300 Jahre Schulpflicht in Preußen

Blick in ein Klassenzimmer des letzten Jahrhunderts

von Ursula A. Kolbe

Das Schloss Königs Wusterhausen, einst Jagdschloss Friedrich Wilhelm I., auch „Soldatenkönig“ genannt, lädt nach mehrmonatigen Bauarbeiten wieder zu zahlreichen Veranstaltungen ein.

Das Jahr 2017 ragt dabei mit einem besonderen Jubiläum heraus:

300 Jahre Schulpflicht in Preußen für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren – und eingeführt von König Friedrich Wilhelm I. Er hatte als einer der ersten europäischen Monarchen seiner Zeit erkannt, dass Schulbildung die wichtigste Wirtschaftsressource eines modernen Staates ist.

Unter diesem Motto feiert die Stadt Königs Wusterhausen am 8. Juli ihr traditionelles Schlossfest mit einem umfangreichen Bühnenprogramm und Festumzug durch die Stadt, erklärt Schlossbereichsleiterin Dr. Margrit Schulze. Dem dient auch die enge Zusammenarbeit des Schlosses mit dem Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in der Stadt. Wie z. B. das Bemühen der Schüler, sich kreativ und phantasievoll mit dem Thema „Schulpflicht“ auseinanderzusetzen und ihre Ergebnisse im Schloss zu präsentieren.

Auch die beliebten Kostümführungen mit König Friedrich Wilhelm I. (Mike Sprenger) und Königin Sophie Dorothea (Manuela Niemann) widmen sich der Schulpflicht, berichten ebenso von der Erziehung der Königskinder. In den meisten europäischen Ländern besteht keine Schulpflicht, stattdessen Unterrichtspflicht oder Bildungspflicht. D. h., die Vermittlung von Wissen ist für das Kind nicht an den Besuch einer Schule (Schulpflicht im eigentlichen Sinne) gebunden.

In Deutschland wurde die Allgemeine Schulpflicht nach Anfängen im 16. Jahrhundert im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken 1592 und Straßburg 1598 im 17. Jahrhundert in Sachsen-Gotha (1642), Braunschweig-Wolfenbüttel (1647) und Württemberg (1649) eingeführt. Im 18. Jahrhundert folgte Preußen (1717), wo es bis 1918 zwar eine Unterrichtspflicht, aber keine Schulpflicht gab. Zuletzt führte Sachsen 1835 die allgemeine Schulpflicht ein, 1919 wurde sie in der Weimarer Verfassung einheitlich für ganz Deutschland festgeschrieben.

Heute ist im deutschen Bildungssystem die Schulpflicht – aufgrund der Kulturhoheit der Länder – in den einzelnen Landesverfassungen geregelt. Die Vollzeitschulpflicht dauert in der Regel bis zum Abschluss des 9. Schuljahres, in einigen Ländern bis zum Abschluss der 10. Klasse. Die Berufsschulzeit beginnt nach Ablauf der Vollzeitschulpflicht.

Ein Blick in die Geschichte zeigt weiter, dass in Norwegen das Volksschulwesen durch eine Verordnung vom 23. Januar 1739 entstand, die jedoch zwei Jahre später modifiziert werden musste. Anfang des 20. Jahrhunderts galten Gesetze zur Schulpflicht für Deutschland, Österreich-Ungarn und Skandinavien, Frankreich (seit 1882). In den Jahren des Nationalsozialismus wurde 1938 ein Reichsschulpflichtgesetz erlassen. In England war die Regelung der Schulpflicht den einzelnen Gemeinden, in den USA den einzelnen Staaten vorbehalten. Das erste Land mit gesetzlich geregelter allgemeiner Schulpflicht war Liechtenstein. In Schweden besteht regelmäßig Schulpflicht. Soweit eine kurze Auswahl.

Weitere Schlossveranstaltungen laden ein

Zurück zum diesjährigen Veranstaltungskalender auf dem Schloss. Bereits im Februar hatte die Berliner Pianistin Gerlint Böttcher die erfolgreiche Reihe der „Schlosskonzerte Königs Wusterhausen“ mit Werken von Beethoven, Chopin und Liszt eröffnet. Im Herbst wird das Thema Jagd wieder eine große Rolle spielen. Und die neue Familienveranstaltung „Durch die Lappen gegangen“ wird dabei von Geschichten rund um die Jagd handeln.

Im November wieder soll dann das „Hubertusfest“ im Schloss gefeiert werden. In einer Schlossführung erfährt man mehr über barocke Jagdgepflogenheiten Friedrich Wilhelm I. Jagdhornbläser begleiten die Veranstaltung musikalisch im Schlosshof, und anschließend gibt es Wildbret im Restaurant Jagdschloss 1896.
Mit dem Königlichen Weihnachtsmarkt, der am 3. Advent auf dem Kirchplatz stattfindet, endet das Veranstaltungsjahr. Im Schloss finden zudem vorweihnachtliche Führungen statt, in denen von königlichen Weihnachtsbräuchen und Geschenken erzählt wird. König Friedrich Wilhelm I. (Mike Sprenger) wird durch sein Schloss führen: 1698 hat er es von seinen Eltern zu Weihnachten als Geschenk bekommen.