Aussichtsplattform „Siegessäule” auf dem Großen Stern, 2014
Foto: Thomas LeBas / minigram
Ein Siegeszeichen als Denkmal für die Gründung des Deutschen Reichs
Die Siegessäule gilt heute als Wahrzeichen Berlins. Das 61 m hohe Säulenmonument war ursprünglich als Siegeszeichen des dänischen Feldzugs 1864 gedacht, wurde aber durch die rasch folgenden Kriege gegen Österreich 1866 und Frankreich 1870-71 zum Denkmal für die drei siegreich beendeten Kriege und die dadurch ermöglichte Gründung des Deutschen Reichs. Der Entwurf stammt von Heinrich Strack, der sich antike römische Säulenmonumente zum Vorbild nahm. Der Säulenschaft, der innen eine Wendeltreppe enthält, ruht auf einem wuchtigen Unterbau aus rotem Granit. An den vier Seitenflächen sind monumentale Bronzereliefs von Alexander Calandrelli, Carl Keil, Moritz Schulz und Albert Wolff angebracht, die die Geschichte der Einigungskriege erzählen. Über dem vierseitigen Unterbau folgt eine kreisrunde Säulenhalle, die Heinrich Strack nach dem Vorbild der Großen Neugierde im Schlosspark Glienicke, einem Bau von Karl Friedrich Schinkel, gestaltete. Am inneren Säulenschaft ist ein umlaufendes farbiges Mosaik zu sehen, das nach Zeichnungen Anton von Werners in der venezianischen Glasmanufaktur Salviati angefertigt wurde. Mit einer Mischung aus realistischen und allegorischen Szenen wird der Sieg über Frankreich und die Einigung Deutschlands glorifiziert. In den Kanneluren der drei unteren Säulentrommeln sind vergoldete Beutekanonen aus Dänemark, Österreich und Frankreich angebracht. Der Bildhauer Friedrich Drake schuf die vergoldete Viktoria, die über der achteckigen Aussichtsplattform das Säulenmonument bekrönt. Die geflügelte Siegesgöttin in einem vom Wind aufgeblähten Gewand hält Siegeskranz und Feldzeichen. Mit dem preußischen Adlerhelm ist sie zugleich als Borussia zu verstehen.
Die Verlagerung der Denkmäler an den neu gestalteten Großen Stern
Die Siegessäule wurde 1938-39 zum Großen Stern versetzt. Dabei ließ der Architekt Albert Speer den Sockel verbreitern und den Schaft um eine vierte Säulentrommel erhöhen.
Roon-Denkmal von Harro Magnussen
Fotos: Philipp Eder
Bismarck-Denkmal von Reinhold Begas und August Gaul
Moltke-Denkmal von Joseph Uphues
Zusammen mit der Siegessäule wurden 1938-39 drei Denkmäler vom Königsplatz zum Großen Stern versetzt. In der verlängerten Achse der Hofjägerallee steht das 1897-1901 geschaffene Bismarck-Nationaldenkmal, das ursprünglich den Vorplatz des Reichstagsgebäudes schmückte. Das monumentale Denkmal des Reichskanzlers Otto v. Bismarck ist ein typisches Werk der staatlichen Auftragskunst des Kaiserreichs. Mit der Ausführung wurde Reinhold Begas, ein von Wilhelm II. bevorzugter Bildhauer, beauftragt. Dessen neubarocker Stil war zur Jahrhundertwende längst überholt. Das Nationaldenkmal besteht aus fünf Bronzefiguren. Die hoch aufgerichtete Gestalt des Reichskanzlers im Waffenrock überragt auf einem Granitsockel vier um das Postament gruppierte allegorische Darstellungen der Reichsgründung. Vor dem Sockel kniet Atlas mit der Weltkugel, der die Kraft und Stärke des 1871 gegründeten Reichs symbolisiert, hinten sieht man Siegfried, der als "Reichsschmied" sein Schwert schmiedet. Die Frauengestalt rechts, die ihren Fuß auf einen Panther stellt, steht für die Staatsgewalt, während die Sibylle, die sich an eine Sphinx anlehnt, die Staatsweisheit verdeutlicht. Mit dem Denkmal wird Bismarck, befreit von individuellen Zügen, als übernatürlicher Held glorifiziert.
Die Feldherren Roon und Moltke
Während das Bismarck-Denkmal in den Tiergarten hinein gerückt ist, wendet sich das links angeordnete Roon-Denkmal unmittelbar dem Großen Stern zu. Das von Harro Magnussen geschaffene Bronzestandbild, eine herausragende Arbeit der Berliner Bildhauerschule, wurde 1904 an der Nordseite des Königsplatzes direkt an der Einmündung der Alsenstraße aufgestellt. Der Kriegsminister und Generalfeldmarschall Albrecht v. Roon, der mit seiner Heeresreform die siegreichen Einigungskriege vorbereitete, ist in Uniform mit herabgesunkenem Mantel und abgesetztem Helm dargestellt. Aufrecht stehend blickt er würdevoll ins Weite.
Das rechts angeordnete Moltke-Denkmal ist das Gegenstück zum Roon-Denkmal. Das 1905 enthüllte Marmorstandbild stand ursprünglich an der Westseite des Königsplatzes, unweit des Generalstabsgebäudes, denn Helmuth Graf v. Moltke, der das preußische Heer in die Kriege gegen Dänemark, Österreich und Frankreich führte, war Chef des Generalstabs der Armee. Die Statue folgt einer zeitgemäßen, modernen Denkmalauffassung. Joseph Uphues, ein Schüler von Reinhold Begas, rückte die geistigen Leistungen des Generalfeldmarschalls in den Mittelpunkt, indem er sich, alle Attribute beiseite lassend, auf die intellektuelle Ausstrahlungskraft konzentrierte. Im Gegensatz zu Bismarck erscheint Moltke, der sich in ruhiger Haltung gegen ein Podest lehnt, als geistige Persönlichkeit ohne dekoratives Heldentum. Das scharf gezeichnete Gesicht mit dem schmallippigen Mund verdeutlicht Ausgeglichenheit und Selbstbewusstsein.
Name |
Siegessäule mit Bildwerken |
Künstler |
Heinrich Strack, Glasmosaik: Anton von Werner, Viktoria: Friedrich Drake |
Material |
roter und grauer Granit, Oberkirchener Sandstein, Bronze mit Blattgold, Glasmosaik, Bronzereliefs und Geschützrohre |
Entstehungsjahr |
1873 |
Aufstellungsjahr und Aufstellungsort |
1873: im Zentrum des Königsplatzes
1938/39: Umsetzung zum Großen Stern, Erweiterung um eine vierte Trommel |
Name |
Bismarck-Denkmal |
Künstler |
Reinhold Begas und August Gaul (Leopard) |
Material |
Bronze und roter Granit |
Entstehungsjahr |
1897-1901 |
Aufstellungsjahr und Aufstellungsort |
1901: Königsplatz vor dem Reichstag / Platz der Republik
1938: Nordseite des Großen Sterns |
Name |
Roon-Denkmal |
Künstler |
Harro Magnussen |
Material |
Bronze |
Entstehungsjahr |
1904 |
Aufstellungsjahr und Aufstellungsort |
1904: Nordseite des Königsplatzes / Platz der Republik
1938: Nordseite des Großen Sterns |
Name |
Moltke-Denkmal |
Künstler |
Joseph Uphues |
Material |
Marmor |
Entstehungsjahr |
1898-1904 Restaurierung: 2011 |
Aufstellungsjahr und Aufstellungsort |
1905: Westrand des Königsplatzes / Platz der Republik
1938: Nordseite des Großen Sterns |