Den Schutz der sensiblen Dickhäuter im Blick

Elefanten in freier Wildbahn

von Ursula A. Kolbe

Die Einweihung der neuen, weiträumigen Anlage für die afrikanischen Elefanten im Thüringer Zoopark auf dem Roten Berg in Erfurt hatte mich seinerzeit sehr beeindruckt; gab es doch wieder viele neue Eindrücke und Einsichten über Lebensweisen und Lebensräume der Dickhäuter auf dem afrikanischen Kontinent.

Ihr Erhalt und Fortbestehen ist heute wichtiger denn je, und auch im Erfurter Zoopark setzen die Mitarbeiter in die Zucht der afrikanischen Elefanten ihr Wissen und Können ein. Zugleich im Bestreben, den Besuchern stets Neues, Interessantes vermitteln zu können.

Am 12. August ist Welt-Elefanten-Tag. Vor fünf Jahren von Elefantenschützern ins Leben gerufen, will er nachdringlich auf die Bedrohung der sensiblen Dickhäuter aufmerksam machen. Denn die Lage ist ernst. Die Wilderei hat in den letzten Jahren Rekordausmaße angenommen. Experten-Schätzungen zufolge werden jährlich zwischen 50.000 und 60.000 Elefanten wegen ihres Elfenbeins getötet – einer alle 15 Minuten. In Tansania ist der Bestand schon um die Hälfte dezimiert.

Das Elfenbein, darum geht es. Am asiatischen Schwarzmarkt z. B. wird die Substanz ähnlich wie Rhinozeroshorn als Allheil- und Potenzmittel gehandelt – und für horrende Preise verkauft. Allein 2015 sind weltweit mehr als 32 Tonnen gewildertes Elfenbein beschlagnahmt worden, vor allem in Asien und Südostasien.

Am häufigsten wird das „weiße Gold“ in Thailand, Vietnam und China sowie Ländern in allen Teilen Afrikas sichergestellt. Doch auch in Frankreich, Deutschland und Spanien gibt es immer wieder spektakuläre Aufgriffe mit jeweils mehreren Hundert Kilo Elfenbein.

Zwar hatten die 183 Mitgliedstaaten des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) 1989 den Verkauf von Elfenbein weltweit verbannt. Aber das Morden in den Nationalparks Afrikas geht weiter. Auf dem 17. Weltartenschutzgipfel im südafrikanischen Johannisburg im Oktober vergangenen Jahres wurden einige Beschlüsse gefasst, die bedrohten Pflanzen- und Tierarten das Überleben sichern könnten.

Die emotionalste Debatte jedoch ist die um den Schutz von Elefanten, vor allem, weil sie afrikanische Nachbarn gegeneinander ausspielt. So hatte Namibia beantragt, die Debatte um den Elfenbeinhandel zu beenden. Es fehlten nicht nur Beweise, dass dies den illegalen Welthandel beeinflusse, auch habe die internationale Gemeinschaft kein Recht, über einzelne Staaten zu verfügen.

Die afrikanischen Länder lehnten Namibias Antrag gemeinsam mit der globalen Mehrheit ab. Auch der Antrag von Namibia, Südafrika und Simbabwe, Handelsmechanismen für Elfenbein einzuführen, wurde unter der Führung Kenias, der Republik Kongo und des Tschad zerschlagen. Ein vorläufiger Sieg für die Dickhäuter.

Auf einen weiteren Aspekt verwies Ross Harvey, Umweltökonom am Südafrikanischen Institut für internationale Beziehungen (SAILA) auf der Tagung. Er sieht Theorie und Praxis im Umweltschutz als zwei verschiedene Paar Schuhe. „Fakt ist, dass globale Normen oft nicht mit der Realität vor Ort übereinstimmen.“ Etwa beim Elfenbeinhandel: Verböten die Mitgliedstaaten diese Einkommensquelle, müssten sie Alternativen bieten, um das Leben der lokalen Bevölkerung zu verbessern. „Letztendlich sind sie im Kampf gegen Wilderei die Menschen an vorderster Front.“