Ziele des Forums für gutes Essen

mehrere runde Karten mit verschiedenen Stichworten, z. B. Logistik Transportwege, Ökonomische Aspekte, Klimaschutz, Preis - Leistung

Das Forum für gutes Essen hat sowohl eine Vision und Ziele für ein zukunftsfähiges Ernährungssystem in der Hauptstadtregion als auch ein gemeinsames Verständnis „guten Essens“ entwickelt. Diese finden sich auch in der im Oktober 2016 verabschiedeten Deklaration des Forums wieder.

  • Deklaration Forum für gutes Essen

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Vision und Ziele

Das Forum für gutes Essen verfolgt die Vision, dass die Hauptstadtregion ein bundesweites und weltweites Vorbild für ein innovatives, nachhaltiges, regional verankertes und nach globalen Maßstäben gerechtes Ernährungssystem wird.
Dafür setzt es sich für folgende Ziele ein, die an den Prozess des Milan Urban Food Policy Pact angelehnt sind:

  • Fruchtbarer Nährboden in Politik und Gesellschaft
    Das zukünftige Ernährungssystem in der Hauptstadtregion Berlin fußt unter anderem auf einem weitreichenden Imagewandel für die Lebensmittelbranche in Politik und Gesellschaft, durch den die wirtschaftliche Herstellung von „gutem Essen“ in hohem Maße wertgeschätzt wird. Entsprechend wird Ernährung in der Politik als komplexes Querschnittsthema mit Einfluss auf viele Lebensbereiche wahrgenommen und im Land Berlin politisch auf integrierte Weise koordiniert.
    Transparenz über die Herkunft, Produktion und Qualität entlang der gesamten Wertschöpfungskette befähigt Berlins Bürgerinnen und Bürger die für sie besten Lebensmittel auszuwählen. Nachhaltige Konsumentscheidungen werden zudem unterstützt, indem Lebensmittel dem Prinzip der Kostenehrlichkeit folgen und alle sozial-ökologischen Kosten miteinschließen.
  • Nachhaltige Ernährungsstile, vielfältige Esskulturen
    Berlin verfügt über wenig eigene landwirtschaftliche Fläche. Es ist sich seiner daraus erwachsenden Rolle und Verantwortung als „Verbraucherstadt“ bewusst und nimmt sie wahr – die Förderung von Ernährungskompetenz spielt deshalb eine herausragende Rolle. Durch den systematischen Ausbau und die Stärkung der bestehenden, vielfältigen Angebote an schulischer und außerschulischer Ernährungsbildung in der Region werden Berlins Bürgerinnen und Bürger aktiv dabei unterstützt, sich Wissen und Kompetenzen über Gesundheit, Nachhaltigkeit und Fairness von Ernährungsweisen und Lebensmitteln anzueignen. Sie lernen somit den Stellenwert von Ernährung kennen und können beurteilen, welche Lebensmittel sicher, nachhaltig, gering verarbeitet und gesund für sie sind. Ernährungsbildung wird somit zentrales Thema an allen Lernorten, an denen gemeinsam gegessen wird – Kitas, Schulen, Betriebe, öffentliche Kantinen, Gemeinschaftsgärten und in Familien. Werbung für Lebensmittel vermittelt möglichst präzise und korrekte Botschaften und Bilder, sodass insbesondere Kinder durch diese geschützt werden.
    Die Vielfalt der regionalen und internationalen Esskulturen Berlins– von traditioneller oder veganer Küche über gemeinschaftliches Food Sharing bis hin zu Street Food – und ihre für Berlin typische Verbindung mit der Kunst- und Kulturszene wird als Stärke und herausragendes Merkmal der Metropole betont und gefördert. Das Essensangebot in Kantinen und der Gastronomie ist dementsprechend breit gefächert und berücksichtigt verschiedene altersgerechte, soziokulturelle Vorlieben. In Berlin wird „gutes Essen“ als Event zelebriert und erlangt somit auch touristische Bedeutung über die Food-Szene hinaus.
  • Soziale und ökonomische Fairness
    Die hohe Wertschätzung für „gute Lebensmittel“ in Politik und Gesellschaft spiegelt sich auch in einem veränderten Verhältnis zwischen Erzeugern, Verarbeitern und Händlern wider. Alle Akteure in der Wertschöpfungskette erhalten eine angemessene Entlohnung. Neue Unternehmensgründungen und die Sicherung bzw. Schaffung von Arbeitsplätzen in der Ernährungswirtschaft werden systematisch gefördert – das breite Spektrum an Förderprogrammen in der Region bietet hierfür eine wertvolle Ausgangsbasis. Die Ernährungsbranche ist damit auch für junge Menschen wieder attraktiv, sodass regionale Lebensmittelbetriebe ausreichend Auszubildende finden.
    Die Nähe schaffende und Werte vermittelnde Wirkung von „gutem Essen“ wird gezielt genutzt, um Menschen unterschiedlicher sozialer Milieus und Kulturen zusammenzubringen und sozialen Ausgleich zu schaffen. Hierfür besonders geeignet sind offene Orte für Begegnung und gemeinsames Lernen, die gesunde und nachhaltige Lebensmittel auch für einkommensschwache Menschen erschwinglich machen, z.B. Gemeinschaftsgärten sowie Sozial-/Quartiersküchen.
  • Innovative und ressourcenschonende Ernährungswirtschaft
    Die aktive und systematische Förderung von neuen Unternehmen (Start-Ups) und Innovationen in der Lebensmittelbranche führt zu einer vielfältigen Unternehmenslandschaft und zu einem Wettbewerb mit den besten Ideen. Die Landwirtschaft der Zukunft in der Hauptstadtregion zeichnet sich daher durch effektiven und effizienten Ressourceneinsatz aus. Umwelt, Biodiversität und das Wohl von Menschen und Tieren werden auf allen Stufen des Herstellungsprozesses nach festzulegenden Standards geschützt. Herstellungsprozesse, die öffentliche Güter schützen, werden mit öffentlichen Mitteln in besonderem Maße gefördert. Umwelteffekte werden bei der Produktherstellung berücksichtigt und somit weitestgehend vermieden oder kompensiert. Durch die Verfügbarkeit von samenfestem, frei vermehrbarem Saatgut wird die Sorten-, Arten- & Produktvielfalt bewahrt und gefördert.
  • Vielfältige Vertriebskanäle
    Das Land Berlin unterstützt den Ausbau und die Nutzung regional ausgerichteter und nachhaltiger Wertschöpfungsketten. Dabei wird besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass auch klein- und mittelständisch geprägte Lebensmittelbetriebe in der Region wirtschaftlich gedeihen können. Somit werden die Beziehungen zwischen Stadt und Land systematisch gestärkt. Entlang der Wertschöpfungskette fallen nur noch minimale Verpackungsabfälle an. Unter anderem durch seine ambitionierten Beschaffungsrichtlinien unterstützt das Land Berlin diese Entwicklung und setzt Maßstäbe für eine nachhaltige, regionale Beschaffung von Lebensmitteln in öffentlichen Einrichtungen wie Kitas, Schulen, Verwaltungsgebäuden und Krankenhäusern.
  • Vollständige Verwertung auf allen Ebenen
    Dank effizienter Verwertung und intelligenter Vernetzung der Wertschöpfungsketten wird nur noch ein Minimum an Lebensmitteln verschwendet. Verbraucherinnen und Verbraucher sind sich der Kostbarkeit von Lebensmitteln und ihrer Verantwortung für Konsumentinnen und Konsumenten deutlicher bewusst und wissen, wie diese bestmöglich genutzt werden.