Es gibt sie: Tiere, die kiffen oder zechen

sinnbildlicher Suff in der Tierwelt

von Ursula A. Kolbe

Man will es nicht glauben, aber der Karlsruher Biologe Mario Ludwig sagt: „Es gibt Tiere, die kiffen und Tiere, die zechen.“
Er muss es ja wissen, hat er sich doch auf die populärwissenschaftliche Aufarbeitung von skurrilen und bislang nur wenig bekannten Phänomenen aus dem Tierreich spezialisiert.

Mehr als 20 Bücher hat er dazu bereits veröffentlicht. Sie bestätigen, dass nicht nur Menschen die berauschende Wirkung von Alkohol und Betäubungsmitteln zur Flucht aus dem Alltag nutzen. Auch bestimmte Tierarten wissen das instinktiv wohl all zu gut.

So musste ich schmunzeln, als ich las, Singvögel wie Amsel, Drossel, Fink und Star könnten auf den Menschen umgerechnet alle acht Minuten eine Flasche Wein trinken, ohne besoffen zu werden. Sie ernähren sich in unseren Breiten hauptsächlich von Beeren, und wenn es kalt wird, auch von vergorenen Früchten.

Manche Vögel aber vertragen keinen Alkohol. Der sibirische Seidenschwanz z. B., der in sehr kalten Wintern zu uns kommt. Laut Ludwig kam es 2006 in Wien dazu, dass viele von ihnen einfach vom Himmel fielen oder gegen Fenster geflogen sind. Sie konnten den Alkohol nicht abbauen.

Igel lieben Bierfallen

Ein massives Alkoholproblem hätten in Großbritannien die Igel. Stichwort Bierfallen, mit denen dortzulande Hobby-Gärtner gern ihre Blumen- und Gemüsebeete schützen. Eigentlich sollten die mit Gerstensaft gefüllten Becher ja die Nacktschnecken anlocken. Weil diese aber die Leibspeise von Igeln sind, machten sie sich also über die Biergefäße her.

Kein ungefährliches Unterfangen, konstatiert Ludwig, „denn hinterher sind die Igel stinkbesoffen und schlafen ihren Rausch recht ungeschützt in der Gartenecke aus“.
Die Meerkatzen auf der Karibikinsel St. Kitts dagegen trinken den Touristen ungeniert die Cocktails weg und liegen dann schon nachmittags betrunken am Strand.

Von Rentieren weiß man, dass sie sehr gern Fliegenpilze fressen. Da diese bewusstseinserweiternde Substanzen beinhalten, beginnen die Tiere nach deren Verzehr dann zu schwanken.

Auch im australischen Tasmanien stehen Drogen im Tier-Blick. So dringen laut Ludwig immer wieder Känguruhs bewusst in Schlafmohnfelder ein, fressen Mohnkapseln und laufen anschließend berauscht von dem darin enthaltenen Morphin im Kreis.

Der Große Tümmler ist „scharf“ auf den Kugelfisch

Eine besonders kuriose Art der Selbstberauschung betreibt nach den Erkenntnissen des Wissenschaftlers eine spezielle Delphinart – der Große Tümmler. Dieser nehme den Kugelfisch als Droge. Der enthalte eine hohe Konzentration des Nervengifts Tetrodotoxin und sondert dieses unter Stress ab.

Einmal seien mehrere Große Tümmler sogar dabei gefilmt worden, wie sie einen Kugelfisch malträtierten, ihn „wie einen Joint“ herumgehen ließen und sich an seinem Gift berauschten. „Erstaunlicherweise machen das aber nur junge, männliche Delfine“, erklärt Ludwig.

Gespannt können wir auf weitere Buch-Erscheinungen des Biologen Ludwig sein, die uns lehrreich und humorvoll im Alltag begleiten können. Seine nächsten Projekte sind ein Buch über „Die skurrilen Tierarten“ sowie ein Band über die unterschiedlichen Kommunikationswege im Tierreich.

Wo brüderliche Liebe hinfällt…

Und auch diese Meldung habe ich jüngst gelesen und meine, sie passt in diesen Kontext: „Wo brüderliche Liebe hinfällt…Baloo der Bär, Leo der Löwe und Shere Khan der Tiger, sind unzertrennlich – seit 15 Jahren. Sie waren als Jungtiere in einem Keller von Atlanta gefunden worden, kamen in das Tierauffangheim „Noah’s Ark Animal Shelter“.

Dort blieben sie zusammen und wurden niemals getrennt. Sie leben, fressen und schlafen zusammen. Und sie gehen sehr liebevoll miteinander um. Halt wie richtige Brüder.“