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Berlins Biologische VielfaltGenetische Vielfalt: Ziele
Ziel 14) Regionale Vielfalt
Berlin strebt an, die genetische Vielfalt traditioneller Zier- und Nutzpflanzen, traditioneller Nutztiere sowie der Wildarten von Tieren und Pflanzen, die an hiesige regionale Bedingungen angepasst sind, in ausreichender Menge und Qualität dauerhaft zu sichern und zu dokumentieren.
ErläuterungZahlreiche wissenschaftliche Sammlungen und andere Einrichtungen leisten bereits hervorragende Beiträge zur Bewahrung der genetischen Vielfalt traditioneller Nutztierrassen und Pflanzensorten und auch von Wildpflanzen. Dies ist im Freiland („in situ“) und in Einzelfällen auch mit einer Erhaltungskultur und Vermehrung außerhalb des Freilandes („ex situ“) möglich. Ein wichtiger Ansatzpunkt der „Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt“ ist die Stärkung und Vernetzung von Einrichtungen, die bereits über fundiertes Wissen und Erfahrung im Bereich der Ex-Situ-Erhaltung verfügen (z. B. Botanische und Zoologische Gärten).
Ziel 15) Erhaltung durch Nutzung
Berlin strebt an, das Angebot an traditionellen Nutztierrassen und Nutzpflanzensorten zur Verwendung im Freiland nachhaltig zu stärken.
ErläuterungEine hohe genetische Vielfalt an Nutzpflanzensorten und Nutztierrassen ist für die Sicherung von Ernährung und Rohstoffversorgung von grundlegender Bedeutung. Am effektivsten kann sie durch aktive Nutzung ihrer Bestandteile erhalten werden. Daher sollte eine möglichst große Vielfalt an Nutzpflanzen und Nutztieren Verwendung finden. Hierfür sind nicht nur die Akteure der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft zu gewinnen, sondern auch Menschen, die traditionelle Nutztiere und -pflanzen in Kleingärten oder private Sammlungen integrieren oder Erzeugnisse aus ihnen nutzen.
Ziel 16) Gebietseigene Pflanzen
Berlin strebt an, in der freien Landschaft und an geeigneten Stellen auch innerhalb des bebauten Gebietes verstärkt zertifiziertes gebietseigenes Pflanz- und Saatgut bei Maßnahmen von Landschaftsbau und Landschaftspflege zu verwenden.
ErläuterungDas heute überwiegend für Begrünungen eingesetzte Saatgut und Pflanzenmaterial ist zumeist gebietsfremd, da es oft aus anderen, weit entfernten Gebieten stammt. Zudem ist es häufig bei der Pflanzenproduktion genetisch eingeengt worden. Durch eine Ausbreitung des gebietsfremden Pflanzenmaterials kann die vorhandene regionalspezifische genetische Vielfalt beeinträchtigt werden – beispielsweise durch Hybridisierung. Deshalb ist es sinnvoll, im naturnahen Umfeld, aber auch an geeigneten Stellen im Stadtgebiet, gebietseigenes Saatgut und Pflanzenmaterial zu verwenden, das auch an die regionalen Bedingungen angepasst ist. Entsprechendes Material ist auf dem Markt verfügbar, wobei Brandenburg bereits eine Herkunftssicherung durch die Zertifizierung gebietseigener Gehölze erreicht hat. Hieran kann in Berlin angeknüpft werden und beispielsweise bei Ausschreibungen sichergestellt werden, dass gebietseigenes Saat- und Pflanzgut verwendet wird. Um dieses Ziel umfassend zu erreichen, wird mit den Produzenten und Anwendern eng zusammen gearbeitet werden.
Ziel 17) Gentechnisch veränderte Pflanzen
Berlin setzt sich dafür ein, dass von gentechnisch veränderten Pflanzen auf seinem Gebiet auch in Zukunft keine Gefährdung der biologischen Vielfalt ausgeht.
ErläuterungDer Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen (GVP) und seine Folgen für die biologische Vielfalt werden weltweit kontrovers diskutiert. Auf der einen Seite wird argumentiert, dass der Anbau von GVP im Vergleich zum Anbau herkömmlicher Pflanzensorten positive Wirkungen auf die Biodiversität erwarten lässt, da beispielsweise weniger Pflanzenschutzmittel oder auch weniger Fläche (für gleichen Ertrag) benötigt würden. Andererseits geben zahlreiche Studien Grund zu der Annahme, dass der Anbau von GVP vielfältige Beeinträchtigungen der biologischen Vielfalt nach sich ziehen kann. Als wesentliche Wirkungsbereiche werden dabei meist die Persistenz und Ausbreitung von GVP in der Umwelt, ihre Wirkungen auf Nicht-Zielorganismen sowie indirekte Wirkungen durch Änderungen der landwirtschaftlichen Anbaupraxis diskutiert. Inwieweit tatsächlich negative Wirkungen auf die biologische Vielfalt auftreten können hängt von zahlreichen Faktoren ab. Hierzu gehören sowohl die Eigenschaften der GVP als auch die Umweltbedingungen vor Ort (z. B. Vorhandensein kompatibler Wildarten). Vor diesem Hintergrund muss eine Entscheidung über den Anbau von GVP letztlich im Einzelfall getroffen werden. Neben grundlegenden Wissensdefiziten bezüglich möglicher Umweltwirkungen von GVP ist hierbei zum einen zu berücksichtigen, dass GVP als vermehrungsfähige Organismen häufig nicht rückholbar sind. Zum anderen ist zu bedenken, dass so genannte GVP der zweiten und dritten Generation (z. B. Pflanzen mit ausgeprägter Salz- oder Trockenheitstoleranz) ggf. andere Umweltwirkungen nach sich ziehen können als GVP der ersten Generation.![]() Auch alte Apfelsorten sind ein Kulturgut
Foto: Florian Möllers ![]() 2010 machte der Hirtenzug auf die Erhaltung bedrohter Schafrassen aufmerksam.
Foto: Reinhard Schubert ![]() Ackerwildkräuter im Getreide - bleibt die biologische Vielfalt trotz gentechnisch veränderter Pflanzen erhalten?
Foto: Reinhard Schubert |