BAB trauert um Reinhard Schult

Reinhard Schult, 1951 – 2021

Reinhard Schult, 1951 – 2021

Nachruf auf einen guten Freund, langjährigen Mistreiter und unvergessenen Kollegen

Reinhard Schult ist tot. Er starb am vergangenen Wochenende kurz nach seinem 70. Geburtstag nach langer schwerer Krankheit.

Schult war einer der profiliertesten Bürgerrechtler der DDR. Geprägt hat ihn die kirchliche Jugendbewegung. Am Sprachenkonvikt, der kirchlichen Hochschule in Ostberlin, studierte er kurzzeitig Theologie. Den Waffendienst bei der Nationalen Volksarmee verweigerte er und wurde Bausoldat. Im Jahr 1979 wurde Schult wegen „öffentlicher Herabwürdigung“ zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. In der Folge engagierte er sich zunehmend in der Menschenrechts- und Friedensarbeit, insbesondere im Friedenskreis Friedrichsfelde und in der Kirche von Unten.

Reinhard Schult (recht) auf einer Pressekonferenz des Neuen Forums, Anfang der 1990er Jahre

Reinhard Schult (recht) auf einer Pressekonferenz des Neuen Forums, Anfang der 1990er Jahre

Schult gehörte 1989 zu den Gründungsmitgliedern des Neuen Forums und war dessen Ver-treter am Zentralen Runden Tisch. Bei der Besetzung des Ministeriums für Staatssicherheit im Januar 1990 und der nachfolgenden Auflösung des MfS spielte Schult eine herausragende Rolle. Im September 1990 besetzte er mit einigen Mitstreitern Räume im Stasi-Unterlagen-Archiv, damit die Stasi-Akten geöffnet werden. Von 1991 und 1995 saß er für das Neue Fo-rum im Berliner Abgeordnetenhaus. Schult gehörte viele Jahre dem Vorstand des „Bürgerkomitee 15. Januar e. V.“ an.

Für den Berliner Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (seit 2017: Berliner Beauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur) war Schult viele Jahre als Bürgerberater zu Fragen von Rehabilitierung und Entschädigung in Berlin und im Land Brandenburg tätig. Im Jahr 2010 wechselte er zur neuen Behörde der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur nach Potsdam.

Der Berliner Aufarbeitungsbeauftragte trauert um einen guten Freund, langjährigen Mitstreiter in der Oppositionsbewegung der DDR und einen unvergessenen ehemaligen Kollegen.

Reinhard Schult (links) und Frank Ebert 1992 in den ersten Räumen des Matthias-Domaschk-Archivs in der Berliner Umweltbibliothek

Reinhard Schult (links) und Frank Ebert 1992 in den ersten Räumen des Matthias-Domaschk-Archivs in der Berliner Umweltbibliothek

Ein digitales Kondolenzbuch für Reinhard Schult finden Sie auf der Webseite der Robert-Havemann-Gesellschaft.