Deutsche Bahn weiter auf Kurs zur Barrierefreiheit

Ein Smartphone mit DB-Apps

von Ursula A. Kolbe

Die Deutsche Bahn (DB) bietet Menschen mit Behinderungen umfangreiche Dienstleistungen rund um ihre Reise an. Und der Konzern unternimmt seit Jahren große Anstrengungen, um diesen Fahrgästen eine selbstbestimmte Mobilität zu ermöglichen. Damit bekennt sich der Konzern zu seiner gesellschaftlichen Verantwortung gegenüber den mehr als zehn Millionen Bundesbürgern mit Behinderungen, die für die DB eine wichtige Kundengruppe sind.

Manchmal kann schon der sprichwörtliche Stolperstein zum Problem werden. Und wir wollen, dass alle Menschen möglichst überall beweglich sind, sagte einleitend sinngemäß der DB-Chef Dr. Rüdiger Grube, als er kürzlich das 3. Programm der DB zur Barrierefreiheit vorstellte.

Im Beisein von Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Verena Bentele, Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, sowie den an der Erstellung des Programms beteiligten Behindertenvertretern hob Bahnchef Dr. Grube hervor, auf dem bisher Errichten aufzubauen, aber auch neue Services im Rahmen der Initiative Mobilität 4.0 zu entwickeln.

„So orientiert sich die neue App „DB Barrierefreiheit“ an den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen und bietet zudem einen Mehrwert für viele andere Reisende“, so Dr. Grube.

Verena Bentele richtete u. a. den Blick darauf, dass im Alltag ein funktionierender Fahrstuhl über die Mobilität von Menschen mit Bewegungseinschränkungen entscheidet. „Ansagen auf dem Bahnhof, Anzeigetafeln und Blindenleitsysteme sind wichtige Schritte in Richtung Barrierefreiheit. Nur wenn wir Barrieren beseitigen, wird selbstbestimmtes Reisen für Menschen mit Behinderungen möglich sein.“

Um das stets im Blick zu haben, hat die DB eigens dafür bereits im Jahre 2006 eine Arbeitsgruppe mit vom Deutschen Behindertenrat benannten Vertretern ins Leben gerufen, deren Vorsitz Karl-Heinz Haack, ehemals Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, hat, ins Leben gerufen.

Haack hob hervor, gemäß dem anerkannten Grundsatz „nicht über, sondern mit uns!“ seit Jahren Experten in eigener Sache von der DB eingebunden werden, um im partnerschaftlichen und konstruktiven Dialog wichtige Details zu anstehenden Planungen in den Bereichen Infrastruktur, Fahrzeuge, Information und Service zu erörtern.

„Gerade der Blick hinter die Kulissen“, stellte er weiter heraus, „verstärkt das gegenseitige Verständnis und das voneinander Lernen. Auf diesem Weg konnten wir bereits viel für Menschen mit Behinderungen erreichen.“
So sind solche Erkenntnisse beispielsweise in die Modernisierung der bestehenden ICE/IC-Flotte, in die neuen Intercity-2-Doppelstockzüge, in die Entwicklung des neuen ICE 4, den barrierefreien Ausbau von Bahnhöfen und Reisezentren sowie die App „DB Barrierefrei“ eingeflossen.

Neue App „DB Barrierefrei“ im Testbetrieb

Die App zielt auf leichte Verständlichkeit (Sprachprofil „Leichte Sprache“) und wird im Zwei-Sinne-Prinzip akustisch und visuell umgesetzt. Rund 1.000 Probanden mit Behinderungen starteten im vierten Quartal 2016 mit dem Test des Prototypen „DB Barrierefrei“, um die App kontinuierlich weiter zu optimieren.

Schrittweise werden weitere Funktionen aus dem Portfolio der gemeinsam mit den „Experten in eigener Sache“ erarbeiteten Ideenkonzepte eingebunden.
Aktuell sollen folgende Funktionen bis Herbst 2017 umgesetzt werden, die schrittweise in einem Prototyp zusammengeführt werden:

Ansagen und Durchsagen in Bahnhöfen und Zügen: Für Reisende mit Hörbehinderungen oftmals nur schwer oder gar nicht schwer zu verstehen, das Lesen von Anzeigetafeln für Menschen mit Sehbehinderungen oft eine Herausforderung. Kunden erhalten mit dieser Funktion wichtige Informationen zu ihrer Reise als Text –oder Sprachnachricht direkt auf ihr Smartphone.

Informationen zur Funktionsfähigkeit von Aufzügen: Reisende können sich Informationen über ihre jeweils benötigten Aufzüge abonnieren und erhalten eine entsprechende Benachrichtigung, sollten diese aktuell Störungen aufweisen. So können mobilitätseingeschränkte Reisende schon im Voraus planen, welche Wege aufgrund von technischen Störungen nicht möglich sind und kommen über alternative Strecken pünktlich ans Ziel.

DB Service-Assistent: Mit dieser Funktion können beispielsweise blinde Reisende Auskunft und Unterstützung vom Zugpersonal erhalten. Per Sprachsteuerung kann das Anliegen direkt benannt werden, damit das Personal situationsgerecht schnellstmöglich zur Stelle sein kann.
An der Entwicklung dieser App waren und sind Betroffene von der ersten Idee bis zum Prototyp kontinuierlich mit einbezogen. Sie stehen im Mittelpunkt der zu treffenden Entscheidungen und haben die App so mitgestaltet. Mit diesem Lösungsansatz eröffnen sich vollkommen neue und innovative Möglichkeiten einer reisebegleitenden Unterstützung aller Reisenden.

Weitere Infos: www.bahn.de/app-barrierefrei

Einige Dienstleistungen rund um das Reisen

Für Fahrgäste mit körperlichen, kognitiven oder Sinnesbehinderungen hat die Bahn die Mobilitäts-Zentrale (MSZ) eingerichtet. Hier unterstützen die Mitarbeiter Reisende bei der gesamten Planung. Notwendige Hilfen beim Ein- und Aussteigen werden organisiert, Fahrkarten und Reservierungen auf Wunsch mit der Post bzw. online zugeschickt oder am DB-Automaten hinterlegt.
Voraussetzung ist die Voranmeldung der Fahrt bei der MSZ bis 20 Uhr des Vortages – telefonisch, per Internet, Fax oder Mail. Tel. täglich von 06.00 bis 22.00 unter 0180 6 512 512; per Mail: msz@deutschebahn.com, Internet: www.bahn.de/barrierefrei.

Siehe auch Broschüre „Mobil mit Handicup – Angebote und Services für mobilitätseingeschränkte Reisende“ – online auf bahn.de oder im DB Reisezentrum erhältlich.

Ebenso richtet sich der Service an Familien mit kleinen Kindern oder ältere Menschen. Reisen können so in ICE- und IC-Zügen sowie in Regios (IRE, RE, RB) und S-Bahnen besser geplant und durchgeführt werden. Die wichtigsten Stationen sind mit mehr als 900 mobilen Hubgeräten, Rampen, Treppenliften oder Elektromobilen ausgerüstet.

Die DB Station&Service AG betreibt rund 5.400 Bahnhöfe. Der barrierefreie Ausbau der Bahnsteige und –zugänge ist dabei eine sehr wichtige Aufgabe, von Bund und Ländern mit erheblichen Fördermitteln unterstützt. Jährlich werden rund 100 Stationen barrierefrei umgebaut.

Derzeit sind an rund 76% der Bahnhöfe die Bahnsteige ohne Stufen vom öffentlichen Raum über Gehwege, höhengleiche Gleisübergänge, lange Rampen oder Aufzüge erreichbar. Die Erhöhung niedriger Bestandsbahnsteige (38cm und weniger) wird wegen ihrer Vielzahl eine Aufgabe für die nächsten Jahrzehnte bleiben.

Auch in den bundesweit über 400 DB Reisezentren sind wichtige Komponenten Türfolierungen, taktile Wegeführung, ein barrierefreies Anrufsystem, Sitzmodule und ein höher verstellbarer Schalter für Rollstuhlfahrer oder kleinwüchsige Menschen inklusive einer induktiven Hörschleife. Mittlerweile sind rund 55 Reisezentren barrierefrei ausgestattet. Jährlich kommen neue hinzu.

Im Internet sind die wichtigsten Informationen auf bahn.de aufbereitet. Zielgruppenspezifisch: Für Sehbehinderte und Blinde unter bahn.de/blind-sehbehindert; für Schwerhörige und Gehörlose unter bahn.de/hoerbehindert; in leichter Sprache unter bahn.de/leichte-sprache.

Modernisierung von Bahnen im Sinne der Barrierefreiheit, wo immer möglich. Seit August 2013 sind alle 44 ICE-Züge der zweiten Generation umfassend mit einem Schwerpunkt auf Verbesserungen für mobilitätseingeschränkte Reisende mobilisiert.

Diese Züge verfügen über zwei Rollstuhlstellplätze mit Hubtisch und Serviceruf, ein taktiles Leitsystem (u. a. taktile Fußbodenleisten und WC-Piktogramme), Haltestangen in längeren Gangbereichen sowie über eine verbesserte Trittstufen- und Innentürenkennzeichnung.

Alle neu zu beschaffenden Fahrzeuge im Fernverkehr werden mit einer fahrzeuggebundenen Einstiegshilfe ausgestattet. Die neuen ICE 3 sind seit Dezember 2013mit einem Hublift für Rollstuhlfahrer im Einsatz, inzwischen auch auf der internationalen Verbindung nach Paris. Im neuen Intercity 2 wird eine Rampe für Rollstuhlfahrer mitgeführt.

In der neuen Informationsbroschüre „Reisen für alle – Bahn fahren ohne Barrieren“ sind alle relevanten Informationen über Serviceangebote und Dienstleistungen der DB klar und übersichtlich festgehalten.