Drei Fragen, drei Antworten: Senatorin Regine Günther zur Mobilitätswende

Die Mobilitätswende ist eines Ihrer zentralen Projekte für Berlin. Leistet sie auch einen Beitrag für den Klimaschutz?

Fast ein Viertel der klimaschädlichen Emissionen gehen derzeit auf das Konto des Verkehrs: Autos, Busse, Lkws und Motorräder stoßen 11 Prozent mehr CO2 aus als 1990. Von diesem hohen Niveau muss Berlin dringend runter. Nur so können wir unseren Teil der Verantwortung für den weltweiten Klimaschutz übernehmen.

Deshalb arbeiten wir intensiv daran, den ÖPNV auszuweiten und den Rad- und Fußverkehr attraktiver zu machen. Im Ergebnis können dann noch mehr Menschen vom Auto umsteigen. Diejenigen, die ein Auto brauchen, sollen dann möglichst mit einem klimafreundlichen E-Auto unterwegs sein.

Viele Jahrzehnte setzte auch Berlin auf das Auto als zentrales Verkehrsmittel. Das hat sich geändert. Was haben Sie schon konkret angestoßen?

Wir haben zunächst die gesetzliche Grundlage mit der Verabschiedung des Mobilitätsgesetzes verändert. Im Zentrum steht jetzt der sogenannte Umweltverbund, das heißt ÖPNV, Fuß- und Radverkehr. Untersetzt wird das finanziell durch den neuen Nahverkehrsplan, der mehr als 28 Milliarden Euro nur für den ÖPNV vorsieht. Mit dem Geld wird die BVG beispielsweise bis zu 1.500 neue U-Bahnwagen kaufen und bis 2030 alle Busse auf saubere und leise Elektromobilität umstellen; die ersten 30 E-Busse rollen heute schon durch die Stadt. Viele neue Tram-Strecken sind in Planung und die Pendler*innen werden ab 2026 mehr als 700 moderne S-Bahn-Wagen, neue oder sanierte Bahnhöfe und die erweiterte Kapazität der Regionalbahn nutzen können.

Auch die Stärkung des Radverkehrs ist ein unverzichtbarer Teil der Verkehrswende. Die ersten geschützten Radwege beispielsweise an der Hasenheide oder der Holzmarktstraße sind gebaut, weitere werden genauso folgen wie noch mehr grünmarkierte Radstreifen und sichere Kreuzungen. Radschnellwege, die Innenstadt und Außenbezirke verbinden, werden aktuell geplant und ab 2022 gebaut. Außerdem haben wir allein in den letzten drei Jahren mit neuen Fahrradbügeln 30.000 zusätzliche Stellplätze für Fahrräder geschaffen. Das alles macht den Radverkehr sicherer, komfortabler und damit für noch mehr Menschen zu einem selbstverständlichen Teil ihrer täglichen Mobilität.

Wie Straßenverkehr und ÖPNV in einer Stadt organisiert sind, prägt ihren Charakter. Welches Bild haben Sie von Berlin, wenn Sie an das Jahr 2030 denken?

2030 wird es einen noch besser ausgebauten, komfortablen ÖPNV in dichter Taktung geben. Wir werden viel mehr Grünflächen und attraktive Plätze zum Flanieren und Verweilen angelegt haben, Berlin wird leiser werden, weil der Lärm der Verbrennungsmotoren weitgehend verschwunden sein wird und gleichzeitig wird Fahrradfahren noch selbstverständlicher werden, da die Infrastruktur viel sicherer und attraktiver ist.

Übrigens profitieren von der Mobilitätswende gerade die, die an Ausfallstraßen oder in dicht besiedelten Quartieren besonders von den Folgen des Verkehrs belastet sind.

Unsere Stadt wird durch die Mobilitätswende deutlich an Lebensqualität gewinnen und noch mehr eine Stadt für die Menschen sein.