„Tag der Logistik“ heute eine feste Größe im Wirtschaftskalender

Eugen Makowski der Vater des Tages der Logistik

von Ursula A. Kolbe

Die Logistik ist heute nach der Automobilindustrie und dem Handel der drittgrößte Wirtschaftsbereich deutschlandweit. Und als feste Größe im alljährlichen Kalender stehen im Oktober der Deutsche Logistik-Kongress und im April der „Tag der Logistik“.

Letzterer beging vor kurzem seinen nunmehr zehnten Aktionstag. Knapp 670 Unternehmen hatten sich daran beteiligt, und rund 40.000 Teilnehmer warfen auf den rund 400 Veranstaltungen einen Blick hinter die Kulissen der Logistik in Industrie, Handel und Dienstleistungen; gewannen Einblick in die Angebote der Ausbildungs- und Studiengänge im Bereich Logistik.

Realität ist geworden, was der auf dem 24. Deutschen Logistik-Kongress im Oktober 2007 in Berlin neu gewählte Vorstandsvorsitzende Prof. Raimund Klinkner mit der Initiative der Bundesvereinigung Logistik (BVL) u. a. angekündigt hatte, nämlich, dass der Tag der Logistik sehr breit angelegt sein werde, um möglichst vielen Interessierten Einblick in die verschiedensten Facetten logistischer Aufgabenstellungen und Tätigkeiten zu vermitteln.

Weiter betonte er: „Wir wollen einfach erreichen, dass sich die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit für das, was Logistik ausmacht, weitet und schärft. Außerdem ist es uns ein Anliegen, junge Menschen, die vor der Berufs- oder Studienwahl stehen, für eine Karriere in der Logistik zu begeistern.“

Eugen Makowski – „der Vater“ des Tages der Logistik

Und so hat es angefangen: Bei einem Workshop der BVL-Gremien Mitte September 2007 in München waren die Ideen so weit gediehen, dass hier der Startschuss für das neue Projekt gefallen ist. Der Vater des Gedankens war Eugen Makowski, damaliger BVL-Regionalgruppensprecher Saar/Rheinpfalz.

Der heute 66jährige war langjähriger Leiter der Unternehmenslogistik der Hornbach-Baumarkt-AG, Essingen. Zuvor hatte er die weltweite Logistik des Handelsunternehmens Raab Karcher verantwortet. Als erster in der Baumarktbranche stellte Makowski 1999 die Hornbach-Beschaffung auf Cross Docking um. Dieser Schritt war die logistische Basis für die internationale Expansion des Unternehmens.

Mit Hochdruck begannen dann nach dem BVL-Kongress sofort die Vorbereitungsarbeiten, galt es doch, in nur einem halben Jahr die Infrastruktur für das Projekt zu schaffen, Mitstreiter in Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Verbänden zu finden – und natürlich auch, diesen neuen Aktionstag in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Die Webseite www.tag-der-logistik.de wurde als zentrale Informations- und Koordinationsform ins Leben gerufen, ein Signet entwickelt und ein Key Visual definiert, um der Veranstaltung ein eigenes, unverwechselbares Gesicht zu geben.

Der Kraftakt gelang: Zum ersten „Tag der Logistik“ am 17. April 2008 begrüßten 360 Unternehmen und Organisationen auf 212 Veranstaltungen rund 20.000 Teilnehmer.

Dieser Tag hat an vielen Schauplätzen ein beeindruckendes Echo hinterlassen, neue Anregungen gegeben, wurden weitere Mitstreiter gewonnen. Zu den Unternehmen der ersten Stunde gehören Audi, Dachser, DB Schenker bzw. Schenker Deutschland, Daimler, DHL, Geodis, Hermes und Lutra. Auch Organisationen wie die Logistik-Initiative Hamburg, Via Bremen, das Logistik-Cluster Schwaben, Industrie- und Handelskammern sind sehr engagiert, um sie stellvertretend für die vielen Ungenannten zu nennen.

Motor für wirtschaftliches Wachstum und Arbeitsmarkt

Mit Blick auf den 10. Aktionstag stellte Prof. Raimund Klinkner die Bedeutung der Logistik im Wirtschaftsgefüge auch anhand eindrucksvoller Fakten dar: „2016 lagen die logistischen Leistungen bei einem Umsatz von rund 258 Mrd. Euro. Knapp drei Millionen Menschen arbeiten derzeit in den vielfältigen logistischen Berufen.

Für das Jahr 2017 erwartet die BVL auf Basis der Schätzungen der Fraunhofer Arbeitsgruppe für Supply Chain Services und der Logistikweisen ein Wachstum auf rund 263 Mrd. Euro bei ebenfalls weiterhin steigenden Beschäftigtenzahlen.
Im Logistic Performance Index der Weltbank, der auf einer internationalen Umfrage beruht, belegte Deutschland 2016 den ersten Platz vor Luxemburg, Schweden, den Niederlanden und Singapur und gilt damit als „Logistikweltmeister`“, betonte Klinkner.

Und „wenn wir über Logistik sprechen, dann meinen wir komplexe Vorgänge, die eine immense Bedeutung für die Wirtschaft, aber auch für das tägliche Leben jedes einzelnen Menschen haben“, machte Prof. Dr.-Ing. Thomas Wimmer, der Vorsitzende der Geschäftsführung der BVL, deutlich. Er stellte die logistischen Aufgabenfelder vor und zog das Fazit, dass bei der Vielfalt eigentlich für jedes Talent eine interessante berufliche Herausforderung dabei sein dürfte.

So seien es nicht nur die Absolvent(innen) aus den MINT-Fächern, die gesucht werden, sondern auch die wirtschaftsorientierten kaufmännischen Bildungsgänge seien stark nachgefragt. In den eher operativen Tätigkeiten spielten Kaufleute, Techniker und Materialflussspezialisten Hand in Hand.

Fachkräftemangel offensiv entgegentreten

Als zunehmend vordringliche Aufgabe kristallisiert sich auch in diesem wichtigen Wirtschaftszweig zunehmender Fachkräftemangel heraus, ergab eine aktuelle Befragung unter Mitgliedern der Bundesvereinigung. Ebenso ging daraus hervor, welche Berufe derzeit in der Logistik besonders gefragt sind und warum Stellen unbesetzt bleiben. Auch blieben Ausbildungsstellen frei.

Als Hauptgrund dafür, dass offene Stellen im Unternehmen nicht besetzt werden, nannten 74 Prozent der Befragten das generelle Fehlen von qualifizierten Bewerbern. Auch die mangelnde Bekanntheit der Berufsmöglichkeiten in der Logistik (53 Prozent) sowie im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen weniger attraktive Vergütungen und Arbeitsbedingungen (43 Prozent) sind nach eigener Einschätzung Gründe für mangelndes Berufsinteresse.

Daraus ergeben sich weitreichende Folgen: Rund 82 Prozent der Befragten rechnen damit, dass sich der Fachkräftemangel langfristig negativ auf ihr Unternehmen auswirken wird. Also: Umso wichtiger sei es, dass die Logistik mehr für ihr Image tue, stellt Prof. Thomas Wimmer klar.

Zu den laut Umfrage besonders gesuchten Berufsgruppen gehören Fachkräfte mit einer kaufmännischen oder technischen Ausbildung. Nach konkreten Fachkräftestellen gefragt, werden aktuell vor allem IT-Fachleute (47 Prozent) gebraucht, gefolgt von Fahrern und Zustellern (46 Prozent) und Disponenten (41 Prozent). Bei Ingenieuren und Betriebswirten hingegen scheint sich die Lage entspannt zu haben.

Tag der Logistik ist international

Ein weiterer Akzent konnte an diesem zehnten Aktionstag manifestiert werden: Die Idee des Tages der Logistik lebt grenzüberschreitend. Durch internationale Kontakte der Bundesvereinigung Logistik und europaweite Verbindungen der European Logistics Association (ELA) in Brüssel konnten in zahlreichen Ländern Unternehmen und Organisationen gewonnen werden, ebenfalls diesen Tag offensiv für Veranstaltungen zu logistischen Fragen durchzuführen.

So gibt es heute in folgenden Ländern einen „Tag der Logistik“ oder einen „Supply Chain Day“ (alphabetisch geordnet): Bahrein, Belgien, China, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, Litauen, Luxemburg, Österreich, Polen, Portugal, die Schweiz, Tschechien, die Türkei, die Ukraine, Ungarn.
Jetzt richten die Logistiker ihr Augenmerk auf den nächsten Termin: Vom 25. bis 27. Oktober diesen Jahres findet der 34. Deutsche Logistik-Kongress in Berlin statt. Sein Motto „Neues Denken – Digitales leben“ bestimmt die Marschrichtung.