Bei „Huchen-Pepi“ gibt‘s „Wein bei ´de Fische“

Josef Fischer sen. mit einem prachtvollen Huchen

von Ursula A. Kolbe

Das Etikett auf den Flaschen des Weingutes Josef Fischer aus Rossatz in der Wachau beiderseits der Donau kurz vor den Toren Wiens ziert einen Fisch, den Huchen. Das ist doch ungewöhnlich und stellt die Frage in den Raum, ist Josef Fischer nun Winzer oder ist er Fischer. Nun, er ist Beides.

Auf dem Winzergut (1898 zum ersten Mal urkundlich erwähnt) in vierter Generation groß geworden, lag es in der Natur, auch Winzer zu werden und den Hof weiter zu führen. Aber wie der Zufall es will, der Großvater war es, der durch seine Erzählungen das Interesse des kleinen Josef für Fische weckte, für ganz spezielle – den heimischen Huchen. Denn im Donauabschnitt bei Rossatz soll es früher große Huchenfänge gegeben haben. Doch nach dem Kriegsende schienen sie ausgestorben zu sein.

Das hatte von klein auf seine Angelleidenschaft geweckt. Er war Winzer geworden und doch nebenbei immer seinem Hobby als Angler gefrönt. Später fing er an, selbst Huchen zu züchten, mit dem Blick, die Huchen in seiner Region wieder mit sesshaft zu machen. Obwohl er sie auch gut verkaufen könnte, wie er sagt. Aber ihm geht es in erster Linie darum, mit „seinen“ Huchen die Vielfalt in Österreichs Flüssen zu erhalten.

Damit hat er sich übrigens österreichweit unter den Fischfreunden einen Namen gemacht, wird von vielen auch „Huchen-Pepi“ genannt. Und wenn es heißt, ein Fischer braucht Geduld, Gespür und Hingabe und die passende Ausrüstung natürlich, egal ob er in den Weinreben steht oder am Donauufer sitzt, er hat’s.

Heute kann er sich „seinen“ Huchen uneingeschränkt zuwenden. Nein, nicht als Broterwerb. Den hat jetzt Sohn Josef, der „Joe“ und ebenfalls Winzer, auf dem Weingut übernommen und „fischt“ auf dem rund neun Hektar großen elterlichen Gut in nunmehr fünfter Generation die Trauben, stellt vor allem den Grünen Veltliner und Riesling her.

Was sind das nun für Fische? Der Huchen, auch Donaulachs oder Rotfisch, aber auch ‚Donausalm‘ genannt, besiedelt die Äschen- und Barbenregion von Flüssen, vor allem der oberen und mittleren Donau und vielen ihrer rechtsseitigen Nebenflüsse wie Drau, Drina, Melk, Mur, Pielach und die untere Gail.
Der Huchen, zwischen 60 und 120, max. 150cm lang, lebt im Unterschied zu vielen anderen Lachsfischen ständig im Süßwasser, meist in tieferen Abschnitten von schnell fließenden, sauerstoffreichen Flüssen. Er ist ein standorttreuer, territorialer Einzelgänger.

Die jungen Huchen ernähren sich von Wirbellosen aller Art, erwachsene sind Raubfische und jagen vor allem Fische, aber auch andere kleine Wirbeltiere wie Amphibien, im Wasser schwimmende Mäuse oder Entenküken.
Zur Laichzeit im März oder April wandern Huchen flussaufwärts zu seichten und kiesigen Flussstellen und können sich bis über 100 km erstrecken. Doch Donauregulierung und Kraftwerkbau haben ihm vielfach die schottrigen Laichgründe entzogen.

Allein in der Isar sind 35 Wasserkraftwerke in Betrieb, das erste wurde bereits 1896 errichtet. Neben den Verschlammungen von Staubereichen gefährden Wasserableitungen und die zu geringen Restwassermengen, oft im Zusammenhang mit dem Schwallbetrieb von Wasserkraftanlagen, die Huchenbestände.

Stark vom Aussterben bedroht, wurde der Huchen in Österreich Fisch des Jahres 2012. In Deutschland war er Fisch des Jahres 2015. Da war er in der Donau noch Anfang des 20. Jahrhunderts weit bis oberhalb Ulm und in den Zuflüssen wie Isar, Lech und Regen anzutreffen.

Durch den mittlerweile starken Verbau und die massive Regulierung der Donau und ihrer Nebenflüsse sind die Wander- und Fortpflanzungsmöglichkeiten des Huchen so stark eingeschränkt, dass eine erfolgreiche Fortpflanzung und damit das Überleben in vielen Flussabschnitten nicht mehr möglich ist – stellvertretend für zahlreiche Fischarten der Fließgewässer.

Ja, „Huchen-Pepi“ hat sich österreichweit unter den Fischern einen Namen gemacht. Er hat sich der Huchen-Zucht verschrieben, will seinen Beitrag zur natürlichen Vermehrung für den Arterhalt leisten. Er fängt Elterntiere ein, hält sie auf dem Grundstück in speziellen Becken und kleinen Teichen. Wenn die Brut eine Größe von vier bis zehn Zentimetern erreicht hat, setzt er sie in den Donau-Nebenflüssen Mur in der Steiermark und Enns in Oberösterreich aus.

Seit 2000 ist die Wachau als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt, ist Teil des europaweiten Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Deren Ziel ist die Erhaltung der wertvollsten natürlichen Lebensräume und Tier- und Pflanzenarten.

„Seinen“ Huchen hat sich der „Huchen-Pepi“ voll und ganz verschrieben. Mit der Unterstützung von Ehefrau Ulrike, der „Ulli“, die sich um die Finanzen und Gäste kümmert, und Winzer-Sohn „Joe“ und dem Weingut im Rücken.

Und wenn sie alle im gemütlichen Degustationsstüberl oder davor im Freien auf der Sitzbank die schöne Aussicht über die umliegende Weinlandschaft und Marillengärten bis hinüber nach Dürnstein am anderen Donauufer genießen, sehen wir einen glücklichen, zufriedenen Josef Fischer sen. vor uns.

Übrigens: Wein und Fisch ergänzen sich bestens. In diesem Sinne: „Wein bei ´de Fische!“