Videokonferenz „Selbstbestimmung von Geflüchteten und Förderung des Ehrenamtes“ mit Ausstellungseröffnung am Internationalen Tag der Menschenrechte

Pressemitteilung vom 10.12.2020

Am 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, geht es auch um die noch immer eingeschränkten Rechte und Teilhabechancen von Menschen, die infolge Diskriminierung, Verfolgung, Katastrophen, Krieg, individueller Lebenskonzepte unter erschwerten bis menschenunwürdigen Bedingungen leben.

Um ihre Bedürfnisse und Lebensbiografien in den Blick zu nehmen, ihr Engagement und ihr Potential sichtbar zu machen, sollen am 10. Dezember geflüchtete Menschen als Expertinnen und Experten mit Vertreterinnen und Vertretern aus Senat und Bezirken, aus Hochschule und Migrantenorganisationen bei einer Videokonferenz ins Gespräch kommen. Das Programm und die Teilnahmemöglichkeiten finden Sie in der Einladung im Anhang.

Mit Eintritt der neuen Regelungen und Infektionsschutzverordnungen infolge Covid19 hat sich das gesellschaftliche Leben in Berlin drastisch verändert und eingeschränkt. Die neue Situation ist besonders für Geflüchtete eine Hürde. Sie sind Neuankömmlinge in unserer Stadt und haben oft noch keine Netzwerke, auf die sie zurückgreifen können.

Elke Breitenbach, Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales: „Vor allem für Menschen mit einer Fluchtgeschichte ist es besonders schwierig, sich in der neuen Stadt zurechtzufinden und hier anzukommen. Diese Menschen sind oft auf Unterstützung im Alltag angewiesen, sei es bei der Erledigung von behördlichen und ärztlichen Terminen, beim Stellen von Anträgen, bei den Schulaufgaben, der Kinderbetreuung und im Austausch mit Nachbarschaft und Freunden. Dank der vielen Menschen, die sie hier Willkommen heißen und sie als ehrenamtliche Helferinnen und Helfer unterstützen, fällt den Geflüchteten das Ankommen und vor allem die Teilhabe leichter. Es geht aber auch darum, Geflüchtete mehr und mehr am politischen Geschehen in der Stadt zu beteiligen, ihnen eine eigene Stimme und das Recht zur Selbstbestimmung zu geben. Nur so können wir ein solidarisches Miteinander in einer diversen Gesellschaft gestalten.“

Das Land Berlin ist bestrebt, die Bedingungen für eine soziale und politische Teilhabe geflüchteter Menschen weiterzuentwickeln und auf der Basis des im Jahr 2018 verabschiedeten Gesamtkonzeptes zur Integration und Partizipation Geflüchteter eine gute Integration und ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Viele Projekte und Initiativen leisten dafür wertvolle Unterstützung beim Erlernen der deutschen Sprache, im Zugang zu Arbeit, Ausbildung und Qualifizierung, in der Beteiligung von Geflüchteten in der Nachbarschaftsarbeit, im Kultur- und Sportbereich sowie in der Arbeit mit spezifischen Alters- und Geschlechtergruppen. Längst sind geflüchtete Menschen nicht nur eine Zielgruppe von Engagement, sondern werden als Engagierte und Expertinnen und Experten ihrer eigenen Lebenssituation wahrgenommen.

Trotz der Pandemie konnten auch im Jahr 2020 erneut Ehrenamtsprojekte von und mit Geflüchteten von der Koordinierungsstelle Flüchtlingsmanagement und dem Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten mit etwa 80.000 Euro mit einem Finanzierungsumfang in Höhe von 500 bis 10.000 Euro gefördert und durchgeführt werden. Einige Projekte werden in der Videokonferenz vorgestellt.

Ayşe Demir, Vorstandssprecherin des Türkischen Bundes Berlin-Brandenburg (TBB): „Ehrenamtliches Engagement mit und für Neuberlinerinnen und Neuberliner mit Fluchterfahrung zu stärken, ist in verschiedener Hinsicht wertvoll und notwendig: Engagierte Gruppen und Personen mit und ohne Fluchterfahrung erleben Wertschätzung für ihre Bemühungen, und Menschen, die sonst allzu oft ausgegrenzt werden, können sich als handlungsmächtige Akteurinnen und Akteure in die Zivilgesellschaft einbringen. All das braucht Einsatz- und Lernbereitschaft, Motivation und Kommunikation – aber es befördert, was Berlin stark macht: Respekt, Anerkennung und Solidarität in der vollen Vielfalt unserer Stadt.“

Die Ausstellungseröffnung zum Fotoprojekt „Zweites Leben – Du kennst meinen Namen, aber nicht meine Geschichte“ ist die Fortsetzung der im vergangenen Jahr gezeigten Ausstellung „Zwischen Welten – Abschied, Ankunft, Ankommen“.

Professor Peter Fischer-Piel von der Hochschule der populären Künste hat das Projekt initiiert und mit Geflüchteten realisiert. „Zweites Leben“ vermittelt einen Eindruck, ob und wie sich geflüchtete Menschen integriert haben, ob sie sich ein Leben hier vorstellen können und auf welche Schwierigkeiten sie seit ihrer Ankunft treffen. Mit diesem Themenkomplex „Ankommen“ sollte der Versuch unternommen werden, die Integration von Geflüchteten zu fördern und zu visualisieren, so spiegelt das jetzige Projekt die Realität von hier seit drei und mehr Jahren lebenden Menschen wider. So zum Beispiel der Versuch, wie ein Geflüchteter die Lebenssituation von obdachlosen Menschen sieht, welche Wirkung die Natur auf einen Flüchtling hat oder wie die Vorstellung von Luxus und einem schönen Leben aussieht. Es geht auch um das Erlernen von Regeln der deutschen Sprache und um den Versuch, das jetzige Leben aus künstlerischer und ästhetischer Sicht zu zeigen. Diese Aspekte sind prägend für das zweite Leben von Geflüchteten, deren Geschichte wir nicht kennen.

Die Leiterin der Koordinierungsstelle Flüchtlingsmanagement, Sybill Schulz, wird die Videokonferenz moderieren. Es geht um die Bedeutung des Internationalen Tages für Menschenrechte unter den aktuellen Herausforderungen und zugleich um die Hindernisse in der Partizipation, im Engagement vor Ort in Gemeinschaftsunterkünften und im Sozialraum. Als Podiumsgäste sind online dabei: Elisa Barth vom TBB, Saeed Kalanaki, Projektteilnehmer „Be visible“, Jaime Beck, Protagonist der Fotoausstellung und Francisco José Cárdenas Ruiz, Koordinator für Flüchtlingsfragen vom Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf. Online teilnehmende Gäste können sich an der Diskussion beteiligen.

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