenktafeln hin.
Ich frage das Bezirksamt:

 

  1. Was kann das Bezirksamt über den Verbleib der in der Anlage aufgeführten Gedenktafeln sagen?

 

  1. Welche Maßnahmen hat bzw. wird das Bezirksamt eingeleitet/einleiten um mit den Gedenktafeln an den genannten Standorten an das Schicksal antifaschistischer WiderstandskämpferInnen zu gedenken?

 

Anlage zur DS/0535/III:

  1. Barnimstraße, Ecke Weinstraße:

 "HIER STAND DAS FRAUENGEFÄNGNIS IN DEM ROSA
LUXEMBURG WEGEN IHRER REVOLUTIONÄREN GESINNUNG INHAFTIERT WAR"
Ehemaliges Frauengefängnis für ca. 300 Widerstandskämpferinnen, letzte
Station vor der Hinrichtung in Plötzensee, 1973 abgerissen

  1. Colbestr.10:

"HIER WOHNTE DER ANTIFASCHIST MAXIMILIAN KUBITZECK GEBOREN AM
31.12.1898 ERMORDET AM 3.10.1933"

  1. Ebelingstr. 5:

"IN DIESEM HAUS WOHNTE DER ANTIFASCHISTISCHE
WIDERSTANDSKÄMPFER
ALFRED FUCHS GEB. 2.2.1905 VON DEN FASCHISTEN ERMORDET AM 2.9.1944 EHRE
SEINEM ANDENKEN"
Gedenktafel für den parteilosen Alfred Fuchs, der als Soldat vom
Kriegsgericht wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt wurde.

  1. Gürtelstr. 20-24:

"ZUM GEDENKEN AN DEN VERDIENTEN ARBEITERSPORTLER UND
ANTIFASCHISTISCHEN WIDERSTANDSKÄMPFER KURT RITTER GEB. AM 31.12.1909
HINGERICHTET AM 28.8.1944 VORBILD UND MAHNER DER JUGEND"

Heidenfeldstraße 3:

"IN DIESEM HAUS WOHNTE DER ANTIFASCHISTISCHE
WIDERSTANDSKÄMPFER ERICH PRENZLAU GEB. 6.7.1895 VON DEN FASCHISTEN
ERMORDET AM 25.9.1944 EHRE SEINEM ANDENKEN"
Führte die Widerstandsorganisation "Kampfbund" an.

Richard-Sorge-Straße 10:

"IN DIESEM HAUS WOHNTE DER ANTIFASCHISTISCHE
WIDERSTANDSKÄMPFER HEINZ NAWROT GEB. AM 31.10.1910 VON DEN FASCHISTEN
ERMORDET AM 11.4.1945 EHRE SEINEM ANDENKEN"
Gedenktafel für Heinz Nawrot, der sich in der sowjetischen
Kriegsgefangenschaft dem NKFD anschloß, Anfang April 1945 mit dem
Fallschirm bei Templin abgesetzt wurde und bei einem Gefecht mit der SS
umkam.

  1. Richard-Sorge-Straße/Ecke Weidenweg:

1895-1944 DR. R. SORGE
Erinnerungstafel für Dr. Richard Sorge, der seit 1929 als Spion für die
Sowjetunion vornehmlich in Asien tätig war. Als er Stalin bzw. die Führung
der UdSSR 1941 auf den drohenden deutschen Überfall hinwies, wurde seiner
Warnung kein Glauben geschenkt. Von der japanischen Geheimpolizei mit
seinen Mitarbeitern festgenommen, richtete man ihn 1944 in Tokio
hin.

  1. Warschauer Str. 46:

"HIER WOHNTE DER ANTIFASCHISTISCHE WIDERSTANDSKÄMPFER GREGOR PINKE GEB. AM 11.7.1898 VON DEN FASCHISTEN ERMORDET AM 9.5.1941 IN BERLIN-PLÖTZENSEE EHRE SEINEM ANDENKEN"
Georg Pinke wurde wegen der Unterstützung von Angehörigen Verfolgter
verhaftet und 1941 ermordet.

  1. Warschauer Str. 47:

"HIER WOHNTE DER ANTIFASCHISTISCHE WIDERSTANDSKÄMPFER
HERBERT FIRL GEB. 29.09.1899 DURCH DIE ENTBEHRUNGEN IM LAGER VERNET,
FRANKREICH, VERSTARB ER AUF EINER ÜBERFAHRT NACH MEXIKO."

  1. Wilhelm-Stolze-Straße 32:

"IN DIESEM HAUS WOHNTE DER ANTIFASCHISTISCHE
WIDERSTANDSKÄMPFER WILLI HEINZE GEB. AM 28.MÄRZ 1910 VON DEN FASCHISTEN
ERMORDET AM 26.2.1945 EHRE SEINEM ANDENKEN"

Frau Klebba:

Ich muss allerdings doch auf die Anlage zu sprechen kommen, aber man kann das sicherlich dann schriftlich dann noch mal im Nachgang bekommen. Zu 1 und 2: Unser Fachbereich Bezirksmuseum hat zuletzt im Juni 2004 eine Bestandsaufnahme aller Gedenktafeln Friedrichshain-Kreuzberg vorgenommen. Im Bezirk Friedrichshain hat die letzte Bestandsaufnahme durch das Kulturamt im Oktober 1996 stattgefunden und folgende Gedenktafeln wurden 1996 schon nicht mehr vorgefunden: das ist die von Alfred Fuchs in der Ebelingstraße, von Kurt Ritter in der Gürtelstraße, von Heinz Nawrot in der  Richard-Sorge Straße und die von Richard in der Richard- Sorgestraße in der Weitringstraße und folgende Tafeln fehlten bei der Bestandsaufnahme 2004: Die von Erich Prenzlau in der Heidenfeldstraße, von Georg Pinke in der Warschauer Straße, von Herbert Firl in der Warschauer Straße und Willi Heinze in der Wilhelm Stolpe Straße. Über den Verbleib der Originaltafeln ist trotz Nachforschungen nichts bekannt geworden und die in der Anlage zur Drucksache jeweils unter 1 genannten beiden Tafeln sind nach dem Kenntnisstand des BA allerdings vorhanden und zwar zur Barnimstraße. Da gibt es ja die provisorische und inzwischen stark verwitterte Tafel von 1994 zur Erinnerung der 300 im Frauengefängnis Barnimstraße inhaftierten Widerstandskämpferinnen. Allerdings wird die Tafel hinsichtlich Esthetik und Ausführung der Gedenkabsicht nicht gerecht und deshalb gab es ja schon einen Beschluss der BVV Friedrichshain im September 1993, an dieser Stelle eine würdige Gedenkstätte zu errichten, allerdings konnte das damals vom BA Friedrichshain nicht realisiert werden. Die BVV Friedrichshain-Kreuzberg hat im Januar 2006 erneut das Thema aufgerufen und dem BA aufgetragen, ein Gesamtkonzept zur Erinnerung an das Frauengefängnis zu entwickeln. In der Ausführung des Beschlusses sind wir ja jetzt im Dezember 2007 einen wirklich großen Schritt voran gekommen, in dem jetzt ein künstlerischer Ideenwettbewerb ausgelobt werden kann, zu dem 7 KünstlerInnen eingeladen werden. Die Senatsverwaltung für kulturelle Angelegenheiten finanziert diesen Wettbewerb mit 23000 € und im Rahmen diesen Wettbewerbes ist auch eine umfassende Bürger- und Expertenbeteiligung vorgesehen. Der Hinweis auf die Gedenktafel in der Colbestraße zu Maximilian Kubitzeck müssen wir noch mal überprüfen. Aus unserer Sicht ist diese Gedenktafel vorhanden und insofern wäre das sozusagen ein weiteres Entwenden, wenn die dort nicht mehr vorhanden ist und als Ersatz für die, in der Anlage unter Nr. 2, 5 und 6 genannten Tafeln hatte der VVN Mitte bis Ende der 90iger Jahre einfache Ersatztafeln aus kostengünstigen Materialien anbringen lassen. Diese Praxis hat sich aus Sicht des BA nicht bewährt, da die Tafeln Wind und Wetter nicht stand hielten und sie nicht Vandalismusresistent sind. Auch der Ersatz durch Stolpersteine im Bürgersteig ist dort, wo es vorher Gedenktafeln gab natürlich nicht der adäquate Ersatz und trotzdem ist ohne enstpr. Spendenmittel nichts Vergleichbares schnell eine Abhilfe möglich. Wünschenswert wäre zur Erinnerung zu unter 2-8 aufgeführten Widerstandskämpfer der Ersatz der Originaltafeln an der Hauswand. Fotos sind dafür in dem Bezirksmuseum vorhanden. Die Realisierung ist aber pro Gedenktafel, kostet zwischen 2500 und 5000 € und darüber hinaus gibt es häufig nicht immer die Bereitschaft der Hausbesitzer, eine Genehmigung der Anbringung der Tafeln zu erteilen und trotzdem gelang es in den letzten Jahren u.a., dass durch das Arrangement von Herrn Schettlinger, ist hier bekannt, Tafeln entweder wieder aufzufinden oder mit Mitteln des QM neu anzufertigen und zu ersetzen, nämlich Tafeln für Georg Klinner in der Grünberger Straße, die Tafel für Karl Pinnow in der Kopernikusstraße und 2 weitere, in der Anlage nicht genannte Tafeln befinden sich wegen Schwierigkeiten mit der Anbringung und Genehmigung, nämlich die von Herbert Neumann und Wilhelm Harnisch noch in der Obhut des Bezirksmuseums. Die Ehrung und das Gedenken an Richard Sorge ist durchaus auch umstritten. Auch erst kürzlich erreichte uns ein Schreiben auch bezüglich der Straße. Inwieweit der Bezirk damit das ehrende Gedenken rechtfertigt und bei Bedarf sollte es eine Befassung in der Gedenktafelkommission geben. Auch das könnte aus der BVV angeregt werden. Insgesamt werden wir immer mit den Schwierigkeiten bezüglich der Erreichung oder Bereitstellung der Finanzmittel zu kämpfen haben. Wir sind dort auf Spenden und Sponsoren angewiesen und trotz engster und strengster Prioritätensetzung ist es uns sehr häufig nicht möglich auf die dringlichsten Anliegen diesbezüglich zu verwirklichen, aber nichtsdesto trotz könnte auch damit die Gedenktafelkommission der Kulturausschuss sich damit befassen, um ein Prioritätensetzung dort erneut vorzunehmen.                  

 
 

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