Auszug - Entwicklungsplan für die bezirkliche Seniorenarbeit  

 
 
40. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Soziales, Gesundheit und Arbeit
TOP: Ö 10
Gremium: Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Arbeit Beschlussart: ohne Änderungen im Ausschuss beschlossen
Datum: Do, 24.09.2015 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 18:55 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Gertrud-Bäumer-Saal
Ort: Otto-Suhr-Allee 100, 10585 Berlin
1333/4 Entwicklungsplan für die bezirkliche Seniorenarbeit
   
 
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:SPD/Grüne 
Verfasser:Wuttig/Dr.Vandrey/Wapler 
Drucksache-Art:AntragVorlage zur Kenntnisnahme
 
Wortprotokoll
Beschluss
Abstimmungsergebnis

Der Vorsitzende empfiehlt die Änderung des Berichtszeitraumes auf den 31

Der Vorsitzende empfiehlt die Änderung des Berichtszeitraumes auf den 31.03.2016.

 

BV Kaas Elias glaubt, dass der Antrag in die richtige Richtung geht und erklärt, dass die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen dem Antrag beitreten.

 

BzStR Engelmann informiert über die bereits begonnene intensive Arbeit und lobt die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Gerontopsychiatrisch-Geriatrischen Verbund Charlottenburg-Wilmersdorf (GPV). BzStR Engelmann beantragt Herrn zu Eulenburg vom GPV das Wort zu erteilen (wird zugestimmt).

 

Herr zu Eulenburg führt aus, dass dementielle Erkrankungen als Alzheimer- Demenz (~ 70% der Demenzerkrankungen), vaskuläre Demenzen (verursacht durch Durchblutungsstörungen) und als Lewy-Körper-Demenz (~10% der Erkrankungen) vorkommen. Die Differenzierung ist für die Demenzerkrankung an sich weniger wichtig, allerdings für die Prognose der zukünftig zu erwartenden Krankheitszahlen, denn nur die Häufigkeit der vaskulären Demenzen lassen sich durch einen gesünderen Lebensstil der Bevölkerung beeinflussen.

 

Die Daten der Alzheimer Gesellschaft Berlin aus 2009 weisen für Charlottenburg-Wilmersdorf 4.900 Personen mit Demenz aus. In Bezug auf die Altersklassen der Erkrankten kann man folgende Aussage treffen:

 

Altersklasse 65-79 : 1.350 Personen

Altersklasse 80-84: 1.080 Personen

Altersklasse 85-89: 1.300 Personen

Altersklasse 90+: 1.200 Personen

 

Die Altersklassen 65-79 und 90+ zusammengenommen haben also annähernd gleichviel Erkrankungen wie die Altersklasse 80-89. Für die Frage der Häufigkeit der Erkrankung spielt bei der Alzheimer Krankheit hauptsächlich das Alter eine Rolle, weniger der Gesundheitsstatus. Bevölkerungsberechnungen wie die der Bertelsmann Gesellschaft, nach der die Altersgruppe 80-89 binnen der nächsten 12 Jahre um 75% ansteigen wird , müssen darum besonders alarmierend wirken, da der wesentlich bessere Gesundheitsstatus der kommenden Alterskohorte für die Alzheimer Krankheit selbst wenig Hoffnung gibt, auch wenn zu mindestens die gesundheitlichen Rahmenbedingungen bessere sind.

 

Das Thema Demenzen ist in der Bevölkerung als solches weit besser angenommen, so dass wir weniger Probleme mit der gesellschaftlichen Stigmatisierung haben. Auch kulturell und in religiöser Hinsicht wird das Phänomen der Demenz zurzeit stark thematisiert bzw. verarbeitet. Leider ist im deutschen Gesundheitswesen durch die strenge Trennung von

Kostenträgern und Leistungserbringern kein einheitliches Casemanagement bei Demenz möglich und auch nicht abzusehen.

 

Die Versorgung demenzerkrankter Menschen erfolgt aktuell zu 70% durch Familienangehörige. Die Tendenz ist hier schlecht (-50% bis 2030), die Familiengrößen sinken kontinuierlich, Einzelhaushalte müssen schon sehr früh stationäre bzw hohen professionellen Aufwand in Anspruch nehmen. Die pflegerische Situation steht und fällt mit der Frage der Personalsituation. Bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen sind keine Steigerungen bei den Beschäftigtenzahlen mehr zu erwarten, Neuzugänge können nur sehr knapp den Bestand erhalten (Durch mehrere Verbundpartner bestätigt).

 

Damit steht für die Versorgung der künftigen Alterskohorten vermutlich kein Personal zur Verfügung, was nur durch massive Veränderung der Personalschlüssel aufgefangen werden kann. Im weiteren westlichen Europa ist die Situation ähnlich, so dass hier keine zusätzlichen Kräfte zu erwarten sind. Der Aufbau zusätzlicher stationärer Kapazitäten bzw. von Wohngemeinschaften wird durch die Steigerungen der Immobilienpreise im Bezirk zusätzlich erschwert. Zusammenfassend kann gesagt werden: Die Versorgung von Menschen mit Demenz ist zur Zeit auf einem vergleichsweise hohen Niveau, die Veränderungen bei den demographischen Werten machen eine grundsätzliche Neukonzeption der Demenzversorgung nötig, will man bei veränderten Rahmenbedingungen zu mindestens die aktuelle Versorgungsqualität halten.

 

Herr zu Eulenburg schlägt vor, dass ein Pflege- und Gesundheitsplan mit in den Antrag aufgenommen werden sollte und im nächsten Jahr ein Workshop oder Runder Tisch stattfinden soll.

 

Der Vorsitzende sieht eine Diskussion des Zahlenwerkes der Bertelsmann Gesellschaft eher auf der Landes- oder Bundesebene, hält den Vorschlag eines Runden Tisches für sehr gut und kann sich eine Ergänzung des Antrags ebenfalls vorstellen. Er fragt das Bezirksamt, ob es in der Lage ist bis 31.03.2016 eine entsprechende Vorlage zu erarbeiten, die arbeits-und zielfördernd ist. BzStR Engelmann führt aus, dass die Arbeit im Bezirksamt hierzu bereits begonnen hat und nennt beispielhaft das Projekt 80+. Hinsichtlich der gewünschten Vorlage sieht er eine Erarbeitung durchaus realistisch, sofern die Zusammenarbeit mit dem GPV weiterhin möglich ist.

 

BV Süß und BV Eurskens empfiehlen den Antrag in der vorliegenden Fassung zu belassen und den vorgeschlagenen Workshop durchzuführen mit dem Ziel später einen gesonderten Antrag einzureichen. Der Vorsitzende schlägt vor, dass die SPD-Fraktion und die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zur nächsten BVV einen Extraantrag „Entwicklungsplan Pflege“ einreichen sollen und empfiehlt, dass im Januar 2016 eine Arbeitsgruppe, zu der alle Fraktionen eingeladen werden, zusammentreten und einen Vorschlag für zukünftiges Handeln erarbeiten soll, welcher Verbesserungen der Betreuung der an Demenz leidenden Charlottenburg-Wilmersdorfer Bürger/innen beinhaltet.

 

Der Vorsitzende stellt den Antrag mit geändertem Berichtszeitraum zur Abstimmung.

 

Der Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Arbeit

 

Der Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Arbeit

empfiehlt der BVV,

die BVV möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird aufgefordert, einen Handlungs- und Entwicklungsplan für die bezirkliche Seniorenarbeit aufzustellen.

 

Dieser soll im Einzelnen mindestens folgende Komponenten enthalten:

 

  1. Evaluierung der bisherigen Angebote im Hinblick auf künftig zu erwartende Bedarfe,
  2. Formulierung neuer Ziele unter Berücksichtigung des demografischen Wandels,
  3. Mögliche Umsetzungsmöglichkeiten mit Darstellung der hierzu benötigten Ressourcen.

 

Der BVV ist bis zum 31.03.2016 zu berichten.

 

Abstimmungsergebnis:

Abstimmungsergebnis:

 

dafür:              einstimmig              dagegen:                       Enthaltung:             

 
 

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