Drucksache - 0300/4  

 
 
Betreff: Charlottenburg-Wilmersdorf für die UN-Behindertenrechtskonvention, auch bei der Berliner-Verkehrs-Gesellschaft
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:SPD/Grüne 
Verfasser:Wuttig/Wittke/Dr.Vandrey/Kaas Elias 
Drucksache-Art:AntragVorlage zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Beratung
16.08.2012 
11. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen   

Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Antrag
Beschluss
Vorlage zur Kenntnisnahme

Die BVV möge beschließen:

Die BVV hat in ihrer Sitzung am 16. August 2012 beschlossen:

 

Das Bezirksamt wird aufgefordert im Rat der Bürgermeister dahingehend tätig zu werden, dass die BVG weiterhin uneingeschränkt das automatische Absenken des Busses beim Ein- und Ausstieg gewährleistet.

 

Der BVV ist bis zum 30.09.2012 zu berichten.

 

Das Bezirksamt teilt hierzu Folgendes mit:

 

In Reaktion auf den Beschluss der BVV teilt die BVG mit Schreiben vom 2. Oktober 2012 Folgendes mit:

 

Die BVG ist seit Jahrzehnten aktiver Partner des Berliner Senats in allen Fragen des öffentlichen Nahverkehrs und hat mit ihrem gut vernetzten und weitreichenden Angebot einen großen Anteil an der Attraktivität unserer Stadt als Wohn-, Geschäfts- und Arbeitsort. Auch auf dem Weg zum barrierefreien Ausbau des Berliner ÖPNV sind wir ein gutes Stück vorangekommen: Von den 173 U-Bahnhöfen sind inzwischen 98 stufenlos zu erreichen noch in diesem Jahr werden es 100 sein. Und auch für den Einkauf neuer Fahrzeuge ist die Niederflurigkeit längst zum Standard geworden. Bestes Beispiel dafür ist sowohl unsere neue Flexity-Straßenbahn als auch unser Busfuhrpark, der zu 100 % aus Niederflurwagen besteht.

 

Daher ist es gut, dass zur Standardausstattung aller Linienbusse auch die Funktion des Kneelings gehört, die Fahrgästen bei Bedarf einen leichteren Ein- und Ausstieg ermöglicht. Dieses normalerweise auf Knopfdruck auszulösende Absenken haben wir hier in Berlin vor einigen Jahren auf ein an jeder Haltestelle automatisch erfolgendes Absenken abändern lassen.

 

Leider hat dieser Dauereinsatz einige Nachteile mit sich gebracht. So klagen unsere Fahrerinnen und Fahrer, die diesen Vorgang in einer Schicht 200 Mal und öfter mitmachen müssen, über starke Rückenbeschwerden und auch unsere Kunden – übrigens viele ältere Fahrgäste unter ihnen beklagen, dass sie sich durch das ständige Ab und Auf gestört fühlen.

 

Da die Mechanik der Busse dies mehrere hundert Mal an einem Tag bewältigen muss, kommt es hier zu Verschleißerscheinungen, die wiederum zu einem höheren und nicht immer berechenbaren Reparaturaufwand führen. Dies wiederum schränkt dann leider auch die Einsatzfähigkeit unserer Busse ein.

 

Darum planen wir, die Busse wieder an den europaweiten Standard anzupassen und die Fahrzeuge wie in anderen Großstädten auch immer bei Bedarf absenken zu lassen. Dies wird durchaus auch von behinderten Fahrgästen begrüßt.

 

[]

 

Wer das Kneeling wünscht, signalisiert dies per Knopfdruck. Wir werden die bisherige Taste, die mit einem Rollstuhl- bzw. Kinderwagensymbol versehen ist, verändern und in eine Komforttastefür alle Fahrgäste umgestalten. D. h. auch Menschen, die sich heute nicht trauen, die Taste zu drücken, weil sie denken, sie sei nur für Rollstuhlnutzer und Kinderwagen gedacht, werden ermuntert, sie zu nutzen. So gibt es keine Diskriminierung bestimmter Personengruppen und auch keine Diskussionen zwischen Fahrgästen und Fahrerpersonal über den Anspruch auf das Kneeling.

 

Dieses Verfahren testen wir seit Mitte 2011 in 150 Eindeckerbussen und seit dem 1. August 2012 zusätzlich in ca. 400 Doppeldeckerbussen. Statt sich wie bisher automatisch an jeder Haltestelle um 3 cm abzusenken, werden sie seit dem 1. August 2012 bei Bedarf um 7 cm gesenkt. Im Rahmen des Tests werden folgende Schritte unternommen:

 

?      Bei einer durch die Marktforschung durchgeführten Vorher-/Nachherbefragung werden die Meinungen und Eindrücke unserer Fahrgäste zum Thema Kneeling ermittelt.

 

?      Verschleiß und Reparaturaufwand sowie Kraftstoffverbrauch und Umwelt belastende Emissionswerte werden beobachtet.

 

?      Um sicher zu gehen, dass alle Fahrgäste ausreichend informiert werden, wird die zweite Testphase durch einen speziellen Kommunikationsauftritt begleitet.

 

Nach dem Abschluss des Tests im 1. Quartal 2013 werden die Testdaten ausgewertet und in den darauf folgenden Wochen der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

Da die Argumentation nachvollziehbar ist, hält das Bezirksamt es für nicht sinnvoll, eine Beratung im Rat der Bürgermeister zu initiieren und bittet den Beschluss als erledigt zu betrachten.

 

 

 

Reinhard Naumann                                                                      Marc Schulte

Bezirksbürgermeister                                                        Bezirksstadtrat


 

 
 

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