25. Bundeskongress zur Aufarbeitung der SED-Diktatur vom 20. bis 22. Mai in Rostock

Aufarbeitung. Ein bleibendes Thema für Betroffene, Gesellschaft und Politik

Um den Stand der Aufarbeitung der SED-Diktatur ging es vom 20. bis 22. Mai 2022 in Rostock. Beim 25. Bundeskongress der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Folgen der kommunistischen Diktatur sowie der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur treffen sich rund 200 Vertreterinnen und Vertreter von Verfolgtenverbänden und Aufarbeitungsinitiativen.

Drei große Fragen standen in diesem Jahr im Mittelpunkt: Welche Formen der Aufarbeitung stehen Politik, Gesellschaft und dem Einzelnen zur Verfügung? Was braucht es neben juristischer Aufarbeitung und finanzieller Entschädigung? Wie gelingt es, mit dem erfahrenen Unrecht und den erlittenen Verletzungen zu leben? Dabei richtete sich der Blick nicht nur auf die Erfahrungen mit der Aufarbeitung der SED-Diktatur, sondern auch darüber hinaus auf die Erfahrungen in postsowjetischen Gesellschaften, wie z.B. in Zentralasien.

Podiumsgespräch im Rahmen des 25. Bundeskongresses 2022

Podiumsgespräch beim 25. Bundeskongress 2022 in Rostock

Der jährlich stattfindende Kongress, 2022 turnusgemäß ausgerichtet von der Landesbeauftragten für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur Anne Drescher, ist die einzige Plattform, bei der Vertreter von über 40 Verbänden aus allen Bundesländern ihre Anliegen austauschen und Forderungen artikulieren.

Mit dem Ende des SED-Staates vor nunmehr 32 Jahren begannen die Debatten um die Anerkennung von Unrecht, die strafrechtliche Verfolgung der Täter sowie die Rehabilitierung und Entschädigung der Opfer. Die SED-Unrechtsbereinigungsgesetze von 1992/1994 und ihre Novellierung 2019 waren wichtige Meilensteine auf diesem Weg. Sie mussten zum Teil hart erkämpft werden, nicht zuletzt von den Betroffenenverbänden und Aufarbeitungsinitiativen. Trotz allem Erreichten sind insbesondere bei den Betroffenen, aber auch gesellschaftlich eine Reihe von Wunden und Narben zurückgeblieben

Publikum beim 25. Bundeskongress 2022 in Rostock

Den Festvortrag zur Eröffnung am Freitag, 20. Mai 2022, hielt Helga Schubert unter dem Titel „Die Diktatur ist die Täterin. Oder?“. Helga Schubert ist Schriftstellerin und Psychologin, wurde in der DDR vom MfS observiert und war Pressesprecherin des Zentralen Runden Tisches in der DDR. 2020 erhielt sie für ihre Erzählung „Vom Aufstehen“ den Ingeborg-Bachmann-Preis.

Gruppenbild vom 25. Bundeskongress Aufarbeitung

Über den Dächern von Rostock: Sachsen-Anhalts Landesbeauftragte Birgit Neumann-Becker, Brandenburgs Landesbeauftragte Dr. Maria Nooke, Andreas Tesche, 1. Vizepräsident des Rostocker Stadtrats, Autorin Helga Schubert, Berlins Aufarbeitungsbeauftragter Tom Sello, die sächsische Landesbeauftragte Dr. Nancy Aris, Dr. Anna Kaminsky, Direktorin der Bundesstiftung Aufarbeitung, der Thüringer Aufarbeitungsbeauftragte Dr. Peter Wurschi und Gastgeberin Anne Drescher, Landesbeauftragte von Mecklenburg-Vorpommern

Am Samstag, 21. Mai 2022, standen Fragen der juristischen und politischen Aufarbeitung im Vordergrund des Kongresses. Dazu hatten der langjährige Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Hacker, der Staatsanwalt Thomas Bardenhagen und Prof. Dr. Anja Mihr vorgetragen und sich in drei parallelen Gesprächsforen mit den Teilnehmern ausgetauscht.

Am Sonntag, 22. Mai 2022, gaben mit Prof. Dr. Michael Linden und Prof. Dr. Dr. Andreas Maercker zwei namhafte Wissenschaftler und Therapeuten einen Einblick in neueste Forschungsergebnisse zur Verarbeitung von Traumata und leidvollen Erfahrungen.

Seinen Abschluss fand der Bundeskongresses in der Petrikirche, einem authentischen Ort des Aufbruchs von 1989 in Rostock, mit einer öffentlichen Gedenkveranstaltung in Form einer ökumenischen Andacht, die durch die Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Kristina Kühnbaum-Schmidt, und für das Erzbistum Berlin (für den Landesteil Vorpommern) durch Dompropst Prälat Tobias Przytarski gestaltet wurde.