Veranstaltungsreihe "2x Deutschland"

Innerdeutsche Beziehungen 1953-1989

Im Jahr 2013 findet die gemeinsame Veranstaltungsreihe “2x Deutschland” der Deutschen Gesellschaft e.V., der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und dem Berliner Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen mit freundlicher Unterstützung des Bundesministeriums des Innern ihre Fortsetzung. Die Gesprächsrunden greifen erneut zentrale Jubiläen auf, anhand derer die wechselvolle Entwicklung der innerdeutschen Beziehungen von 1953 bis 1989 in den Blick genommen wird. Im Dialog von Wissenschaftlern, Politikern und Zeitzeugen wird danach gefragt, wie die Geschichte der innerdeutschen Beziehungen mehr als 20 Jahre nach der deutschen Einheit zu bewerten ist und welche Perspektiven sich daraus für die politische Kultur sowie das Selbstverständnis des vereinigten Deutschlands ergeben.

23. April 2013

Die vergessene Revolution?
Der 17. Juni 1953 im Gedächtnis der deutschen Nation

Der 17. Juni 1953 jährt sich 2013 zum 60. Mal. Zwar ist inzwischen anerkannt, dass es sich hierbei nicht nur um einen Arbeiter-, sondern um einen Volksaufstand handelte, doch fehlt noch dessen Einordnung in die gesamtdeutsche Freiheits- und Einheitsgeschichte von 1848 bis 1989. Zu Zeiten der Teilung verlor das Ereignis beständig an Ausstrahlungskraft, war doch die Wiedervereinigung für viele Menschen in weite Ferne gerückt. Nach 1989 ist der Volksaufstand dann in den Schatten der erfolgreichen Friedlichen Revolution getreten.
60 Jahre nach dem Volksaufstand werden wir zentrale Fragen diskutieren: Welche Rolle hat der 17. Juni 1953 im Geschichtsbild der DDR und der Bundesrepublik während der deutschen Teilung eingenommen? Welche Botschaft und Bedeutung hat das Ereignis 23 Jahre nach der Wiedervereinigung für uns? In der Auftaktveranstaltung zur Reihe “2x Deutschland. Innerdeutsche Beziehungen 1953-1989” werden zudem die Auswirkungen dieses Schlüsselereignisses auf die geglückte Friedliche Revolution von 1989/90 thematisiert und eine Einordnung in die Freiheits- und Einheitsbewegungen Deutschlands vorgenommen.

Begrüßung:
Dr. Andreas H. Apelt (Bevollmächtigter des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft e. V.)

Vortrag:
Dr. Ehrhart Neubert (Publizist und Theologe)

Podiumsgespräch mit:
  • Dr. Ehrhart Neubert
  • Prof. Dr. Arnulf Baring (Hochschullehrer, Publizist)
  • Prof. Dr. Étienne Francois (Frankreich-Zentrum der Freien Universität Berlin)
  • Klaus Gronau (Zeitzeuge)

Moderation:
Prof. Dr. Daniela Münkel (Projektleiterin der Forschungsabteilung beim BStU)

21. Mai 2013

Vom Klassenfeind infiziert?
Deutsch-deutsche Jugendbegegnungen und die X. Weltfestspiele 1973 in Ost-Berlin

Die Sorge der DDR-Regierung, dass “ihre” Jugend vom bundesdeutschen “Klassenfeind” ideologisch infiziert werden könnte, war übergroß. Gleichzeitig wollten die Jugendlichen in der DDR zumindest durch Musik und Kleidung ihren eigenen Weg zum Erwachsenwerden betonen. Mit den Weltjugendfestspielen 1973 in Ost-Berlin versuchte die SED, diese Bedürfnisse für ihre Zwecke zu nutzen. Die Festspiele boten als “Rotes Woodstock” eine Möglichkeit des direkten Kontakts ost- und westdeutscher Jugendlicher, konnten wegen ihrer Größe jedoch nicht vollständig durch die Staatssicherheit der DDR kontrolliert werden. Einen zentralen Beitrag zum innerdeutschen Austausch leisteten auch die bundesdeutschen Jugendreisen in die DDR, die dort von staatlicher Seite nur unter strenger Organisation und Aufsicht geduldet wurden. Wie erlebten sich die Jugendlichen beider deutschen Staaten gegenseitig – waren sie sich fremd und fanden sich “uncool”? Oder gab es wegen Verwandtschaft, gemeinsamer Musikvorlieben und Sprache doch eine gemeinsame Basis? Wie agierten hierbei die Regierungen der beiden deutschen Staaten? Diese und weitere Fragen werden im Rahmen der Veranstaltung diskutiert.

Begrüßung:
Dr. Anna Kaminsky (Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)

Vortrag:
Dr. Stefan Wolle (Historiker, wissenschaftlicher Leiter des DDR-Museums Berlin)

Prodiumsgespräch mit:
  • Konrad Gilges (ehem. Vorsitzender des Deutschen Bundesjugendringes)
  • Dr. Michael Herms (ehem. Mitarbeiter der Westabteilung beim Zentralrat der FDJ)
  • Martin-Michael Passauer (Theologe, Generalsuperintendent i. R. von Berlin)

Moderation:
Dr. Ulrich Mählert (Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)

18. Juni 2013

Milliarden D-Mark für die DDR.
Hat der Westen die SED-Diktatur stabilisiert?

Von Transitpauschalen bis Freikauf, von Krediten bis Postgebühren – auf allen nur erdenklichen Wegen versuchte die DDR, an westliche Devisen zu kommen. Die legendären Milliardenkredite für die DDR, die Franz Josef Strauß zusammen mit DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski 1983/84 einfädelte, galten hierbei als besonders umstritten. Die Milliardenzahlungen durch die Bundesrepublik hatten einen ambivalenten Charakter: Kurzfristig stabilisierten sie die DDR in wirtschaftlicher Hinsicht, längerfristig wurden damit der Bundesrepublik Möglichkeiten eröffnet, in politischen Belangen auf die DDR einwirken zu können. Auch in der heutigen Zeit stellt sich die Frage, welchen politischen Einfluss demokratische Staaten aufgrund von Wirtschaftshilfe haben, um den von ihnen beabsichtigten Wandel in nicht-demokratischen Regimen zu bewirken und wie erfolgreich diese Methode ist.

Begrüßung:
Martin Gutzeit (Berliner Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen)

Vortrag:
Prof. Dr. Peter E. Fäßler (Universität Paderborn)

Podiumsgespräch mit:
  • Prof. Dr. Peter E. Fäßler
  • Dr. Rüdiger Kass (Ministerialdirektor a. D.)
  • Vera Lengsfeld (DDR-Bürgerrechtlerin)
  • Prof. Dr. Jörg Roesler (Wirtschaftshistoriker)

Moderation:
Dr. Jacqueline Boysen (Studienleiterin der Evangelischen Akademie zu Berlin)

17. September 2013

Kultur – Waffe im Klassenkampf oder Bindeglied im geteilten Deutschland?

Der Weg zum deutsch-deutschen Kulturabkommen von 1986 war lang und mühsam. Seit 1973 war verhandelt worden. Vor allem die Biermann-Ausbürgerung und der Konflikt um die Rückführung von Kulturgütern verhinderten lange Zeit ein offizielles Abkommen zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Die jeweiligen politischen Ziele widersprachen sich grundlegend: Die DDR wollte ihr internationales Ansehen steigern und zugleich ihre These der zwei deutschen Kulturnationen unterstreichen. Die Bundesrepublik ging dagegen weiterhin von einer Nation mit unteilbarer Kultur aus und zielte darauf ab, den nationalen Zusammenhalt zu erhalten sowie durch Kunst und Kultur einen gesellschaftlich-politischen Wandel in der DDR zu befördern. Aus Angst vor westlicher Einflussnahme wurde der Kulturaustausch zwischen den beiden deutschen Staaten von der SED-Führung ideologisch überfrachtet und umfassend reglementiert. Die Möglichkeiten der kulturellen Präsentation westdeutscher Akteure in der DDR sowie ostdeutscher Kulturträger im Westen waren daher weitgehend abhängig von der Genehmigungspraxis Ost-Berlins.

Begrüßung:
Ministerialrätin Pia Karger (Bundesministerium des Innern)

Vortrag:
Prof. Dr. Günther Rüther (Konrad-Adenauer-Stiftung e. V.)

Podiumsgespräch mit:
  • Prof. Dr. Günther Rüther
  • Heinz Eilers (Regierungsdirektor im Bundespräsidialamt, ehemals Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen / Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der DDR)
  • Elmar Faber (Verleger)
  • Rolf Schneider (Schriftsteller)

Moderation:
Maria Ossowski (ARD-Kulturkorrespondentin)

22. Oktober 2013

Pershing II und SS-20.
Die Friedensbewegung in Ost und West und die Konfrontation der Blöcke im Kalten Krieg

Eine massiv verschärfte Rüstungspolitik offenbarte zu Beginn der 1980er-Jahre das Heraufziehen eines “zweiten Kalten Krieges” zwischen den Supermächten. Die Stationierung neuer sowjetischer Mittelstreckenraketen (SS-20) und die von der Bundesregierung Schmidt initiierte Reaktion der NATO mit ihrem “Doppelbeschluss”, der dann von der Bundesregierung Kohl realisiert wurde, erhöhte die Spannungen zwischen den politischen Blöcken, zugleich regte sich Widerstand. Im Westen entwickelte sich eine starke Friedensbewegung. Aber auch im Osten schlossen sich immer mehr Menschen zusammen, um sich trotz staatlicher Repression für Abrüstung und eine entmilitarisierte Gesellschaft zu engagieren. Frieden wurde auf diesem Wege zu einem gesamtdeutschen Anliegen. Über die Systemgrenzen hinweg kam es zu gemeinsamen Aktionen, wie beispielsweise dem Olof-Palme-Friedensmarsch von 1987. Mittelfristig entwickelte sich die ostdeutsche Friedensbewegung zu einem wichtigen Standbein der DDR-Opposition.
Wie aber konnte es zivilgesellschaftlichen Bewegungen überhaupt gelingen, gemeinsam politische Themen auf die Agenda zu setzen, auf welche Widerstände trafen sie und welche Folgen hatte ihr Agieren? Wissenschaftler, Politiker und Zeitzeugen geben Antwort auf diese Fragen und werden sie in kontroverser Debatte diskutieren.

Begrüßung:
Dr. Andreas H. Apelt (Bevollmächtigter des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft e. V.)

Vortrag:
Prof. Dr. Michael Wolffsohn (Historiker, Universität der Bundeswehr München)

Podiumsgespräch mit:
  • Prof. Dr. Michael Wolffsohn
  • Prof. Dr. Dieter Klein (em. Professor für Ökonomie, Humboldt-Universität zu Berlin)
  • Ruth Misselwitz (Pfarrerin, Pankower Friedenskreis)
  • Otto Schily (Bundesminister a. D.)
  • Prof. Dr. Rupert Scholz (Bundesminister a. D.)

Moderation:
Margit Miosga (rbb Kulturradio)