Aufarbeitung der SED-Diktatur mit 2,1 Mio. Euro gefördert

Pressemitteilung vom 16.01.2025

Mittel des Berliner Aufarbeitungsbeauftragten flossen 2024 an 35 Projekte und Initiativen in Berlin

Der Berliner Beauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (BAB) hat im vergangenen Jahr 35 Projekte im Land Berlin gefördert, die sich mit der Geschichte der SBZ/DDR und den Folgen der deutschen Teilung beschäftigen. Insgesamt flossen im vergangenen Jahr rund 2,1 Millionen Euro an die Projektträger. Das sind rund 200.000 Euro mehr als 2023.

Mit insgesamt knapp 731.000 Euro ging mehr als ein Drittel der Gesamtfördersumme an Einrichtungen, die Verfolgte der SED-Diktatur in Fragen der Rehabilitierung beraten oder psychosoziale Unterstützung anbieten. Erstmals erhielt die Anlauf- und Beratungsstelle für Menschen mit Heimerfahrung, ABH e. V., Fördergelder des BAB für das Projekt „Unser Haus“. Betroffene von Heimerziehung erhalten dort traumasensible Beratung und Unterstützung. Der Verein baut außerdem ein Archiv und ein Zeitzeugennetzwerk auf. Weitere Mittel flossen an die Beratungsstelle Gegenwind, das Bürgerbüro e. V., die Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft e. V. und die Vereinigung der Opfer des Stalinismus e. V. Diese Einrichtungen informieren über die Möglichkeiten einer strafrechtlichen, verwaltungsrechtlichen und beruflichen Rehabilitierung sowie über mögliche Unterstützungsleistungen. Darüber hinaus bieten sie soziale und psychosoziale Beratung an.

„Viele ehemals politisch Verfolgte benötigen auch heute noch professionelle Hilfe, um mit den psychischen und sozio-ökonomischen Folgen von Haft, Verfolgung und beruflicher Benachteiligung umgehen zu können“, sagt der Berliner Aufarbeitungsbeauftragte Frank Ebert.
„Die Erfahrungen, die viele mit den DDR-Behörden gemacht haben, hallen oft so deutlich nach, dass die Unterstützung von Beratungsstellen notwendig ist, um überhaupt Ämter kontaktieren und Rehabilitierungen und Entschädigungen beantragen und durchsetzen zu können.“

Für historisch-politische Bildung hat der BAB 2024 Fördermittel in Höhe von knapp 1,4 Millionen Euro vergeben. Die Höhe der Zuwendungen reicht von knapp 2.000 Euro bis zum mittleren sechsstelligen Bereich. Größte Einzelempfängerin ist die Robert-Havemann-Gesellschaft e. V. (RHG), die insgesamt rund 690.000 Euro erhielt. Die RHG unterhält das bundesweit größte Archiv der DDR-Opposition zur Dokumentation von Geschichte und Erfahrungen von Opposition und Widerstand in der DDR und betreibt die Open-Air-Ausstellung „Revolution und Mauerfall“ im Innenhof der ehemaligen Stasi-Zentrale, des heutigen Campus für Demokratie. Sie wird vom Bund und vom Land Berlin hälftig gefördert.
Ein Teil der Fördermittel ging an Projekte zum 35. Jahrestag des Mauerfalls. So wurde zum Beispiel das Mauerfilmfest am 9./10. November 2024 unterstützt. Die Veranstalter zeigten an beiden Tagen Kurz- und Animationsfilme, Dokumentationen, Ausschnitte aus Nachrichtensendungen sowie kurze Spielfilme und Fernsehproduktionen. Mittel flossen auch an ein Grundschulprojekt zum Mauerfall sowie an den Friedenauer TSC e. V. für die Ausrichtung des 33. Mauerfall-Gedenkturniers, eines Fußballturniers für Jugendmannschaften aus verschiedenen Berliner Bezirken.

Der BAB förderte auch die Begleitveranstaltung zur Ausstellung „China ist nicht fern“ der Axel Springer Freedom Foundation. Die Ausstellung erinnerte an die Demokratiebewegung in China 1989 und ihre gewaltsame Niederschlagung sowie die Reaktionen darauf in der DDR. Bei der Abendveranstaltung am 7. November 2024 im Asisi Panorama berichteten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen von den Ereignissen in China und in der DDR vor 35 Jahren.

Die Agentur DDR Fotoerbe erhielt für die Ausstellung „Blickwechsel. Ost-Berlin und die DDR aus der Sicht von Pressefotografinnen“ Fördermittel des Berliner Aufarbeitungsbeauftragten. Die Foto-Ausstellung ermöglichte einen Einblick in die Vielfalt und den Wandel der DDR-Pressefotografie anhand von Fotos aus Ost-Berlin zwischen 1970 und 1990. Zudem wurde die Rolle von Fotografinnen in den DDR-Medien thematisiert.

Fördermittel gewährte der BAB auch für eine Tape- und Vinylproduktion der Punk-Band Planlos, von deren Auftritten zuvor nur wenige Mitschnitte existierten. Die Band spielte in der Ost-Berliner Subkultur eine wichtige Rolle. Aufgrund ihrer explizit politischen Texte geriet sie in Konfrontation zum SED-Regime und zur Staatssicherheit, sodass sie sich infolge des Drucks 1983 auflöste.

Die Gesamtübersicht über die Projekte, die der BAB 2024 gefördert hat, ist auf der Webseite des Berliner Aufarbeitungsbeauftragten abrufbar. Für das Jahr 2025 stehen dem BAB laut Haushaltsplan des Berliner Senats rund 2,15 Millionen Euro für die Projektförderung zur Verfügung.