Der Charaktervogel der Lausitz ist zurück

Auerhahn im Freigehege

von Ursula A. Kolbe

Ein majestätischer Vogel im Brandenburgischen ist zurück: Das Auerhuhn (lat. Tetrao urogallus) war einst der Charaktervogel der beerstrauchreichen Kiefernheiden und Traubeneichenwälder in der Lausitz. Im 20. Jahrhundert jedoch verschlechterten sich seine Lebensbedingungen. Die Bestände gingen alarmierend zurück.

Das wurde zu spät erkannt und das lokale Aussterben konnte nicht mehr verhindert werden. Die letzte Henne ist 1998 in der Rochauer Heide gesichtet worden. Seitdem gilt die Art hier in der Region als verschollen – und rief besonders engagierte Naturschützer, Förster, Jäger und private Waldbesitzer auf den Plan.

Sie schlossen sich in der Arbeitsgruppe „Auerhuhn“ zusammen, um die Bemühungen zum Wiederansiedeln der Art wie z. B. Waldumbau, Auflichtung der Bestände, Wiedervernässung von Mooren voranzutreiben.

Mit ersten Erfolgen: Etwa 80 Auerhühner aus Nordschweden konnten seit 2012 im Rahmen eines Pilotprojektes in der Niederlausitz angesiedelt werden, so Lars Thielemann, Leiter der Naturparkverwaltung Niederlausitzer Heidelandschaft. Sie sind Teil des Artenschutzprogramms „Auerhuhn“.

Anhand genetischer Untersuchungen sind in der kleinen Auerhühner-Population (Tetrao urogallus) bereits Tiere der Enkelgeneration (Generation F2) nachgewiesen worden. Entdeckt wurde das für Fachleute unerwartete Vorhandensein dieser Enkelgeneration bei der Untersuchung von Federn, die vornehmlich in Sandbädern der Tiere gefunden wurden.

Genetiker des Leibnitz-Institutes für Zoo- und Wildtierforschung wiesen in beiden Projektgebieten sowohl Tiere der ursprünglichen Freisetzung von schwedischen Auerhühnern aus den Jahren 2012 und 2013 als auch Nachfahren der ersten und zweiten Generation nach. Seither gibt es mehr denn je vor Ort große Bemühungen, die Entwicklung des Lebensraums und den Erhalt der Vögel fortzusetzen.

Diese Jungtiere sind damit die ersten echten „Brandenburger“ Auerhühner seit dem Erlöschen des Vorkommens. Auch die vermehrte Sichtung außerhalb der eigentlichen Freisetzungsgebiete des Pilotprojekts spricht für die Etablierung und Ausbreitung der beeindruckenden Vögel in märkischen Landen.

Brandenburgs Agrar- und Umweltminister Jörg Vogelsänger würdigt diesen Erfolg, der selbst die kühnsten Erwartungen der Projektinitiatoren übertreffe. „Er basiert auf der langjährigen intensiven Zusammenarbeit des Landesbetriebes Forst, der beiden Naturparke Niederlausitzer Heidelandschaft und Niederlausitzer Landrücken sowie des Bundesforstbetriebes Lausitz, des Leibnitz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung Berlin und privater Waldbesitzer zur Lebensraumverbesserung in den großen Waldgebieten der westlichen Niederlausitz.“

Mit dem Pilotprojekt von 2012 bis 2014 sind die Erfolgsaussichten einer Wiederansiedlung der Art in deren ehemaligem Verbreitungsgebiet in der Niederlausitz praktisch erprobt und wissenschaftlich begleitet worden. Schon die hohen Überlebensraten der in Schweden gefangenen und in den beiden Naturparken wieder freigesetzten Vögel unterschieden sich deutlich von vergleichbaren Projekten mit gezüchteten Tieren aus Volieren- und Käfighaltung.

Dennoch stellt sich trotz erster Nachweise für eine erfolgreiche Reproduktion in den Jahren 2013 und 2014 die Frage, ob die aktuelle Anzahl an Tieren für die Etablierung einer langfristig überlebensfähigen Population ausreicht.
Die aktuell auf 30 bis 40 Tiere geschätzte Population und die gefundenen Nachkommen werden als ein erster Schritt zu einer erfolgreichen Wiederansiedlung dieser hoch bedrohten Vogelart gewertet.

Mittelfristig soll eine sich selbst tragende Population von mindestens 100 Tieren aufgebaut werden. So lange will Schweden weitere Tiere zur Verfügung stellen. Hier gibt es so große Vorkommen, dass die Tiere sogar gejagt werden.
Auch das sei noch vermerkt: In Deutschland stehen die majestätischen, aber scheuen Auerhühner auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten. Insgesamt gibt es etwa 2.000 Tiere. Sie leben vor allem im Schwarzwald und im Alpenvorland.

Den Akteuren in Sachen Auerhuhn-Population weiterhin gutes Gelingen. Es ist unser aller Natur und Lebensraum.