Der Berliner Sozialarbeiter und politische Aktivist Mohammed Jouni erhält die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Senatorin Breitenbach würdigt sein Engagement in einer Laudatio

Pressemitteilung vom 08.11.2021

Die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales teilt mit:

Im Namen des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier hat Berlins Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, Elke Breitenbach, am Montag dem Berliner Sozialarbeiter und ehrenamtlichen Aktivisten Mohammed Jouni (36) die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht. Bei einem Festakt im Beisein des Botschafters der Libanesischen Republik Dr. Mustapha Adib-Abdul-Wahed sowie der Familie, enger Weggefährten und Freunde Mohammed Jounis würdigte Senatorin Breitenbach sein politisches Engagement.

Senatorin Breitenbach: „Mohammed Jouni ist ein Vorbild und er ist ein Kämpfer. Seine Geschichte zeigt: Migrationsrecht ist veränderbar. Hoch engagiert und breit vernetzt konnte er in der Vergangenheit viele Verbesserungen erreichen, und er arbeitet auch weiterhin daran, mehr Teilhabe für junge Geflüchtete in diesem Land zu ermöglichen. Der Sozialarbeiter und ehrenamtliche Aktivist Mohammed Jouni ist in seinem Einsatz für junge Geflüchtete erfolgreich – und das nicht trotz, sondern wegen seiner beeindruckenden Biographie. Sich in einer Situation, wie sie der junge Mohammed Jouni erleben musste, nicht wegzuducken, sondern seine Stimme zu erheben und Rechte einzufordern – das zeugt von ungeheurem Mut und großer Stärke. Mohammed Jouni schafft es, vielen jungen Menschen zu zeigen, dass ihre Probleme nicht individuell sind, sondern strukturell – so wie er es selbst als junger Mensch erfahren hat. Obwohl er die Erfahrungen vieler junger Geflüchteter teilt, erhebt er nicht den Anspruch, stellvertretend für sie zu sprechen. Er gibt Jugendlichen stets eine Bühne und befähigt sie, sich selbst Gehör zu verschaffen.“

Mohammed Jouni kam mit 12 Jahren als unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter aus dem Libanon nach Deutschland, später folgte seine Familie aus dem Libanon. Der Asylantrag wurde nach fünf Jahren abgelehnt, es folgte ein Leben mit Duldung und in rechtlicher Unsicherheit. Die Kinder gingen zwar die Schule, doch die Eltern durften nicht arbeiten. Mohammed Jouni besuchte eine Willkommensklasse, wechselte ans Gymnasium und lernte während des Abiturs das Betreuungs-und Beratungszentrum für junge Geflüchtete (BBZ) kennen. Mit anderen Jugendlichen gründete er die Selbstorganisation „Jugendliche ohne Grenzen“, die sich für mehr Teilhabe einsetzt und um einen sicheren Aufenthalt kämpft. Jährlich veranstaltet die Gruppe eine Begleitveranstaltung zur Innenministerkonferenz, sie fordert ein Bleiberecht und krönt den Abschiebeminister des Jahres. Mit diesem öffentlichen Druck tragen „Jugendliche ohne Grenzen“ 2007 dazu bei, dass die Innenministerkonferenz die Altfallregelung beschließt und junge Geflüchtete mit Duldung erstmals unabhängig von ihrem Herkunftsland eine aufenthaltsrechtliche Perspektive erhalten.

Nach dem Abitur absolvierte Mohammed Jouni eine Ausbildung als Krankenpfleger. Er erhielt erstmals eine Aufenthaltserlaubnis und ist mittlerweile deutscher Staatsbürger. Nach einigen Jahren als examinierter Krankenpfleger folgte ein Studium. Heute arbeitet Herr Jouni als Sozialarbeiter im Betreuungs- und Beratungszentrum für junge Geflüchtete und unterstützt sie auf ihrem Weg in Ausbildung und Aufenthalt.

Als aktives Mitglied und Mitbegründer von „Jugendliche ohne Grenzen“ zeigt Mohammed Jouni jungen Geflüchteten, welche Rechte sie haben und wie sie diese einfordern. Er arbeitet als Empowerment-Trainer für Jugendliche, gehört zum Vorstand des Bundesfachverbands unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und war langjähriges Mitglied im Berliner Landesbeirat für Migration. Seit 2017 ist er Schulpate der Paulo-Freire-Berufsfachschule im Programm „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Mohammed Jouni setzte sich jüngst vor dem Auswärtigen Amt für afghanische Geflüchtete ein, deren Angehörige im Herkunftsland zurückgeblieben waren.

Hinweis: Auf Wunsch können wir Ihnen für Ihre Berichterstattung gern ein Foto von Mohammed Jouni zuschicken.