Gefühle zeigen oder verbergen?

Ein rotes Herz mit einer Aufschrift

von Christa-Dorit Pohle

Weihnachten, Silvester und Neujahr liegen nun schon hinter uns und viele Menschen freuten sich darauf, weil sie im Kreise ihrer Familien feiern konnten. Aber bei sehr vielen Menschen fehlte die familiäre Geborgenheit. Sie hatten Glück, wenn sich Menschen fanden, die Gefühle zeigten und die „Einsamen“ mit einbezogen.

Was aber tun die vielen, vielen Menschen, zu deren Leben es überhaupt keine Lichtblicke mehr gibt, bei denen der Kampf ums Überleben an erster Stelle steht? Sie sind auf die Hilfe fremder Menschen angewiesen. Bestimmt sehr schwer, immer wieder Hoffnung aufzubauen, dass diese Hilfe auch wirklich kommt.

Wir, die wir ein Dach über dem Kopf haben, nicht hungern müssen und Lebensfreude kennen, können trotzdem auf die Idee kommen, über die Gefühlswelt in der heutigen Zeit nachzudenken. Der Regisseur Franco Zeffirelli sagte einmal: „Wir Menschen leiden unter der übergroßen Sehnsucht nach einem gefühlvollen Leben“.

Aber durch verschiedene Ereignisse wurden unsere Ideale weitestgehend zerstört. Wir müssen immer wieder feststellen, dass die „Armut der Gefühle“ sich immer weiter ausbreitet. Es ist das geheime, uneingestandene Leiden unserer Zeit, welches auch als „Wärmetod“ empfunden wird.

Wenn man unterwegs ist und mal die Gesichter von jüngeren Menschen beobachtet, so wirken diese manchmal auf seltsame Art kühl auf uns Senioren. Das kann sich natürlich ändern, wenn man sich näher kennenlernt. Es ist nun mal modern, die Dinge „cool“ anzugehen. Aber niemand weiß zu sagen, ob man sich dadurch glücklicher fühlt. Auf jeden Fall gehört Mut dazu, gegen den Strom zu schwimmen und Gefühle zu zeigen.

Leider ist dieser Mut bei vielen verloren gegangen. Aber es würde unser aller Leben sehr bereichern, wenn wir versuchen würden, diesen Mut zurück zu gewinnen. Schritt für Schritt hätte das bestimmt Erfolg. Diesen Weg einzuschlagen, fällt vielleicht leichter, wenn man sich vorstellt, selbst unter der „Armut der Gefühle“ leiden zu müssen.

Früher haben wir uns Briefe geschrieben und wenn diese Briefe einen erfreulichen Inhalt hatten, wurden sie sogar aufgehoben. Ein Bekenntnis schwarz auf weiß, dass ist seltener geworden. „Cooler“ ist es, das Handy zu benutzen. Wenn wir uns entschließen, das große Gefühl, die Liebe für einen Menschen im Depot zurück zu halten und immer wieder mit dem „Kleingeld der Unverbindlichkeit“ zu zahlen, dann ist das viel leichter.

Wie kann etwas Wertvolles zustande kommen, wenn wir nicht den Mut aufbringen, zu sagen: „Ich liebe dich, ich brauche dich, ich bin für dich da“. Das ist schwer, aber es ist sehr schön. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns eingestehen, dass wir zu oft sagen: „Wir müssen uns bald mal sehen“. „Wir sehen uns morgen“ zu sagen, kostet vielleicht Überwindung, aber es ist sehr wichtig, wenn wir einander helfen wollen.

Es wär wunderbar, wenn es uns gelingen würde, diese Gefühle füreinander in das neue Jahr zu retten und im grauen Alltag immer mal Gefühl zu zeigen. Auch fremden Menschen gegenüber. So erzeugen wir zarte Sonnenstrahlen bei den Mitmenschen, auch im kalten Winter. Diese Sonnenstrahlen erwärmen das Herz des Empfängers. Ist das nicht etwas Wertvolles, was wir damit erreichen?
Ich wünsche allen Lesern einen guten Start in das neue Jahr und viele zarte Sonnenstrahlen für die Herzenswärme.