Die Waschmaschine

Vorderansicht der Waschmaschine WM 66

von Rudolf Winterfeldt

Seit Menschen Kleidung tragen, wird diese, mehr oder weniger, gewaschen. Seit man sich damit beschäftigt, war es Sache der Frauen, diese Arbeiten durchzuführen. Sie haben es ja auch so betrachtet und keiner Frau wäre es eingefallen, diese Arbeit abzulehnen.

Aus den ersten Jahren in meiner Ehe kenne ich den „Waschtag“ meiner Frau noch sehr genau. In einem großen Waschkessel, wenn nicht vorhanden, in einem kleineren Waschkessel auf dem Herd, wurde die Wäsche gekocht. Eine Waschwanne war das nächste Behältnis, in den die Wäsche eingefüllt wurde. Das Waschbrett kam dazu und nun stand meine Frau in gebückter Haltung davor und rubbelte die Wäsche sauber. Eine anstrengende, kraftaufwendige Tätigkeit.

Ich stand manchmal daneben und es ist mir überhaupt nicht eingefallen, sie einmal abzulösen. Nur als meine Frau hochschwanger war, habe ich diesen Part übernommen. Sie konnte es wirklich nicht mehr. Wäsche spülen war der nächste Arbeitsgang. Hierbei habe ich doch hin und wieder geholfen. Aber der „Waschtag“ war noch immer die Domäne meiner Frau und ist es eigentlich auch heute noch.

Ein Regensburger Theologe hat sich wohl intensiv mit diesem Arbeitsvorgang beschäftigt und im Jahre 1767 eine „Rührflügelmaschine“ erfunden. Es war die erste Waschmaschine der Welt. Hamilton Smirt erfand 1858 eine
Trommelwaschmaschine und 1901 baute ein Amerikaner die erste elektrische Waschmaschine. Aber diese Geräte waren zu teuer, als das sie von der breiten Bevölkerung genutzt werden konnten. Es war nur etwas für reiche Leute. Man begann mit der Einrichtung von Waschhäusern, um diese Maschinen besser auslasten zu können.

Die erste vollautomatische Waschmaschine kam in Amerika 1946 und in Deutschland 1951 auf den Markt.
In der DDR wurde ebenfalls daran gearbeitet, eine maschinelle Erleichterung der schweren Wascharbeit der Frau zu schaffen. Im VEB Kombinat „Monsator“ in Schwarzenberg/Erzgebirge wurde 1966 die erste Waschmaschine vom Typ „WM 66“ gebaut.

Wir wohnten ja inzwischen in einem Neubau und hatten im Keller eine Waschküche für das ganze Haus. In dieser Waschküche stand ein gasbeheizter großer Waschkessel. Dort hat meine Frau ihren „Waschtag“ abgehalten. Eine Waschmaschinenbestellung ermöglichte es uns, 1967 eine WM 66 zu erwerben.

In dieser Waschmaschine konnte man die Wäsche auch kochen. Dazu gab es eine sog. „Tischschleuder“ die das Auswringen der Wäsche überflüssig machte. Jetzt war der „Waschtag“ für meine Frau doch um einiges leichter. Mit der neuen Technik konnte ich mich auch anfreunden. Da ich ja im Schichtdienst arbeitete, habe ich mich hin und wieder auch an die Wäsche gewagt.

Meine Frau hatte mir das alles vorbereitet und wenn ich morgens nach Hause kam, machte ich mich an die Wäsche. Ich habe mich dann sogar getraut, die Wäsche draußen aufzuhängen. Zu diesem Zeitpunkt stellte ich für mich fest, dass sich mein Leben durch diese Erfindung grundlegend geändert hatte. War es doch bis dahin eine Unmöglichkeit, dass ein Mann die Wäsche macht und sie draußen aufhängt, so hatte sich diese Auffassung doch im Laufe der Zeit geändert, auch bei mir.

Es ist zwar auch heute noch so, dass sich die Frauen um die Wäsche kümmern und nicht der Mann, aber das liegt wohl auch daran, dass der Waschvorgang heute vollkommen automatisch abläuft und die körperliche Arbeit nur noch sehr gering ist. Aber auch wohl daran, dass über Jahrtausende praktizierte Gewohnheiten nicht so ohne weiteres über Bord geworfen werden können.

Was die WM 66 betrifft, so wurde sie noch bis zum Jahr 2000 in verbesserter Form als WM 600 L (Luxus), in Schwarzenberg/Erzgebirge gebaut und vornehmlich in die Länder Tschechien, Ungarn, Israel, Malta, Jordanien und Afrika exportiert. Im Jahre 2000 ging der Betrieb in Konkurs und die Produktion wurde eingestellt.