Drucksache - 0194/4  

 
 
Betreff: Keine Energie für den Energiebericht?
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion Bündnis 90/Die Grünen 
Verfasser:Dr.Vandrey/Kaas Elias/Gusy 
Drucksache-Art:Große AnfrageGroße Anfrage
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Beratung
26.04.2012 
8. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin beantwortet   

Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Große Anfrage
Beantwortung

Wir fragen das Bezirksamt:

Wir fragen das Bezirksamt:

 

1.      Für wie viele Gebäude erhebt der Bezirk im Jahr die Energieverbrauchsdaten, berichtet darüber und erstellt eine Gesamtbewertung der Gebäude?

 

2.      Wieso berichtet das Bezirksamt nur über drei Gebäude, ohne dabei einen spezifischen Verbrauch anzugeben?

 

3.      Wie hoch ist der Durchschnittsverbrauch aller Liegenschaften im Bezirk?

 

4.      Welche Strategie verfolgt das Bezirksamt, um den Energieverbrauch zu senken und welche Maßnahmen resultieren daraus?

 

5.      Mit welcher Strategie will das Bezirksamt bis wann seine Pflicht erfüllen, eine Gesamtbewertung aller Gebäude des Bezirks abzugeben?

 

 

Frau Vorsteherin, meine Damen und Herren, lieber Herr Gusy, ich hoffe, mit der Bemerkung „ganz traue ich dem Laden nicht“ aus Ihrer Begründung haben Sie eben nicht meine Abteilung oder das Bezirksamt gemeint, sondern vielleicht haben Sie damit zum Ausdruck bringen wollen, dass vielleicht eine Zahl nicht richtig ist, aber bei dem Rest gehe ich nicht davon aus, so wie wir uns kennen, das gemeint haben. Im Einzelnen beantwortet das Bezirksamt die Große Anfrage wie folgt:

 

Zu 1. und 2.

Das Bezirksamt berichtet, meine Damen und Herren und das haben wir Ihnen mit der Beantwortung der Drucksache Nr. 843/3 und Nr. 1878/3 exemplarisch für ein Dienstgebäude, nämlich hier für das Rathaus Wilmersdorf, für ein Schulgebäude, nämlich für die ehemalige Rudolf-Diesel-Schule, jetzt integrierte Sekundarschule in der Eisenzahnstraße und für eine Sporthalle, nämlich die Wilmersdorfer Gretel-Bergmann-Sporthalle.

 

Die Darstellung, Herr Gusy, des spezifischen Verbrauchs war nicht Gegenstand der Beauftragung durch die Bezirksverordnetenversammlung. Wenn Sie selbst sagen, Sie haben die Drucksachen noch da, dann schauen Sie mal rein und vielleicht sollten wir uns auch mal darüber verständigen, was unter dem spezifischen Energieverbrauch zu verstehen ist? Nicht, dass wir irgendwie aneinander vorbeireden. Darunter ist der Energieverbrauch pro Einheit zu verstehen, z. B. wie die Menge an Heizenergie für eine Wohnung pro Quadratmeter und Jahr aussieht. Bezogen auf das Gebäude würde der spezifische Energieverbrauch z. B. heißen, bezogen auf eine Schule, wie viel Menge an Heizenergie wurden pro Quadratmeter Schulgebäude pro Jahr aufgebracht/angewandt?

Diese Frage, meine Damen und Herren, ist völlig uninteressant, weil, welche Aussagekraft hätte sie denn? Weil, die eine Schule, in der findet z. B. abends noch Unterricht z. B. der Musikschule statt. In der anderen Schule haben sie regelmäßig die Vermietung der Sporthalle von Sportvereinen. Die nächste Schule z. B. ist eine Schule mit einem Anteil von behinderten Kindern, wo sie eine ganz andere Ausstattung haben, ganz andere Quadratmeterzahlen haben. Das heißt, Sie sehen schon an drei Schulgebäuden, allein durch die unterschiedliche Ausstattung und durch die unterschiedliche Nutzung oder an dem Unterschied zwischen Grundschule und Gymnasium mit unterschiedlichen Fachräumen, dass sie natürlich in den Schulgebäuden ganz unterschiedliche Energieverbrauchswerte haben und das auf den Quadratmeter jeweils runterzurechnen, welchen Mehrwert hätte diese Aussage für Sie? Dann wüssten Sie, dass an einer Grundschule evtl. 9,8 % weniger Energie durchschnittlich pro Quadratmeter verbraucht wird, als in einem Gymnasium. Was Ihnen die Aussage hilft, ist mir ehrlich gesagt nicht ganz klar. Auf jeden Fall will ich festhalten, dass die BVV uns nie beauftragt hat, den spezifischen Energieverbrauch darzustellen.

 

Insbesondere erlaube ich mir auch den Hinweis, dass Schulen, die eine Mensa haben, z. B. einen ganz anderen Energieverbrauch haben, als die Schulen, die sie nicht haben. Und Schulen mit Ganztagsbetreuung natürlich wieder anders aussehen, als Schulen ohne Ganztagsbetreuung. Also, insofern würde hier die Ermittlung des spezifischen Energieverbrauchs im keinen Verhältnis zum Nutzen stehen.

Darüber hinaus sehen wir uns auch nicht in der Lage, wie von Ihnen gefordert, dass wir eine Gesamtbewertung der Gebäude vornehmen. Woraus soll sich diese jeweilige Bewertung ergeben? Weil der Energieverbrauch ist insbesondere abhängig von der Art der Nutzung und von der Menge der Nutzung. Insofern ist es sicherlich nicht die Aufgabe einer Immobilienverwaltung, eine Bewertung vorzunehmen und zu sagen, in diesem Haus wird weniger Energie verbraucht als in jenem, ohne das wir dann darauf abstellen, was tatsächlich in dem Haus passiert.

 

Ihre Aufforderung, die Sie damals gestellt haben, nämlich, dass wir die Energieverbrauchsdaten aller Liegenschaften des Bezirks ermitteln und darstellen sollen, haben wir damals zurückgewiesen, weil wir gesagt haben, das ist personell nicht leistbar. Wir müssten dann über bezirkseigene Gebäude die Verbrauchswerte ermitteln und darstellen. Also, vom großen Rathaus über die Schule, die Sporthalle bis hin zu Revierunterkünften, Kiosken, zu temporären Liegenschaften, wie z. B. der Erholungsanlage im Volkspark Jungfernheide oder von Liegenschaften, die wir teilweise ganz oder an Dritte zur Nutzung abgegeben haben, wie z. B. die Jugendeinrichtung im Eichhörnchensteig. Also, insofern bleibt das Bezirksamt bei seiner Auffassung, dass es sicherlich nicht sinnvoll ist, für alle Immobilien die Verbrauchswerte zu erfassen und darzustellen. Was wir Ihnen aber gerne zusagen können ist, dass wir uns (ich komme bei 5. noch einmal dazu) beim Energiebericht für die 69 großen Liegenschaften, die etwa 80 % des Verbrauchs ausmachen, die Energieverbrauchsdaten Ihnen im kommenden Energiebericht darstellen, wobei man sagen muss, auch dort ist es dann teilweise ein Stückchen ungenau, weil es Schulen gibt, wo es nur eine Messstelle gibt, für den gesamten Schulkomplex, z. B. für die Waldschulallee, die ja aus vielen Einzelgebäuden besteht oder auch für die Helen-Keller-Reinfelder-Schule und die Ernst-Adolf-Eschke-Schule. Also, insofern werden wir da auch nicht pro Gebäude Werte angeben können, weil es eben für die Waldgrundschule nur eine Messstelle für alle Pavillon- und Gebäudeteile zusammen gibt.

 

Zu 3.

Den Durchschnittsverbrauch aller Liegenschaften im Bezirk ermitteln wir natürlich auch nicht. Weil, was hätten wir denn davon, wenn wir wüssten, dass pro Quadratmeter einer Liegenschaft des Bezirks so und soviel Strom, so und soviel Wärme  und so und soviel Wasser verbraucht wird? Was hätten wir davon? Ich sage noch mal, wir haben sowohl Liegenschaften, wie eine Revierunterkunft, als auch ein Rathaus. Beides ist miteinander überhaupt nicht vergleichbar. Insofern Herr Gusy, und da haben Sie ja schon selbst ein wenig drauf abgestellt, ist der Durchschnittsverbrauch sicherlich nicht sinnvoll. Ich will Ihnen das noch mal an zwei Zahlen klarmachen:

 

Das Rathaus Charlottenburg hat einen jährlichen Fernwärmeverbrauch von etwa 4 Millionen Kilowattstunden und das Jugendfreizeitheim Anne Frank von 132.000. Wenn ich aus beiden den Durchschnitt bilde, dann entsteht der völlig unrealistische Eindruck, dass Anne Frank eine Energieschleuder ist und dass das Rathaus Charlottenburg sehr energiesparsam ist und beides würde nicht stimmen. Also insofern, meine Damen und Herren werden wir sicherlich Ihnen darstellen, weil das auch keinen Sinn machen würde.

 

Zu 4.

Das Bezirksamt hat sich schon weit vor meiner Verantwortung seit den 90er Jahren bemüht, aktiv die Energieverbrauchswerte zu senken, um damit zum Einen den Schutz der Umwelt voranzutreiben und zum Anderen aus ganz monetären Überlegungen heraus die entsprechenden Kosten für den Bezirk zu senken.

Dazu hat es auch mehrfach BVV-Beschlüsse gegeben und es ist über viele Jahre kontinuierlich durchgeführt worden. Mittlerweile sind wir soweit, dass die größtmöglichen Einsparpotenziale inzwischen vollständig ausgeschöpft sind und wir bei der Frage der Amortisation auch darauf achten müssen, ob Maßnahmen überhaupt noch sinnvoll durchgeführt werden können. Die Strategie des Bezirksamtes besteht jetzt daraus, die bisherigen Einsparerfolge stabil zu halten und noch ggf. weitere kleinere Einsparpotenziale zu generieren. Wobei wir auch eines ganz deutlich sagen müssen, ich hatte schon ein Stück weit darauf hingewiesen. Durch die zunehmend intensivere Nutzung von Gebäuden entstehen natürlich auch höhere Verbrauchswerte. Wir hatten in den Schulen früher keine Mensen und Cafeterien und durch diesen Einbau, Sie können sich vorstellen, was eine Mensa oder eine Cafeteria verbraucht, sind natürlich die Werte gestiegen und wir haben heute die Situation, überlegen Sie, was zu Ihrer Schulzeit im Klassenraum stand, da stand vielleicht ein Overheadprojektor, der hatte 250 Watt oder 300 und dann war es gut und heute befinden sich in manchem Klassenraum 30 Computer und eine entsprechendes Wideboard usw. und alles frisst. Also, meine Damen und Herren, Sie sehen, hier hat es eine ganz andere Entwicklung gegeben, was wir übrigens dadurch nachvollziehen können, dass wir inzwischen vielen Schulen die Stromversorgung verändern müssen, weil die Entagenversorgung inzwischen häufig durchknallt und die Sicherungen rausfliegen, weil natürlich heute richtig der Saft rausgezogen wird.

 

Ich kann Ihnen das z. B. mal an der Rudlof-Diesel-Schule exemplarisch zeigen. Wir hatten 1995 dort 136.000 Kilowattstunden Stromverbrauch pro Jahr. Wir haben in 2009 103.000, also 33.000 Kilowattstunden weniger. Wir haben 1995 für diesen Energieverbrauch etwas über 17.000,-- Euro gezahlt und haben in 2009 etwas über 18.000,-- Euro bezahlt. Also, wir haben deutlich weniger Energie verbraucht, aber unsere Kosten sind natürlich gestiegen. Aber, das will ich auch sagen, hätten wir nicht Energie eingespart, wären die Stromkosten bei knapp 25.000,-- Euro. Also, insofern ist Energie einsparen nicht nur ein umweltpolitisches Gebot, sondern aus der Sicht des Haushalts ein ganz erforderlicher Punkt.

Und lassen Sie mich abschließend noch sagen, was haben wir bisher getan? Versickerung von Niederschlagswasser auf dem eigenen Grundstück. Wärmedämmung an Fassaden und Dächern. Austausch von Einfachverglasungen, natürlich Einhaltung der Energiesparverordnung, und zwar der jeweils aktuellen bei Neu-, Umbau und Erweiterungsbauten, hydraulischer Abgleich von Heizungsanlagen, Einbau von Thermostatventilen zur Drosselung des Verbrauchs, Einsatz von Präsenzmeldern, um nicht unnötig Strom auf den Gängen und den Räumen zu verbrauchen, Einsatz von wassersparenden Armaturen und Spülkästen, Optimierung von Lüftungsanlagen, Modernisierung von Warmwasserbereitungsanlagen und Kesselanlagen, Einbau von Blockheizkraftwerken, zur Verfügungstellung von Dächern für Solarenergie, die Nutzung von Erdwärme bei einem Gebäude am Maikäferpfad und, meine Damen und Herren, auch das ist wichtig, die Aufgabe von Gebäuden bzw. weniger Nutzung von Quadratmetern durch die Mitarbeiter. Wenn Mitarbeiter bisher 19 qm nutzten und in fünf/sechs Jahren durchschnittlich nur noch 13 qm, dann haben wir weniger zu heizen und brauchen weniger Strom. Also, insofern ist auch letztlich die Aufgabe dieses Rathause, unterm Strich eine Energieeinsparmaßnahme.

Und ich bin mir auch bewusst, dass es manchmal nicht beliebt ist, eine meiner ersten Entscheidungen vor über die zehn Jahren war die Beseitigung des Warmwassers auf allen Toiletten in diesem Rathaus, ich werde heute manchmal noch kritisch von dem Einen oder Anderen, insbesondere im Winter, angesprochen. Aber solche Entscheidungen müssen sein.

 

Zu 5.

Der letzte Satz, Frau Vorsteherin. Wir werden für das Verbrauchsjahr 2010 den Energiebericht vorlegen nach der Sommerpause. Und für das Verbrauchsjahr 2011 dann in 2013. Der Grund für die verspätete Vorlage liegt darin, dass wir die entsprechenden Abrechnungen für das Verbrauchsjahr auch erst immer in der Mitte des Folgejahres bekommen.

 

Gröhler

Bezirksstadtrat

 


 

 
 

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