Wanderurlaub in einem Biosphärenreservat

Eine Waldwiese

von Wolfgang Prietsch

Ist das was? Aber ja! Wir jedenfalls können das nur empfehlen!
Mitten im Thüringer Wald, begrenzt von den Orten Suhl im Westen, Schmiedefeld am Rennsteig im Osten, und Breitenbach im Süden liegt die engere Region des UNESCO-Biosphärenreservats VESSERTAL.

Das Vessertal wurde wegen seiner vielfältigen Schönheiten mit Bergwiesen, kleinen Bergbächen, einem großen Bestand an Bergmischwald bereits Mitte des vorigen Jahrhunderts als Naturkleinod bekannt. Daher wurde es bereits 1939 mit einer Fläche von 1384 ha als eines der größten Naturschutzgebiete Deutschlands ausgewiesen und im November 1979 als eines der ersten Biosphärenreservate anerkannt.

1986 und 1990 wurde das ursprüngliche Schutzgebiet auf nunmehr 17000 ha erweitert. Es stellt heute einen mit Leben erfüllten Ausschnitt unserer Biosphäre dar und bildet den Rahmen für Umweltforschung und die nachhaltige Entwicklung einer Landschaft für Mensch und Natur.

Für einen Wanderurlaub in dieser Region eignen sich als Urlaubsorte die Gemeinden Vesser, Schmiedefeld am Rennsteig, Erlau, aber auch Suhl ( z. B. das als Wanderstartpunkt günstig gelegene, aber nicht ganz preisgünstige Hotel auf dem Suhler Ringberg). Besonders zwei Haupttouren sollte man zum Kennenlernen dieses wunderbaren Gebietes absolvieren:
  1. Rundwanderweg: Oberes Vessertal mit einer Streckenlänge von 11,5 km
  2. Rundwanderweg: Unteres Vessertal mit einer Streckenlänge von 15,5 km.

Beide Rundwanderwege sind durch einen grünen Punkt als Wegmarkierung gekennzeichnet. Natürlich kann man den gesamten von der Biosphärenreservats-Verwaltung empfohlenen Rundweg von dann 25 km auch in einer Tour absolvieren, es ist aber aus unserer Sicht keinesfalls sinnvoll: Immerhin liegen zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Geländepunkt auf der Wanderung 428 Höhenmeter, die überwunden werden müssen, außerdem sollte man sich Zeit nehmen für die vielfältigen Schönheiten am Weg.

Den Rundweg 1 kann man in Vesser an der innen und außen sehenswerten Fachwerk-Kirche von 1710-1712 beginnen (kleiner! Parkplatz vor der Kirche). Vesser ist kleinste Suhler Ortsteil mit 188 Einwohnern inmitten des UNESCO-Biosphärenreservats. Man durchläuft leicht steigend den Ort, am rechts liegenden Fremdenverkehrsbüro vorbei, der Straße nach Schmiedefeld folgend bis zum links durch ein Wanderschild ausgewiesenen Abzweig. Nach Erreichen des Waldrandes kann man einen Abstecher zum Besucherbergwerk „Schwarze Crux“ unternehmen.

Wieder auf dem Rundweg, erreicht man einen Grillplatz an der Vesser, kurz danach auf dem Vesserrundweg geht man am Punkt „Zehn Teiche“ vorbei und erreicht nach relativ steilem Aufstieg die sehr schön gelegene Vesserquelle. Hier bietet sich auf einer Bank oder in der Schutzhütte ein Picknick an, bevor man, weiter auf dem Rundweg, an den in nunmehr schon 832 m Höhe liegenden Wegpunkt „Kalte Herberge“ an der Straße von Suhl nach Schmiedeberg kommt. Von dort geht der Weg in Richtung „Wegscheide“.

Auf diesem Wegstück erreicht man an einer Wegbiegung noch vor „Wegscheide“ einen Aussichtspunkt (größte Höhe bei dieser Wanderung von 865 m). Nach Passieren der „Wegscheide“ läuft man immer auf dem Höhenzug an der Stutenhausstraße entlang, links bietet sich direkt von der Straße aus ein wunderbarer Ausblick auf den gegenüber liegende Ort Vesser. Weitergehend staunt man als Berliner dann aber doch, denn man erreicht eine Weggabelung mit dem Namen „Potsdamer Platz“.

Dieser Platz sieht mitten im Wald natürlich anders aus, als man von einem Berliner Platz mit diesem Namen erwartet. Nach Passieren des „Potsdamer Platzes“ kann man rechts abzweigen und einen Abstecher auf den in 850 m liegenden Adlersberg unternehmen: Hier befindet sich ein Aussichtsturm (Bild 5)mit guter Möglichkeit zum Rundumblick (Imbiss-Möglichkeit vorhanden). Nun ist es nicht mehr weit bis zum „Stutenhaus“, einem Hotel-und Ferienkomplex, der oberhalb einer großen Wiese malerisch daliegt (eine der wenigen gastronomischen Einrichtungen mitten im Vessertal).

Jetzt geht man auf der Straße abwärts nach Vesser, welches man bald nach einer Gesamt-Wanderstrecke von etwa 12 km (mit Abstecher) erreicht.
Sehenswert ist sicher die im Fremdenverkehrsbüro Vesser befindliche Herbert-Roth- Ausstellung, die den bekannten Komponisten und Interpreten von Thüringer Volksmusik würdigt („Ich wandere ja so gerne…“).

Den 2. Vessertal-Rundweg durch das untere Tal kann man wieder von Vesser/Kirche beginnend, immer absteigend entlang des Bergbaches, in Richtung Breitenbach erwandern. Rechts fließt die Vesser. Nach etwa 50 m erreicht man die höchste Fichte des Vessertales. Hier ist der Wald ein typischer Bergmischwald mit Fichte, Rotbuche, Bergahorn und Weißtanne auf felsigem Grund. Die berühmte Vessertalschanze (größte Natur-Sprungschanze in Deutschland) liegt am Weg. Man wird an die großen Ski-Asse vergangener Zeiten erinnert (Schanzenhütte).

Bald kommt man durch die gekennzeichnete große Kernzone des Reservates (vorher durchlief man die Pflegezone). In der Kernzone erlebt man noch Urwüchsigkeit. Es geht an der Einmündung des Glasbaches vorbei, die Vesser ist hier als ein schnellfließender, geröllreicher Bergbach zu erleben. Kurz vor Breitenbach läuft man am Sensenhammer vorbei, einem ehemaligen Hammerwerk zur Herstellung von Sensen u.a. in Breitenbach war keine geöffnete Gaststätte zu finden, gut, dass wir sowohl die unabdingbaren Getränke, als auch Brote und Obst mitgenommen hatten.

Der Rückweg verläuft, jetzt ansteigend, zunächst durch eine liebliche Wiesenlandschaft (vielleicht der schönste Teil des ganzen Tales!). Es geht vorbei an „Hirtenbrunnen“, dann an einer Lichtung mit der Ruine einer alten Buche (Naturdenkmal) vorbei im Stelzenwiesengrund immer steiler (Müdigkeit!) bis zum Stutenhaus. Von dort geht es auf einer ruhigen Straße von Stutenhaus nach Vesser, vorbei am Runnebaum-Denkmal (bedeutender Forstmeister) zum Ausgangspunkt Vesser.

Neben den genannten Haupt-Rundwegen sind natürlich noch viele andere durchaus attraktive Wanderrouten im Vessertal möglich. Zum Beispiel hilft die Wanderkarte „Biosphärenreservat Vessertal“, 1:35000, Verlag GRÜNES HERZ, Ilmenau hier hervorragend.