St. Bonifatius-Kirche

St. Bonifatius-Kirche

St. Bonifatius-Kirche

  • Straßenseitige Fassade nach der Sanierung

    Straßenseitige Fassade nach der Sanierung

  • Rückwärtige Stützen des Mittelgiebels nach der Sanierung

    Rückwärtige Stützen des Mittelgiebels nach der Sanierung

  • Wasserspeier (links: Abformung, rechts: neu gebrannt)

    Wasserspeier (links: Abformung, rechts: neu gebrannt)

  • Fialtürmchen während und nach der Sanierung

    Fialtürmchen während und nach der Sanierung

  • Fassadenausschnitt mit zentralem Rosettenfenster nach der Sanierung 2006

    Fassadenausschnitt mit zentralem Rosettenfenster nach der Sanierung 2006

  • Fensterrosette, Detail, restaurierte Bleiverglasung

    Fensterrosette, Detail, restaurierte Bleiverglasung

  • Sanierungszeichnung, rot - neues Mauerwerk mit neuen Formziegel und historischer Oberflächenstruktur, gelb - neue Putzflächen mit historischen Baustoff-Vorgaben

    Sanierungszeichnung, rot - neues Mauerwerk mit neuen Formziegel und historischer Oberflächenstruktur, gelb - neue Putzflächen mit historischen Baustoff-Vorgaben

Die katholische St. Bonifatius-Kirche ist 1906/07 nach Plänen des Regierungsbaurates Max Hasak (1856-1934) in einer kurzen Bauzeit von 15 Monaten errichtet worden. Die einschiffige Wandpfeiler-Hallenkirche mit steilem Walmdach richtet ihre Portalseite mit den beiden etwa 75 Meter hohen Türmen zur Straße. Flankiert von zwei fünfgeschossigen Vorderhäusern mit Satteldächern, schließt sich im umliegenden, hinteren Grundstücksbereich ein fünfgeschossiger Wohnhof an den Kirchenbau an, der von vornherein als integrativer Bestandteil der Gesamtanlage geplant war. Kirche und Wohnhäuser sind mit roten Verblend- bzw. Formziegeln in neugotischem Backsteinstil errichtet. Hasak bediente sich der gotischen Formensprache. Sein monumentaler Sakralbau spiegelt das Ideal einer hochgotischen Zweiturmfassade mit doppeltem Wimpergportal und großem Rosenfenster wieder.

Die hochragenden Türme mit je vier Fialtürmchen und Schallöffnungen sowie der dazwischenliegende abgetreppte, durchbrochene Ziergiebel sind markante wie bekannte Architekturelemente in Kreuzberg. Von weither sichtbar, bereichern sie auf unverwechselbare Weise die Stadtbildsilhouette dieses Ortsteils. Die beiden Vorderhäuser mit ihren Erkertürmchen erweitern den Kirchenbau optisch zu einer mächtigen Anlage, aus der die beiden Türme rasant und akzentuiert emporstreben.

Im Gegensatz zur repräsentativen Schaufassade an der Straße wirkt das Kircheninnere schlicht. Der querschiffslose Raum bildet sich aus fünf Jochen und einem dreiseitig geschlossenen Chor. In jedem Joch finden sich drei spitzbogige Doppelfenster und eine Fensterrose. Das einheitliche Sterngewölbe breitet sich über den gesamten Raum, ist hoch ins Dach hineingeführt und lässt diesen, dem religiösen Zweck entsprechend, filigran und erhaben wirken.

Nach dem 2. Weltkrieg war die Kirche völlig ausgebrannt und ihrer Funktion entfremdet. Bereits 1946 konnte sie nach provisorischen Ausbesserungen ihr liturgisches Programm wieder aufnehmen. In den 1950er Jahren konzentrierte sich die Gemeinde auf die Sicherung der vorhandenen Bausubstanz. Der Bildhauer Paul Brandenburg gestaltete in den 1960er Jahren den Altarraum mit modernem Altartisch, Tabernakel, Taufbecken und Hängekreuz neu.

In den letzten Jahren wurde eine umfassende Instandsetzung der äußeren baulichen Hülle erforderlich. Im November 2003 wurden die Fassade und der Westturm eingerüstet, um eine Bestandsaufnahme und ein Sanierungskonzept erarbeiten zu können. Dies leitete eine sofortige Sicherung der einzelnen Giebelteile sowie die Abnahme loser Kupferkappen an den Fialtürmchen und anderen Giebelelementen ein, um sie später – denkmal- und fachgerecht restauriert – wieder anzusetzen.

Die Instandsetzung umfasste die Reinigung der Straßenfassade mittels Mikrotrockenstrahlverfahren, Reparatur des Fugensystems und Erneuerung der Putzspiegel nach Fugen- und Putzanalysen, Ergänzung fehlender oder desolater Form- und Verblendsteine oder Austausch wieder verwendbarer Einzelteile, neue Aufmauerung einiger Architekturelemente, wie der Fensterpfeiler der Schallluken beider Türme, Erneuerung oder Reparatur der nicht bauzeitlichen Ornamentfenster, Erneuerung und Ertüchtigung der rückwärtigen Stützkonstruktion am Mittelgiebel. Durch die Abformung der noch erhaltenen Wasserspeier – ehemals vier Attrappen an den Eckfialen der Türme – konnten die fehlenden neu gebrannt und wieder montiert werden. Schließlich wurden die denkmalpflegerischen Arbeiten an Westturm und Giebel im Frühjahr 2005 und am Ostturm ein Jahr später abgeschlossen.

Es ist der große Wunsch und das Ziel der Gemeinde, zum 100. Jubiläum ihres Gotteshauses im nächsten Jahr die hofseitige Kirchfassade und das marode Dach zu sanieren.

Spendenaufruf

Für die dringend erforderliche Erneuerung des Kirchendaches appellieren wir an das bürgerschaftliche Engagement.

Spenden bitte an:
Kirchgemeinde St. Bonifatius,
Konto-Nr. 6001 858 023, BLZ 370 601 93, Pax-Bank eG

Stand: September 2006

Zeittafel

  • 1901

    gründet Pfarrer Schlenke den Kirchbausammelverein St. Bonifatius

  • 1905

    Grundstückssuche und Kaufvertrag für das Grundstück in der Yorckstraße 88/89

  • 1906

    am 5. Juni, dem Fest des Heiligen Bonifatius, legt Prälat Kleineidam, Probst von St. Hedwig, den Grundstein

  • 1906/07

    Bau von Kirche (Max Hasak) und hofseitiger Wohnanlage

  • 20. Juni 1907

    Kirchweihe

  • 1945

    starke Kriegszerstörung

  • 1946

    nach provisorischen Ausbesserungen ist die Kirche wieder nutzbar

  • 1950-1970

    Sicherungs- und Wiederherstellungsarbeiten, Erwerbung von Kirchenmobiliar und Orgel, Umgestaltung des Altarraumes

  • 2004/06

    umfassende Sanierung der Außenhülle (Ingenieurbüro Günterberg, Restaurator Wieland Geipel): Turmfassaden, straßenseitige Wohnhäuser, hofseitige Kirchfassade (1. Bauabschnitt)

  • 2006

    Beginn der Sanierung des Kirchendaches

Faltblatt-Impressum

  • Herausgeber: Katholische Kirchengemeinde St. Bonifatius
  • Abbildungen: © Ingenieurbüro Günterberg
  • Text: Juliane Bluhm
  • Idee / Redaktion: Sibylle Schulz, Landesdenkmalamt Berlin
  • Herstellung / Gestaltung: Divergenz GmbH / © Jo Hartmann
  • Aus der Reihe: Erkennen und Erhalten in Berlin 2006, Nr. 11
    Initiative Landesdenkmalamt Berlin

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