Auszug - Erinnerung an Wilhelmine von Lichtenau (1753-1820)  

 
 
12. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Weiterbildung und Kultur
TOP: Ö 5
Gremium: Ausschuss für Weiterbildung und Kultur Beschlussart: mit Änderungen im Ausschuss beschlossen
Datum: Mi, 07.11.2012 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:10 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Gertrud-Bäumer-Saal
Ort: Otto-Suhr-Allee 100, 10585 Berlin
0347/4 Erinnerung an Wilhelmine von Lichtenau (1753-1820)
   
 
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Grüne/CDU/SPD 
Verfasser:Kaas Elias/Dr.Vandrey/Pöthe/Klose/Wuttig 
Drucksache-Art:AntragVorlage zur Kenntnisnahme
 
Wortprotokoll
Beschluss
Abstimmungsergebnis

BV Pöthe begrüßt Herrn Hagemann und begründet den geänderten Antrag

BV Pöthe begrüßt Herrn Hagemann und begründet den geänderten Antrag. In der Gedenktafelkommission wurde von Frau von der Lieth (Leiterin Fachbereich Kultur) vorgeschlagen, die Senatskanzlei - Kulturelle Angelegenheiten für eine Finanzierung der Stele anzufragen.

 

Herr Hagemann ist dankbar für die Initiative von BV Pöthe. Wilhelmine von Lichtenau hat bis heute mit den Vorurteilen als Mätresse von Friedrich Wilhelms II. von Preußen zu kämpfen, allerdings trafen sich in ihrem Haus die namhaften Intellektuellen von Berlin.

 

BV Dr. Timper erklärt, dass die SPD-Fraktion dem Antrag beitritt.

 

BD Matthes fragt, ob eine Stele nicht zu teuer in der Anschaffung und Unterhaltung ist.

 

BV Pöthe erklärt, dass die Finanzierung in der Gedenktafelkommission geklärt wird und die Stele ca. 6 – 7 T€ kostet.

 

BzStR Gröhler erörtert, dass der Pflegeaufwand schwer einzuschätzen ist, da z. B. Vandalismusschäden nicht beziffert werden können, daher ist die Abgabe der Unterhaltung an ein Unternehmen vorstellbar.

 

 

Der Ausschuss für Weiterbildung und Kultur

Der Ausschuss für Weiterbildung und Kultur

empfiehlt der BVV,

die BVV möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird gebeten sich gemeinsam mit der Gedenktafelkommission bei den zuständigen Stellen dafür einzusetzen, am Standort des ehemaligen Anwesens von Wilhelmine von Lichtenau - eine der wenigen Frauen, die in der preußischen Geschichtsschreibung zu dauerhafter Bekanntheit gelangten - am Charlottenburger Ufer, auf Höhe der Dampferanlegestelle, eine geeignete Stele aufzustellen, die mit Text und Bildern (leichte Sprache, Deutsch/Englisch) zum Ausdruck bringt,

 

a.     dass Wilhelmine von Lichtenau die bestimmende kreative Kraft einiger der bedeutendsten und wegweisenden Kunstwerke der Innenarchitektur des preußischen Frühklassizismus war (Die Ausstattung des Jagdschlosses Grunewald 1794 sowie der Winterkammern im Charlottenburger Schloss 1796, die Gestaltung der Neuen Flügel des Marmorpalais im Neuen Garten in Potsdam 1797 und das Gesamtkonzept des Schlosses auf der Pfaueninsel gehen auf sie zurück.),

b.     dass die zeitgenössische Wertschätzung des Lichtenauschen Geschmacks (klare Formen, schlicht, streng, bescheiden) sich in mannigfaltigen Übernahmen ihrer Mobiliargestaltung, Wandgestaltung, Bildprogramme ausdrückte (zu sehen z. B. beim Vater des späteren Lehrers Karl Friedrich Schinkels, David Gilly, der 1797 die Sommerresidenz des Kronprinzenpaares in Paretz und das Sommerhaus für Königin Friederike Luise in Freienwalde gestaltete),

c.      dass Lichtenau die Wegbereiterin des Biedermeier war,

d.     dass der Blick auf ihr Werk aber durch eine negative Legendenbildung verhindert wurde, und sich in der Rezeption der Schinkelsche Klassizismus in Preußen etablierte, als hätte er kein (weibliches) Vorbild gekannt,

e.     welche Fläche das Lichtenausche Grundstück in unmittelbarerer Nähe des Charlottenburger Schlosses umfasste (Es lag zwischen dem Spreeufer im Norden, der Brauhofstraße im Süden und reichte seit dem Erwerb der Brauereigrundstücke 1787 bis zur Spreestraße – heute Wintersteinstraße - im Osten. Im Westen wurde das Grundstück zuletzt 1791 von ihr erweitert und integrierte die noch durch es hindurchführende Wilmersdorfer Straße. Auf dem Parkgelände befanden sich 1797 ein Haupthaus, ein Gotisches Haus, ein runder Tempel, ein Felsentor, ein Altes Gehöft, ein Spielplatz, ein Graben und eine Meierei).

 

Das Bezirksamt wird außerdem gebeten, auf Grundlage der neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnisse (Dr. Alfred P. Hagemann: „Wilhelmine von Lichtenau – Zur Rolle der Auftraggeberschaft im Preußischen Frühklassizismus“, Fakultät I Geisteswissenschaften der TU Berlin, 2006) eine Ausstellung im Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim zu Wilhelmine von Lichtenau zu organisieren.

 

Die Finanzierung der Stele ist über Sponsoren sicherzustellen.

 

Ursprungstext:

Das Bezirksamt wird gebeten, sich gemeinsam mit der Gedenktafelkommission dafür einzusetzen, am Standort des ehemaligen Anwesens von Wilhelmine von Lichtenau am Charlottenburger Ufer eine Gedenktafel anzubringen. Das Grundstück umfasste die Fläche zwischen dem Spreeufer im Norden, der Brauhofstraße im Süden und reichte seit dem Erwerb der Brauereigrundstücke 1787 bis zur Spreestraße – heute Wintersteinstraße - im Osten. Im Westen wurde das Grundstück zuletzt 1791 von ihr erweitert und integrierte die noch durch es hindurchführende Wilmersdorfer Straße. Auf dem Parkgelände befanden sich 1797 ein Haupthaus, ein gotisches Haus, ein runder Tempel, ein Felsentor, ein Altes Gehöft, ein Spielplatz, ein Graben und eine Meierei.

Der Gedenktafelkommission ist dafür folgender Text vorzuschlagen:

 

Das früher an das Charlottenburger Ufer angrenzende Grundstück

gestaltete und bewohnte

von 1777 bis zu ihrer Verbannung 1797

Wilhelmine von Lichtenau (geborene Encke)

19.12.175309.06.1820

 

Sie war die bestimmende kreative Kraft einiger der bedeutendsten und wegweisenden Kunstwerke der Innenarchitektur des preußischen Frühklassizismus. Die Ausstattung des Jagdschlosses Grunewald 1794 sowie der Winterkammern im Charlottenburger Schloss 1796, die Gestaltung der Neuen Flügel des Marmorpalais im Neuen Garten in Potsdam 1797 und das Gesamtkonzept des Schlosses auf der Pfaueninsel gehen auf sie zurück. Am Todestag Friedrich Wilhelms II. wurde sie wegen ihrer Nähe zu ihm verhaftet, ihr Besitz wurde enteignet. Trotz Freispruch wurde sie auf die Festung Glogau verbannt und ihr Werk und Wirken verleugnet. 1811 kehrt sie nach Berlin zurück.

 

Wenn die Finanzierung durch das Bezirksamt nicht gewährleistet werden kann, sind Sponsoren zu suchen

 

Abstimmungsergebnis:

Abstimmungsergebnis:

 

dafür:              einstimmig              dagegen:                       Enthaltung:             

 
 

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