Jagdschloss und Jagdschlosspark

Jagdschloss Glienicke

Jagdschloss Glienicke, mit Glasfront von Max Taut

Königstraße 36, Steglitz-Zehlendorf, Ortsteil Wannsee;
1682-84 von Charles Philippe Dieussart, später barocke Erweiterung, 1889-90 Umbau durch Albert Geyer, 1963-64 teilweiser Umbau durch Max Taut, 1859-62 Gartengestaltung durch Peter Joseph Lenné

Das Jagdschloss Glienicke geht in seinen Grundmauern auf das 17. Jahrhundert zurück. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm erwarb 1678 das zum Rittergut gewandelte Dorf Klein-Glienicke und ließ sich hier 1682-84 möglicherweise nach einem Entwurf des Bildhauers und Architekten Charles Philippe Dieussart ein Jagdschloss errichten. Es bildete mit zwei separaten Nebengebäuden – Marstall und Kavalierhaus – einen Ehrenhof, der nach Südosten dem Dorf Klein-Glienicke und dem im holländischen Stil mit Kanal und Lindenallee angelegten Park zugewandt war. Nach mehrmaligem Besitzer- und Nutzungswechsel als Lazarett, Tapetenfabrik und Waisenhaus, gelangte das Schloss mit mehreren umliegenden Grundstücken 1859 in den Besitz des Prinzen Carl, der sich seit 1824 im gegenüberliegenden ehemaligen Obstgarten des Glienicker Gutes seinen Sommersitz hatte errichten lassen. Das Jagdschloss ließ Prinz Carl 1859-62 als Wohnsitz für seinen Sohn Friedrich Karl durch den Architekten Ferdinand von Arnim erweitern und im Stil des französischen Barock umgestalten sowie den Garten, vermutlich unter Mitwirkung von Peter Joseph Lenné, als englischen Landschaftspark neu anlegen. Der sich von der Glienicker Brücke bis zum Jagdschloss Glienicke längs der Havel erstreckende Park gewährt von fast allen Parkwegen bevorzugte Blicke über den Tiefen See auf die am jenseitigen Ufer gelegenen Villen der in Potsdam gelegenen Berliner Vorstadt sowie auf Schloss und Park Babelsberg. Noch immer erinnert an die Zeit des Großen Kurfürsten die barocke, auf das Jagdschloss zuführende lange Straßenachse, die heutige Waldmüllerstraße.

Jagdschloss Glienicke, historische Ansicht

1889-92 ließ Prinz Friedrich Leopold, Sohn des 1880 verstorbenen Friedrich Karl, das Jagdschloss samt Nebengebäuden durch die Architekten Albert Geyer und Ernst Petzholtz im historistischen Stil umfassend verändern. Vom Zweiten Weltkrieg blieb das Jagdschloss weitgehend verschont. Das Hauptgebäude wurde 1962-64 nach Plänen des Architekten Max Taut zur Jugend-Begegnungsstätte umgebaut. Wegen der Grenzbefestigungen um das Dorf Klein-Glienicke, die den ursprünglichen Bezug zwischen Schloss und Dorf zerstörten, und zur Abgrenzung gegen die als Heimvolkshochschule genutzten Hofbauten verlegte Taut den Haupteingang in einen Glaserker an die Gartenseite des Schlosses. Im Inneren schuf er ein neues Treppenhaus und eine Vielzahl neuer Räume. Im Park entstanden weitere Gebäude, die z.T. mit dem Schloss verbunden waren. Nach dem Brand im Südflügel 2003 begann man mit der grundlegenden Sanierung der Gebäude. Seit 2007 wird das Jagdschloss Glienicke vom Sozialpädagogischen Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg genutzt. Die drei Gebäude sind heute im Kern noch vorhanden; von der kunstvollen Innenausstattung des Jagdschlosses blieb jedoch nichts erhalten. Nach der in den 1980er Jahren erfolgten gartendenkmalpflegerischen Grundinstandsetzung – Wiederherstellung des Parksees, Freistellung der wertvollen Baumgruppen und Rekonstruktion der alles erschließenden, lebhaft-elegant geschwungenen Parkwege – kann der Besucher heute wieder die räumliche Zweiteilung des Jagdschlossparks nachvollziehen.