St. Augustinus zu Berlin

St. Augustinus zu Berlin

St. Augustinus zu Berlin

  • Blick zum Altar, 2007 (rekonstruierte Raumfassung)

    Blick zum Altar, 2007 (rekonstruierte Raumfassung)

  • Blick zur Orgel, 2007 (rekonstruierte Raumfassung)

    Blick zur Orgel, 2007 (rekonstruierte Raumfassung)

  • St. Augustinus - Lageplan

    St. Augustinus - Lageplan

  • St. Augustinus - Blick in die Kapelle, 2007

    St. Augustinus - Blick in die Kapelle, 2007

  • St. Augustinus - Beichtstuhl, 2007

    St. Augustinus - Beichtstuhl, 2007

  • St. Augustinus - Lampe mit ewigem Licht, 2007

    St. Augustinus - Lampe mit ewigem Licht, 2007

  • Blick zum Altar mit originaler Wandgestaltung, ca. 1928

    Blick zum Altar mit originaler Wandgestaltung, ca. 1928

  • Altar nach der Rekonstruktion 2007

    Altar nach der Rekonstruktion 2007

Weithin sichtbar dominiert der 36 m hohe Kirchturm mit seiner symmetrisch gegliederten, mit roten Klinkern verblendeten Fassade den Stadtraum an der Ringbahntrasse.

Die wachsende Zahl der Gemeindemitglieder und das Engagement des Pfarrers Dr. Carl Pelz für eine eigene Pfarrkirche brachten den neuen Kirchbau auf den Weg. Den Architekturwettbewerb gewann Josef Bachem mit seinem modernen Entwurf, der einen Wendepunkt in der bis dahin den historisierenden Stilformen verhafteten katholischen Sakralarchitektur bedeuten sollte. So erwuchs der noch jungen Gemeinde 1927/28, in die Tiefe des Grundstücks gestaffelt, ein Gemeindezentrum mit Gotteshaus, Pfarrhaus und Gemeinderäumen.

Die Kirche präsentiert sich zur Straße mit einer in klaren Kuben gegliederten Turmfront, die ein Westwerk assoziieren lässt. Zwischen zwei seitlichen Risaliten öffnen sich im Sockelgeschoss zwei spitzbogige Portale zu einer kleinen Vorhalle. Über den Bogenscheiteln thronen die Terrakottafiguren des Kirchenpatrons Augustinus und seiner Mutter Monica. Mit dem Blick in das Kircheninnere öffnet sich ein weiter, stützenloser Raum: Bachem hatte ihn als Saalkirche konzipiert, überspannt von einer modernen Spannbetonkuppel mit zentralem Oberlicht als Hauptlichtquelle. – Üblich war die Basilika als mehrschiffige Kirche.

An den abgeschrägten Ecken mit Seitenaltären vorbei wird der Blick direkt in den etwas schmaleren, leicht erhöhten Altarraum geführt; von nahezu magischer Anziehungskraft erscheint auf seinem Unterbau aus schwarzem Marmor der seitlich abgestufte, pyramidenartig aufsteigende Altar aus blauglasierter Majolika (Zinnglasur-Keramik), dessen rundbogig geschlossenes Mittelfeld ein Goldmosaik mit der Darstellung der Monica und des Augustinus in Anbetung des Gekreuzigten trägt. Der Leib Christi am Kreuz erwächst vollplastisch vor dem Goldgrund. Dieser Hochaltar ist gestalterisch wie handwerklich ein Meisterwerk christlicher Kunst des Expressionismus. Einst war er Teil einer kongenialen Einheit mit der dahinter liegenden, bläulich-gold-silbrig schimmernden Raumwand, die frei komponiert gemalte Kreuze übersäten, und mit dem sich wiederholenden Bogenmotiv, das den Blick wieder in den Kirchenraum zurückführt.

Hier, am Übergang vom Raum der irdischen Gemeinde zum Allerheiligsten, überspannt ein großer Rundbogen die Scheid- und Verbindungsstelle, ohne sie durch zusätzliche Gliederungselemente als Triumphbogen hervorzuheben, so dass die hierarchische Grenze zurückgenommen ist. Das Lettnermotiv lebt in den niedrigen Kommunionbänken fort. Die Wände des Hauptraumes sind mit sieben hohen Blendarkaden aus rotbraunem Kunststein gegliedert, deren Gestaltung sich im Altarraum fortsetzt, hier erweitert um Pfeiler, so dass er sich als dreischiffige “Stufenhalle” präsentiert. Hier verbindet sich natürliches mit zusätzlichem künstlichem Licht und bewirkt eine feierlich sakrale Stimmung.

Die Ausstattung fasziniert noch heute durch edle Materialwahl und feine handwerkliche Verarbeitung. Obgleich Bachem deutlich mit traditionellen Bauformen brach, gelang ihm hier eine Raumschöpfung, die über das Arrangement von baulichen Zitaten und dem Symbolgehalt von Formen, Zahlen und Farben tief in der Geschichte der christlichen Kunst verankert ist.

Mit den nun gelungenen Arbeiten im Kircheninnenraum konnte diese Besonderheit wieder deutlich zum Tragen kommen. Nun findet beispielsweise die Folge der Zahl “7” beziehungsweise “3” plus “4” mit ihrer ganzen kosmischen Bedeutung, als Ausdruck der Totalität der göttlichen Schöpfung und als heilige Zahl der Bibel ihre symbolische Vollendung über die Farbigkeit der Raumflächen, die das Gotteshaus sich ins Himmlische weiten lässt. Mit dieser Kirche ist dem Architekten ein einzigartig auratischer Raum des Expressionismus gelungen, der seinesgleichen auch über Berlin hinaus sucht.

Spendenaufruf

In der Verantwortung für die Erhaltung der architekturgeschichtlich wertvollen Kirche St. Augustinus bitten die Kirchengemeinde und der Kirchenbauverein um Ihre Unterstützung.

Spenden bitte an:
Katholische Kirchengemeinde Heilige Familie,
Konto-Nr. 6000 592 011, BLZ 370 601 93, Pax-Bank eG
oder an:
Kirchenbauverein St. Augustinus zu Berlin e.V.,
Konto-Nr. 6004 447 016, BLZ 370 601 93, Pax-Bank eG

Stand: 2007

Zeittafel

  • 1921

    Erhebung der Kuratie St. Augustinus zur Pfarrei, Pfarrer Dr. Carl Pelz (1881-1962) betreibt den Bau einer eigenen Gemeindekirche

  • 15.05.1927

    Grundsteinlegung, Ausführung durch den Architekten Josef Bachem (1881-1946)

  • 16.09.1928

    Weihe der St. Augustinuskirche durch Weihbischof Dr. Deitmer, Plastische Bildwerke von Otto Hitzberger

  • 1943/1944

    Kriegsbeschädigungen

  • 1953 und 1985

    Innenraum komplett farblich überstrichen

  • seit 2004

    auch Heimstatt der Katholischen Studierendengemeinde “Edith Stein”

  • 2003/2006

    Bauvorbereitung (Architekten Krieger + Mielke, Restaurator Wieland Geipel)

  • 04.10.2006

    Beginn der Instandsetzung (Heizung, Elektroanlagen, Fußboden, Oberflächen, Ausstattung teilweise), Erweiterung des Altarbereichs durch Krieger + Mielke

Faltblatt-Impressum

  • Herausgeber: Katholische Kirchengemeinde Heilige Familie,
    Wichertstraße 23, 10439 Berlin,
    Tel.: 030 4454150
  • Abbildungen:
    Lageplan, historische Aufnahme und Altarbild – Archiv der Kirchengemeinde
    Andere – Felix Schulz
  • Text: Doreen Marke, Sibylle Schulz
  • Idee / Konzeption / Redaktion: Sibylle Schulz, Landesdenkmalamt Berlin
  • Herstellung / Gestaltung: © Divergenz GmbH / Jo Hartmann
  • Aus der Reihe: Erkennen und Erhalten in Berlin 2007, Nr. 17
    Initiative Landesdenkmalamt Berlin

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