Theater des Westens

Theater des Westens. 2022

Theater des Westens .

Der Architekt Bernhard Sehring errichtete das Theater 1895-97 als eklektizistischen Bau in einer Stilmischung zwischen Palladianismus und Jugendstil, “altdeutschem” Fachwerk und Backstein. Sehring lebte damals in dem ebenfalls von ihm gebauten Künstlerhaus St. Lukas, der Fasanenstraße 13. Er hatte für den Theaterbau den ehemaligen Kohlenplatz der Meierei Bolle selbst erworben und blieb bis zu seinem Tod 1949 unter großen finanziellen Schwierigkeiten und mit verschiedenen Partnern und Betreibern Eigentümer der Theaters, das als privates Musiktheater auf Gesellschafterbasis gegründet wurde. Seine Geschichte ist ebenso bunt wie sein Äußeres: Es firmierte unter anderem unter den Namen “Goethe-Theater” und “Große Volksoper”. In einer Nische steht die Figurengruppe “Berlin und Charlottenburg”.

Am 1. Oktober 1896 wurde das Theater mit dem Märchenspiel “1001 Nacht” von Holger Drachmann eröffnet. Seit 1898 nutzte der Intendant Max Hofpauer das Haus für Opernaufführungen. Am 5. Okktober 1904 gastierte Enrico Caruso mit “La Traviata”, sagte aber wegen der negativen Kritiken alle weiteren Vorstellungen ab. Seit 1909 spielte Direktor Max Monti vor allem Operetten. Am 25. August 1912 wurde das Haus durch eine Brandkatastophe weitgehend zerstört, bald danach aber wieder aufgebaut. 1921 gründete Trude Hesterberg im Soutterain des Theaters ihre Wilde Bühne. 1922 wurde das Theater von der gemeinnützigen Aktiengesellschaft “Große Volksoper” übernommen. Trude Hesterberg muss ihre Wilde Bühne nach einem Kabelbrand am 16. November 1923 aufgeben. An ihre Stelle tritt das “Tütü” von Wilhelm Bendow und schließlich 1930 bis zur Zwangsschließung durch die Nationalsozialisten das “Tingeltangel” von Friedrich Hollaender.
Nach dem Zweiten Weltkrieg beginnt am 15. Juni 1945 die “Städtische Oper im Theater des Westens”, die heutige Deutsche Oper Berlin mit “Fidelio”, zunächst bis 1947 unter dem Intendanten Michael Bohnen, dann bis 1960 unter Heinz Tietjen und Carl Ebert.

Figurengruppe an der Straßenseite, 9.7.2010, Foto: KHMM

Figurengruppe an der Straßenseite

Nachdem 1961 die Deutsche Oper in ihr neues Haus an der Bismarckstraße gezogen war, eröffnete am 1. Okotber 1961 Intendant Hans Wolffer das Theater des Westens als Musical- und Operettentheater mit der deutschsprachigen Erstaufführung von “My Fair Lady”. Das Erfolgsstück wurde zwei Jahr en suite gespielt und machte die Gattung Musical in Deutschland populär. In der Folge gastierten Johannes Heesters in der “Lustigen Witwe”, Zahrah Leander und Marika Rökk im “Land des Lächelns”, Freddy Quinn in “Heimweh nach St. Pauli” und Vico Torriani im “Weißen Rössl”. Am 30. Dezember 1978 wurde das Haus nach einem Konkurs unter der Intendanz von Karl Vibach mit dem Musical “Cabaret” wiedereröffnet. Im Herbst 1980 fand hier die deutsche Erstaufführung des Musicals “A Chorus Line” statt.
Von 1984 bis 1999 leitete der Tänzer, Sänger, Regisseur und Choreograph Helmut Baumann das Haus zunächst als künstlerischer Direktor unter dem Intendanten Götz Friedrich, seit 1993 als Intendant. Nach einer kompletten Renovierung wurde am 14. Dezember 1984 mit dem Musical “Guys and Dolls” wiedereröffnet. Helmut Baumann gab seinen Einstand als Regisseur und Hauptdarsteller am 23. Oktober 1985 mit “La Cage aux Folles” (Ein Käfig voller Narren). Es wurde ein triumphaler Erfolg: Zehn Jahre lang wurde das Stück immer wieder in den Spielplan aufgenommen. 1988 inszenierte Götz Friedrich die Gershwin-Oper “Porgy and Bess”. Im November 1998 wurde Elmar Ottenthal neuer Intendant.
2002 verkaufte der Senat das Theater an den privaten Musical-Konzern Stage Holding; die Immobilie blieb allerdings im Landesbesitz. Nach Umbauten war am 26. September 2003 die Premiere des Musicals “Les Misérables”, am 6. April 2005 “3 Musketiere”, am 5. August 2006 “Aida – Das Musical”, am 10. Dezember 2006 “Tanz der Vampire” von Roman Polanski, am 20. April 2008 “Elisabeth”, am 7. Dezember 2008 “Der Schuh des Manitu”, am 21. Oktober 2010 “We Will Rock You” von Ben Elton über die Rockgruppe Queen.
Am 25. Oktober 2011 wurde eine Gedenktafel für die Wilde Bühne enthüllt, die 1921 von Trude Hesterberg im Soutterain des Theaters gegründet wurde.
vg. auch Delphi-Filmpalast