1905 ließ der Kaufmann J. Fr. Anders das Gebäude für sich errichten, betrieb darin bis 1915 ein Möbelgeschäft und bewohnt es auch. Ab 1920 gehörte das Gebäude der mit Dentalprodukten handelnden de Trey GmbH. Auf den aus der Schweiz stammenden Firmengründer Emil de Trey (1846-1898) geht die Entwicklung der Goldinlays zurück. Die Deutschlandrepräsentanz des international tätigen Betriebes befand sich hier bis Anfang der 1950er-Jahre.
Anschließend war in den Räumen eine Niederlassung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) untergebracht. Anlass, um 1953 zum Schauplatz des Volksaufstands vom 17. Juni zu werden. Ein Foto dokumentiert die heftigen Proteste vor dem Gebäude gegen das DDR-Regime.
Nach dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 kam es im Herbst desselben Jahres vor dem Haus zur brisantesten Situation des Kalten Krieges, als sich sowjetische und amerikanische Panzer am Grenzübergang Checkpoint Charlie kampfbereit gegenüberstanden, bis der Konflikt diplomatisch gelöst wurde. Ein Modell der Grenzanlage zählt zu den Exponaten des AlliiertenMuseums in Berlin-Zehlendorf. Um 1965 angefertigt, diente es höchstwahrscheinlich den DDR-Grenztruppen als Anschauungsobjekt. Auf dem Modell ist auch das Haus Mauerstraße 93 zu sehen. Im Gegensatz zu den Nachbargebäuden wurde es nicht zur Erweiterung der Grenzanlage abgerissen, sondern war deren Bestandteil. 1958 wurde in der östlichen Brandwand in der vierten Etage ein Fenster eingelassen, um den Grenzverkehr observieren zu können.
Nach dem Ende der DDR kam die Immobilie in die Obhut des Berliner Landesverwaltungsamtes, das es 1993 an die CEDEC American Business Center GmbH & Co. KG verkaufte. Diese veräußerte es ein Jahr später – und separat vom übrigen Areal – an die BASF Pensionskasse.
Die erhaltene historische Bausubstanz stand bereits zur DDR-Zeit unter Denkmalschutz und ist heute Bestandteil eines Denkmalensembles. Das Gebäude vertritt den Typus eines repräsentativen Geschäftsgebäudes der Zeit um 1900.
Fünfgeschossig und mit Satteldach versehen, fällt es im Stadtbild besonders durch den über die ganze Front reichenden, kupferverkleideten Erker samt großflächigen, horizontalen Schiebefenstern im ersten Stockwerk auf. Hier, in der Belle Étage, befand sich der weitläufige Ausstellungsraum der Anders’schen Möbelhandlung, in den die Kunden über die leicht geschwungene Treppe oder mit dem Aufzug gelangten. Laut denkmalpflegerischer Untersuchung war die durch schmale Pfeiler gegliederte, mit Naturstein verkleidete Travertin-Fassade früher höchstwahrscheinlich mit Dekorationen versehen. Die Rückseite des Gebäudes ist mit glasierten weißen Fliesen über dunkelbraunem Sockel abwechslungsreich und auf die architektonischen Elemente Bezug nehmend gestaltet.
Man betritt das Haus durch ein in der Mittelachse liegendes, mehrfach gestaffeltes und von antikisierendem Zahnschnittfries eingefasstes Portal mit einer noch intakten Vorrichtung für ein Rollgitter. Durch einen Windfang mit doppelflügeliger Schwingtür gelangt man ins Foyer. Auf jedem Stockwerk im Treppenhaus vermitteln bauzeitliche, fachgerecht instand gesetzte, zweiflügelige Holztüren mit Schnitzwerk und kleinen ovalen Fensteröffnungen Gediegenheit, ebenso die niedrigen dunkelbraunen Paneele und das schwarze, abstrakt ornamentierte Schmiedegeländer mit Messinghandlauf. Geschmiedetes Dekor mit identischem Ornament findet sich auch am quadratischen Aufzugschacht. Um die Spuren der Geschichte nachvollziehen zu können, blieb nach der Restaurierung im ersten Stock des Treppenhauses ein Farbfenster offen, das die zahlreichen Übermalungen der Wände in unterschiedlichen Tönungen veranschaulicht.
Im Rahmen der Sanierung des Hauses 2004/2005 wurde der ursprüngliche Grundriss an manchen Stellen verändert, um die Flächen heutigen Anforderungen für Büroräume besser anzupassen, in denen seitdem der Bundesverband Deutscher Stiftungen sein Domizil hat.
Stand: 2/2015