Auszug - Informations- und Gedenkort am Columbiadamm  

 
 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Kultur und Bildung
TOP: Ö 2
Gremium: Kultur und Bildung Beschlussart: ohne Änderungen im Ausschuss beschlossen
Datum: Di, 15.06.2010 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 18:00 - 19:40 Anlass: außerordentliche
Raum: BVV-Saal
Ort: Yorckstr. 4-11
DS/1685/III Informations- und Gedenkort am Columbiadamm
   
 
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:DIE LINKE/B'90 Die Grünen/WAS-Bstellv. Vorsteher
Verfasser:Assatzk, MirkoBorchard-Klare, Andreas
Drucksache-Art:AntragBeschluss
   Beteiligt:DIE LINKE
 
Wortprotokoll

Der Ausschuss empfiehlt der BVV einstimmig, den Antrag anzunehmen

Der Ausschuss empfiehlt der BVV einstimmig, den Antrag anzunehmen.

 

 

Von den angekündigten ExpertInnen waren anwesend:

Prof. Dr. Wolfgang Benz, Zentrum für Antisemitismusforschung

Prof. Gerhard Baader, Zeitzeuge

Dr. Hans Coppi, VVN-BdA Berlin e.V.

Herr Kühne, Leiter der Abteilung II – Städtebau und Projekte, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung

Dr. Franz Schulz, Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Fachbereich Stadtentwicklung

Dr. Thomas Flierl, Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung im Abgeordnetenhaus von Berlin


Absagen:
Prof. Dr. Nachama,  Stiftung Topographie des Terrors, musste seine Teilnahme kurzfristig absagen. Alice Ströver, Vorsitzende des Ausschusses Kulturelle Angelegenheiten im Abgeordnetenhaus von Berlin, war verhindert.

 

Ergebnis:

1.  Alle Experten unterstützen das Anliegen der DS 1685/III Informations- und Gedenkort am Columbiadamm.
Ob der zu schaffende Erinnerungsort zwingend auf dem authentischen Gelände zu errichten ist, beantworten die Experten unterschiedlich. Fragen des Standortes müssen auf jeden Fall im Rahmen eines Gesamtkonzeptes erörtert und die Frage geprüft werden, ob eine etwaige Bebauung auf dem historischen Gelände hinderlich wäre.

2. Im öffentlichen Bewußtsein wird mit dem Tempelhofer Feld vor allem die Geschichte der Alliierten-Luftbrücke (Rosinenbomber) verbunden. Die Geschichte des KZ Columbia und die Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie auf, unter und in der Umgebung des Tempelhofer Flughafens während der NS-Zeit ist hingegen wenig bekannt. Daher soll ein öffentlicher Diskurs über diese geschichtliche Dimension des Geländes angeregt werden.

Hierfür wäre es wichtig, unverzüglich - nicht erst im Jahr 2017 -  auf dem Tempelhofer Feld ein wie auch immer gearteter provisorischer Ort (Pavillon, Hütte, Box, Container o.ä.) zu schaffen, an dem öffentliche Informations- und Diskussionsveranstaltungen stattfinden können. Nur eine entsprechende Informationstafel aufzustellen, wird als nicht ausreichend erachtet.

 

3. Die Beschäftigung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit der Geschichte des KZ Columbia und der Zwangsarbeit auf, unter und in der Umgebung des Tempelhofer Flughafens während der NS-Zeit steht ganz am Anfang. Sie wurde bisher bei den Überlegungen zur Entwicklung des Tempelhofer Feldes nicht berücksichtigt. Deshalb muss nun unbedingt die Senatsverwaltung für kulturelle Angelegenheiten, die bislang keine eigenständigen Beiträge zum Thema geleistet hat, in die weitere Entwicklungsarbeit für das Tempelhofer Feld einbezogen werden.

 

4. Benötigt wird ein erinnerungspolitisches Gesamtkonzept, das sich mit den verschiedenen historischen Schichten des Tempelhofer Feldes und ihren spezifischen Fragestellungen auseinandersetzt und klärt, wie die verschiedenen historischen Dimensionen sinnvoll in eine Beziehung gesetzt werden. Es sollte auf jeden Fall vermieden werden, dass etwa die Architekturgeschichte des Flughafengebäudes und die Alliiertengeschichte getrennt und losgelöst von der NS-Geschichte dargestellt werden.

 

Beschluss:
Der Ausschuss beschließt die DS 1685/III Informations- und Gedenkort am

Columbiadamm einstimmig.

 

 

 

Elvira Pichler

Ausschussvorsitzende



Anlage 1

 

Ablaufplan der Öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Kultur und Bildung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Friedrichshain-Kreuzberg zur DS 1685/III Informations- und Gedenkort am Columbiadamm

von Elvira Pichler,
Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Bildung der BVV Friedrichshain-Kreuzberg,
mobil 0177 429 1290
Stand: 11.06.2010

 

A. Begrüßung und Vorstellung der ExpertInnen durch die Ausschußvorsitzende

 

B. Anhörung

Erste Runde

 

Prof. Dr. Andreas Nachama (max. 15 Minuten):
1) Welche Funktion und Bedeutung hatte das KZ Columbia-Haus in der NS-Zeit ? 

 

2) Ist es aus Sicht der Stiftung Topographie des Terrors wichtig, bei der Entwicklung des Tempelhofer Feldes einen eigenen Informations- und Gedenkort in Erinnerung an das KZ Columbia-Haus und die ZwangsarbeiterInnen zu schaffen?

 

3) Welcher Standort wäre aus Sicht der Stiftung  Topographie des Terrors ggf.  am geeignetsten?

 

4) Wäre die Stiftung Topographie des Terrors bereit und in der Lage,  ein entsprechendes Gedenkkonzept zu entwickeln und ggf. die Trägerschaft für den Informations- und Gedenkort zu übernehmen?

 

Prof. Dr. Wolfgang Benz (max. 10 Minuten):
1) Ist es aus Sicht des Zentrums  für Antisemitismusforschung wichtig, bei der Entwicklung des Tempelhofer Feldes einen eigenen Informations- und Gedenkort in Erinnerung an das KZ Columbia-Haus und die zur Zwangsarbeit  gezwungenen Menschen zu schaffen? Wenn ja, warum?

 

2) Ist es aus Sicht des Zentrums  für Antisemitismusforschung sinnvoll, dass die Stiftung Topographie des Terrors die Konzeptentwicklung und Trägerschaft für den Informations- und Gedenkort übernimmt?

 

3) Welcher Standort wäre aus Sicht des Zentrums  für Antisemitismusforschung  ggf. am geeignetsten?

 

Prof. Dr. Gerhard Baader, Zeitzeuge (max. 5 Minuten)
1) Ist es aus Ihrer Sicht wichtig, bei der Entwicklung des Tempelhofer Feldes einen eigenen Informations- und Gedenkort in Erinnerung an das KZ Columbia-Haus und die zur Zwangsarbeit  gezwungenen Menschen zu schaffen?

 

2) Welcher Standort wäre aus Ihrer Sicht ggf.  am geeignetsten?

 

Dr. Hans Coppi, Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Berliner VVN-BdA)
(max. 5 Minuten)
1) Ist es aus Sicht der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes wichtig, bei der Entwicklung des Tempelhofer Feldes einen eigenen Informations- und Gedenkort in Erinnerung an das KZ Columbia-Haus und die zur Zwangsarbeit  gezwungenen Menschen zu schaffen?

 

2) Welcher Standort wäre aus Ihrer Sicht ggf.  am geeignetsten?

 

Herr Kühne, Leiter der Abteilung II - Städtebau und Projekte, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (max. 15 Minuten)
1) Beabsichtigt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, bei der Entwicklung des Tempelhofer Feldes einen eigenen Informations- und Gedenkort zu den Themen  KZ Columbia-Haus und Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion  zu schaffen?

 

2) Gibt es konkrete Überlegungen und Planungen, in welcher Weise diese historische Dimension bei der Entwicklung des Tempelhofer Feldes berücksichtigt werden soll?  Wenn ja, welche?

 

3) Wird von der  Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bei der Ausschreibung von Entwicklungsaufträgen und Planungswettbewerben  das Thema KZ Columbia-Haus und Zwangsarbeit berücksichtigt? Wenn ja,  bei welchen Ausschreibungen und in welcher Weise?

 

4) Welcher Standort wäre aus Sicht der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung für ein Informations- und Gedenkort  ggf.  am geeignetsten?

 

5) Welche Pläne hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gegenwärtig für das Gebiet südlich des Columbiadamms? Wie ist der aktuelle Planungsstand?

 

 

Dr. Franz Schulz, Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Fachbereich Stadtentwicklung (max. 5 Minuten)
1) Ist es aus Sicht des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg wichtig, bei der Entwicklung des Tempelhofer Feldes einen eigenen Informations- und Gedenkort in Erinnerung an das KZ Columbia-Haus und die zur Zwangsarbeit  gezwungenen Menschen zu schaffen?

 

2) Welcher Standort wäre aus Ihrer Sicht für ein Informations- und Gedenkort  ggf.  am geeignetsten?

 

3) Welche Position hat das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg zu den Plänen der Senatsverwaltung  für Stadtentwicklung für das Gebiet  südlich des Columbiadamms?

 

 

Dr. Thomas Flierl, Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung im Abgeordnetenhaus von Berlin (max. 5 Minuten)
1) Ist es aus Ihrer Sicht wichtig, bei der Entwicklung des Tempelhofer Feldes einen eigenen Informations- und Gedenkort in Erinnerung an das KZ Columbia-Haus und die zur Zwangsarbeit  gezwungenen Menschen zu schaffen?

 

2) Welcher Standort wäre aus Ihrer Sicht für ein Informations- und Gedenkort  ggf.  am geeignetsten?

 

3) Wie bewerten Sie die gegenwärtigen Plänen der Senatsverwaltung  für Stadtentwicklung für das Gebiet  südlich des Columbiadamms?

 

 

Offene Runde für Fragen der BVV-Verordneten (max. 35 Minuten)

 

Schlussrunde/Resümee (max. 25 Min.)

 

Gez. Elvira Pichler
Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Bildung der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg

 

 

Anlage 2 zum Protokoll der Öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Kultur und Bildung der BVV Friedrichshain-Kreuzberg am 15.06.2010

TOP Öffentliche Anhörung zur DS 1685/III Informations- und Gedenkort am Columbiadamm

 

 

Wortprotokoll der Redebeiträge von
Herrn Kühne, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, und
Herrn Dr. Thomas Flierl, Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung im Abgeordnetenhaus von Berlin
(Aufgrund eines technischen Problems gibt es von den anderen Wortbeiträgen keine Tonaufnahme.)

 

Herr Kühne:“Es wurde eben schon erwähnt, die Senatsbaudirektorin Frau Lüscher hat sich im parlamentarischen Raum auch schon dazu geäußert. Es ist unserem Haus sehr deutlich, dass es ein hohes öffentliches Interesse am Flughafen Tempelhof als historischen Ort gibt. In den öffentlichen Auseinandersetzungen der letzten Jahre hat natürlich stark die Nachkriegszeit eine Rolle gespielt das Luftbrücken. Und Alliiertenthema. Dazu hat es ja auch schon eine Reihe von Vorüberlegungen gegeben, beispielsweise perspektivisch das Alliiertenmuseum an den Standort Tempelhof zu verlagern, aber es ist auch darauf hingewiesen worden, es hat ja vor allem in den 80iger Jahren eine intensive Auseinandersetzung mit dem Standort Tempelhof und den anderen Standorten und in der Stadt als Orte des Terrors im Nationalsozialismus gegeben. Da gibt es ja sehr gute inhaltliche Grundlagen.

 

Wir gehen davon aus, dass wir uns bei der Entwicklung von Tempelhof mit den unterschiedlichen historischen Schichten auseinander setzen müssen. Wir sind allerdings konzeptionell in jeder Hinsicht am Anfang der Entwicklung. Wir erwarten auch, dass es auch im Abgeordnetenhaus, also nicht nur in diesem Gremium, auch ganz klare politische Aufträge dazu geben wird und die werden wir in unserer Konzeptentwicklung für den Standort natürlich auch berücksichtigen. Wir sind gerade dabei, mit unserem Entwicklungsträger, der gerade gegründet wird, Herr Steindorf ist ja hier anwesend, das Leitbild für den Standort zu konkretisieren, auch eine politische Beschlussfassung über Investitionen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten auf den Weg zu bringen und damit wird natürlich dann auch der politische Rahmen abgesteckt, was an diesem Standort stattfinden soll. Ich gehe davon aus, dass diese historischen und politischen Themen in jedem Falle zum Auftragsspektrum gehören werden, das wir aus dem Abgeordnetenhaus bekommen.

 

Wir haben uns in diesem Jahr zunächst sehr stark bei unserer Arbeit auf die Vorbereitung und Durchführung der Eröffnung der Freiflächen für die Bevölkerung konzentriert und sind natürlich auch in diesem Zusammenhang dann auch schon gefragt worden, wie wollen wir mit diesem Thema umgehen. Jetzt, wo man dieses Gelände begehen kann, ist der Zeitpunkt gekommen, wo man sich mit solche Fragen  nicht mehr nur abstrakt auseinander setzen kann und muss, sondern einerseits in die Diskussion einsteigen muss, und vor allem auch auf Entdeckung gehen kann.

Wenn man sich einen Stadtplan oder einen Lageplan aus den 40iger Jahren ansieht, dann sieht man vieles sehr deutlich, was heute ohne weiteres nicht mehr nachvollziehbar ist. Also neben diesem monumentalen Flughafengebäude, das wir heute vor uns haben, gab es damals den Zwanzigerjahreflughafen. Es gab aber auch eine Vielzahl von kriegsbedingten Infrastrukturen, Barackenlagern, es gab Zwangsarbeiterlager, also das Gelände war in den Randbereichen trotz des Flugbetriebs intensiv besetzt und vieles ist jetzt unmittelbar nicht mehr zu sehen, also nicht nur das Columbia-Haus, und insofern können wir einerseits auf eine sehr gute Dokumentationslage zurück greifen. Wir werden uns aber bemühen, die authentischen Orte aufzuspüren und auch heraus zu finden, was tatsächlich noch Vorort an Relikten vorhanden ist. Also das ist eine Frage, die dann hin bis zu archäologischen Untersuchungen führen wird. Wir haben in Berlin inzwischen ja sehr viel Erfahrungen mit dem Umgang mit solch vergleichbaren Orten, wenn man Vergleiche überhaupt anstellen will, wie man sich an eine solche Aufgabe heran macht.

Es gibt ja in den letzten beiden Legislaturperioden (…?) sind ja Gedenkkonzepte für die Erinnerungen an die beiden Diktaturen des 20. Jahrhunderts erarbeitet worden. Diese Konzepte sind ja auch so angelegt, dass sie auf Ergänzungen und Vertiefungen vorbereitet sind und in diesem Zusammenhang gibt es ja auch bewährte Arbeitsstrukturen. Wir werden uns bemühen dazu schnell in eine enge Zusammenarbeit mit der Kulturverwaltung zu kommen, die ja auch im Senat die Federführung für die Gedenkpolitik hat. Wir hatten ja gerade Eröffnungsveranstaltungen zu Projekten die zeigen, dass diese Arbeit ja auch sehr kurzfristig zu Erfolgen führen kann. Die Bernauer Strasse ist ja gerade als Gedenkstätte eröffnet worden, auch die Topographie des Terrors nach einem sehr langen Weg. Und insofern sind wir in meiner Einschätzung nicht nur mir den Sachverständigen sehr gut aufgestellt. Wir haben bewährte Arbeitsstrukturen und, das ist ja auch schon angeklungen, wir haben vor allem in der Stadt auch inzwischen die Institutionen, die bereit und in der Lage sind, sich auch qualifiziert mit diesen Themen auseinander zu setzen.

 

Ich habe persönlich auch mit Herrn Nachama dazu Gespräche geführt. Auch er war zunächst mal mit der Vollendung des Topographie-Standortes  beschäftigt und ich habe jetzt zum Monatsende auch die naheliegenden Akteure, also vom Deutschen Historischen Museum, Topographie des Terrors, Alliiertenmuseum und weitere eingeladen. Wir wollen sozusagen ein Auftaktgespräch führen, um zu sehen, was die Verwaltungen in ihren Möglichkeiten, aber auch was die Institutionen und was externe Partner leisten können, um uns mit dieser Thematik auseinander zu setzen. Wir werden sicherlich dafür auch sehr viel externen Sachverstand benötigen. Das ist eigentlich üblich, dass solche Projekte mit einem qualifizierten Beirat auch begleitet werden und wir wissen, dass auch, wenn man mit ersten Schritten, also ganz kurzfristige Maßnahmen im Auge hat, also z.B. solch eine Hinweistafel erst mal auf den Ort aufmerksam zu machen oder dann bestimmte Zieljahre, wie 2013 ins Auge zu fassen, dass das in der Regel ein relativ langer Weg ist, bis ein Konzept dann inhaltlich gereift ist, bis politische Beschlüsse dazu gefasst sind und dann auch eine Finanzierung gesichert ist.

 

Es wurde ja hier schon darauf hingewiesen, dass wir es hier nicht mit einem lokalem Thema zu tun haben, sondern auch mit einem Thema, dessen Bedeutung mehr als gesamtstädtisch ist. Es ist üblich für solche Projekte ja dann auch die Bundesseite mit einzubinden, was nicht zuletzt dann auch für Finanzierungsspielräume wichtig ist. Insofern wollte ich jetzt nur kurz umreißen, wir nehmen diese Aufgabe sehr ernst. Wir würden gerne auch kurzfristig jetzt Zeichen setzen. Wir bemühen uns, nachdem wir viele Menschen, die auf dem Weg in den Park sind , auch in diesen Bereichen herumirren sehen, wir bemühen uns, die Zugänglichkeit vom Columbiadamm aus kurzfristig auch herzustellen und würden auch gerne in diesem Zusammenhang dann eine erste Hinweistafel an diesen Ort anbringen, in dem Bewusstsein, dass man über das Konzept und auch die Einbindung in die Berliner Gedenkstättenlandschaft sicherlich noch intensiv nachdenken muss und vor allem auch in Bezug zu den anderen historischen Spuren und den anderen historischen Themen, die mit dem Standort verbunden sind.

 

Auf Nachfrage:

Herr Kühne:

In ihren Fragen wurde ja auch ganz gezielt nach Verfahren gefragt. Sie werden morgen in der Presse und in den Medien nachvollziehen können, dass wir jetzt gerade einen Wettbewerb durchgeführt haben zur Gestaltung der zukünftigen Parklandschaft. Der größte Teil des Geländes, also die zentralen 200 ha sollen ja als Park gestaltet werden, aber auch bei diesen Planungsschritten sind wir im Moment noch in einer sehr groben Maßstabsebene. Andererseits müssen wir uns mit dem Standort, über den wir heute hauptsächlich sprechen, Standort Columbia-Haus, intensiv auseinandersetzen, weil wir im nächsten Jahr, im Anschluss an diesen Parkwettbewerb einen Wettbewerb durchführen werden, der sich mit einer internationalen Gartenschau auseinandersetzt, die 2017 im Bereich Columbiadamm ihren Schwerpunkt haben soll. lnsofern werden wir durchaus relativ bald, relativ konkret werden müssen, um dann sicher zustellen, dass wir mit den Ambitionen für eine Neugestaltung nicht noch weiter Spuren verwischen und auch klar wissen, also für alle Seiten, in welchem Umfang und mit welchem Anspruch dann diese historische Spurensicherung und vor allem dann auch Ausstellung und Dokumentation berücksichtigt werden müssen.

 

Andererseits ist es ja schon angeklungen, der authentische Ort verpflichtet ja auch nicht , das Gedenken jetzt an einen ganz bestimmten Punkt zu konzentrieren und für Tempelhof ist ja bezeichnend, dass wir ein Übermaß an Raum haben, aber sowohl im Freien als auch im Gebäude und insofern wird es sicherlich auch keine Konflikte zwischen den unterschiedlichen Gestaltungsansprüchen und Entwicklungsansprüchen geben und ich gehe davon aus, dass man sich dann auch relativ zügig darüber verständigen kann, welche Orte auf den Freiflächen und welche Bereiche im Gebäude sich besonders für diese Thematik eignen.“

 

 

Dr. Thomas Flierl:“Lassen Sie mich zunächst ganz allgemein sagen, dass eine Entwicklung von Tempelhof ohne historische Aufarbeitung gar nicht denkbar ist und dass Herr Kühne ja sehr sensibel und differenziert geschildert hat, wie es dazu kommt, dass die Stadtentwicklungsverwaltung zu diesem Zeitpunkt diesen Auftrag erkannt hat, das aber bisher bei den Ausarbeitungen für Tempelhof kein Gegenstand war und dass auch die Kulturverwaltung bisher keine eigenständigen Beiträge dazu geleistet hat.

 

Es scheint sich jetzt abzuzeichnen, deshalb bin ich sehr dankbar für die Ausführungen von Herrn Kühne, dass wir im Rahmen auch der Koalition mit der Senatsverwaltung darüber sprechen werden, wie es denn jetzt zu einem Gesamtkonzept kommt. Ich kann sagen, dass für die beiden Regierungskoalitionen es da  Gesprächsansätze gibt, dass es da Ideen für ein Antragsverfahren gibt, das diesen hier umrissenen oder  angedeuteten Auftrag näher konkretisieren sollte.

 

Mein spezielles Interesse, das ist auch schon angedeutet worden, hängt natürlich damit zusammen, dass ich in anderer Funktion, an anderer Stelle mit diesem Thema befasst war und in der Tat meine, wir brauchen ein Gesamtkonzept, das aber nicht sozusagen globalistisch argumentiert, sondern sich mit den einzelnen historischen Schichten und ihren spezifischen Fragstellungen und Möglichkeiten von Aufklärung auch auseinandersetzt. Und insofern bin ich auch außerordentlich dankbar, dass hier aus dem Bezirk durch lokale Initiativen oder auch durch ihre Initiative dieser Anhörung dem Aspekt des Columbia-Hauses der NS Geschichte, der Verfolgungsgeschichte, ja eben auch der Zwangsarbeiter, der Kriegswirtschaft, die ja zusammen mit ihren territorialen, infrastrukturellen Verbindungen ins Umfeld eine lebensgeschichtliche Perspektive und produktionsgeschichtliche Perspektive eröffnet, die bisher noch gar nicht hinreichend im öffentlichen Bewusstsein ist und auch der Luftkriegsstützpunkt, also die militärstrategische Bedeutung zur NS Zeit noch nicht hinreichend im öffentlichen Bewusstsein.

 

Es ist tatsächlich so, dass für die westberlinisch geprägte und dann gesamtberlinisch geprägte Erinnerungskultur natürlich die Alliiertengeschichte, die Luftbrücke, dominant war und das nun ein Gesamtkonzept braucht, wie die verschiedenen, historischen Schichtungen, Ereignisse, Kapitel sinnvoll zu einander in Beziehung gesetzt werden. Das macht auch notwendig, dass man die unterschiedlichen Räume und die Orte identifiziert, wenn man Zwangsarbeit darstellen will oder Zwangsarbeitlager, die entlang des Columbiadamms zu identifizieren sind und mit möglichen Bebauungsabsichten kollidieren. Das muss man erörtern, inwiefern das ein Hinderungsgrund ist und wie man damit umgeht, aber es gibt natürlich auch die Arbeitsstätten in den unterirdischen Geschossen, wo montiert und fabriziert wurde. Und es gibt natürlich dann die hier schon erwähnte Geschichte des Columbia-Hauses selber als Ort der politischen Verfolgung.

 

Ich kann auch nur empfehlen, dass man den Gedanken des Columbia-Hauses und daran anknüpfend der Zwangsarbeitgeschichte der Kriegswirtschaft des Luftkriegsstützpunktes letztlich natürlich auch der Architekturgeschichte des Gebäudes man sich konzentriert zuwendet und das NS-Thema auch einen kompetenten, übergreifenden Partner geben sollte. Ich fände es ganz misslich, wenn sich, wie es ja in manchen Nutzungsentscheidungen sich schon darstellt, das Hauptgebäude als großes imposantes Werk der Architekturgeschichte darstellt und der legendären Alliiertengeschichte und dass es dann davon abgeteilt einen Bereich gäbe, der sich mit einer NS-Verfolgungsgeschichte beschäftigt und das dann gewissermaßen auseinander fällt und es da quasi ein Luftfahrtmuseum gibt, vielleicht noch mit Alliiertenmuseum zusammen - quasi eine historische ILA oder so etwas -, und dann gibt es da noch einen NS-Ort.

Da muss man aufpassen, dass das nicht auseinander fällt.

 

Das muss nicht in einem abstrakten Parcour münden, wie ....(Coppi).... befürchtet, dass man da verschiedene Stationen hat, die alle nichts miteinander zu tun haben. Es geht schon in die Spezifik. Also ich glaube, dass die Ankernutzung und da kann ich auch aus eigener Erfahrung anknüpfen, wie wir es in Schöneweide gemacht haben mit der Stiftung Topographie des Terrors. Es  gab eine lokale Initiative die mit diesem Standort , dass vor aller Augen - eben im Wohngebiet - ein Barackenlager noch vorhanden war, dass dies zu einem Informations- und Gedenkort aufgearbeitet wurde und dies als Außenstelle, als Zweigstelle der Topographie des Terrors mit lokaler Anbindung Unterstützung möglich war. Das schien mir hier auch sehr sinnvoll zu sein, was die Aspekte Columbiadamm u.ä. angeht, zu tun.

Ob man das auf dem Freigelände macht oder im Gebäude oder an welcher Stelle des Gebäudes mit Blick auf dieses Gelände oder an anderer Stelle, muss man prüfen. Aber das Gelände ist aber so groß, dass man es quasi eine nicht eine Hauptdarstellung irgendwo fabriziert, die man sicherlich braucht, um das Gebäude und Gelände überhaupt an einem zentralen Ort zu erschließen und dann gibt’s quasi noch ein Nebenthema, das mal das zentrale eigentlich zeitgeschichtliche eigentlich ist. Also, dieses Problem, wie man die Geschichte sinnvoll aufbereitet , zusammenfasst und dann doch in eine vernetzte Struktur fasst, die Eigenständigkeiten und auch eigene Partner einbringt, das scheint mir sinnvoll zu sein.

 

Und insofern werden wir auch auf der Basis ihre Anhörung im Abgeordnetenhaus, wenn wir ihre Materialien dann bekommen, weiß nicht, ob es da eine Abschrift gibt oder was, würde ich auch den anderen Fraktionen dann zur Verfügung stellen, sodass der Diskussionsprozess dann im Abgeordnetenhaus möglich sein sollte. Also, nicht auseinander fallen, aber auch nicht alles in eine Gesamtdarstellung gleichschalten, sondern eben in der Differenzierung erlebbar machen und dennoch auch Neugierde und Interesse für die Vielzahl von Orten wecken. und deswegen wäre ich auch sehr stark auch für eine Einbindung der Stiftung Topographie des Terrors. Ich bedaure das auch sehr, dass heute niemand da ist, aber man kann das persönliche Interesse von Andreas Nachama bezeugen, mit dem wir auch Gespräche hatten, hier mit zu wirken und auch mit den lokalen Initiativen ein Bündnis, so wie in Schöneweide einzugehen.

 

 

 Gez. Elvira Pichler

Ausschussvorsitzende                                                                                                                                                                                                                              

 

 
 

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