Dreifaltigkeitsfriedhof II mit Grabanlage Familie Martin Gropius

Dreifaltigkeitsfriedhof II mit Grabanlage Familie Martin Gropius

Dreifaltigkeitsfriedhof II mit Grabanlage Familie Martin Gropius

  • Erbbegräbnis von der Osten-Sacken, 2014

    Erbbegräbnis von der Osten-Sacken, 2014

  • Mausoleum der Bankiersfamilie Oppenfeld, 2014

    Mausoleum der Bankiersfamilie Oppenfeld, 2014

  • Skizze der Grabstätte Gropius, 1868

    Skizze der Grabstätte Gropius, 1868

  • Grabanlage Gropius, 2014

    Grabanlage Gropius, 2014

  • Auszug aus der Denkmalkarte, 2014

    Auszug aus der Denkmalkarte, 2014

  • Relief von Rudolf Siemering an der Grabanlage Gropius, 2014

    Relief von Rudolf Siemering an der Grabanlage Gropius, 2014

  • Grabstätte Friedrich Schleiermacher, 2014

    Grabstätte Friedrich Schleiermacher, 2014

  • Grabstätte Karl Lachmann, 2014

    Grabstätte Karl Lachmann, 2014

  • Grabstätte Adolph von Menzel, 2014

    Grabstätte Adolph von Menzel, 2014

Der heute fast 55.970 Quadratmeter umfassende Friedhof der Dreifaltigkeitsgemeinde ist der älteste und kulturhistorisch bedeutendste der vier evangelischen Friedhöfe, die sich zwischen Marheinekeplatz und Südstern entlang der Bergmannstraße in Berlin-Kreuzberg erstrecken.

Charakteristisch für den Friedhof, 1825 durch Friedrich Schleiermacher eingeweiht, sind die große Anzahl von alten Erbbegräbnissen und prunkvollen Mausoleen aus dem 19. Jahrhundert. Er zeichnet sich durch eine ungewöhnliche Hanglage aus, die der vormaligen Nutzung als Weinberg geschuldet ist, und verfügt über viele filigrane Gittergräber.

Die an Vorbildern der Renaissance und des Barock orientierte idealtypische Gestaltung mit einem kreuzförmigen Wegesystem sollte auf die Funktion des Friedhofes als Kirche ohne Mauern hindeuten. Die Wege wurden zumeist mit Linden bepflanzt, die Außenränder des Grundstücks und Streifen entlang der Wege blieben für die teuren Erbbegräbnisse reserviert. 1856 erhielt der Friedhof an der Westwand eine Trauerkapelle mit Rundbogen, die stilistisch dem Spätbiedermeier zugeordnet werden kann, sowie weitere Nutzgebäude.

Martin Gropius (1824-1880) entwarf seine Familiengrabstätte anlässlich des Todes seiner ersten Frau Laura Antonie Elisabeth geb. Altgelt (1828-63) in Gestalt einer vierseitig geöffneten Pergola mit Sandsteinbrüstungen und zweiflügeliger, schmiedeeiserner Fronttür mit überspannendem Dreiecksgiebel. Die halbhohe Mauer aus rötlichem Klinker trägt seitlich je zwei dorisierende Säulen und vor der Rückwand Vierkantpfeiler aus graugelbem Sandstein, die das Gebälk mit Stahlkonstruktion der Pergola stützen. Der lichte Bau der Grabstätte in der Erbbegräbnisreihe an der Ostwand birgt im bepflanzten Innenfeld liegende Inschriftensteine und ist ein herausragendes Beispiel für den romantischen, spätklassizistischen Stil der Schinkelschule.

Die ursprünglich allseitig offene Konzeption wurde 1883 nach Osten durch ein von dem Bildhauer Rudolf Siemering (1835-1905) geschaffenes Sandsteinrelief und 1899 nach Norden durch den Bau des neugotischen Mausoleums für die Familie des Ingenieurs Carl Kneipp geschlossen. Das große, rechteckige Relief von Siemering an der Rückwand greift ebenfalls auf die klassizistische, von Schadow und Rauch neu begründete Berliner Bildhauerschule zurück, und bildet eine überzeugende Einheit mit der Grabarchitektur. Es gilt dem verstorbenen Freund, weist auf persönliche Verdienste und eine enge Künstlerfreundschaft hin: Gropius und dessen junge Frau werden als Genien für Kunst und Tod gezeigt. Nach seinem Tod 1880 wurde Gropius hier selbst beigesetzt, 1889 folgte auch seine zweite Frau, Julie geb. de Greiff. Später fand die gemeinsame Tochter Katharina Körte hier ihre letzte Ruhe.

Die Grabanlage der für die Berliner Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts bedeutenden Familie Gropius ist weitgehend original überkommen und ein Ehrengrab der Stadt Berlin. Auf der Grundlage eines Gutachtens von 2013 wird die Grabstätte im Jahr 2014 anlässlich des 190. Geburtstages von Martin Gropius denkmalgerecht saniert. Gefährdet durch Verwitterungsschäden bedurften die Sandsteinoberflächen, das Mauerwerk und das Relief einer restauratorischen Bearbeitung und Sicherung.

Weitere Grabstätten des Friedhofs konnten in den letzten Jahren mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), der Stiftung Historische Kirchhöfe und Friedhöfe in Berlin-Brandenburg, Spenden des Vereins Denk mal an Berlin sowie Einzelspenden und dem Landesdenkmalamt Berlin restauriert und gesichert werden.

Stand: 6/2014

Zeittafel

  • 1823-25

    Erwerb des Grundstücks durch die Gemeinde und Konzeption des Friedhofes in der Nähe des Tempelhofer Berges

  • 1825

    Einweihung des Friedhofes am Himmelfahrtstag

  • 1826

    Erbbegräbnis von der Osten-Sacken, gebaut am südlichen Ende der Hauptachse

  • 1828

    Errichtung des Mausoleums der Bankiersfamilie Oppenfeld am östlichen Parallelweg im ägyptisierenden Stil

  • 1894

    Erweiterung der Kirche (Max Spitta)

  • 1845

    Bau einer den Zaun ersetzenden Mauer mit Eisengitter

  • 1855

    Erweiterung des Friedhofes nach Süden zur Jüterboger Straße

  • 1864

    Errichtung der Grabstätte Gropius an der Ostmauer in Form einer offenen Pergola

  • 1986

    Anbringung eines Schutzdaches über dem 1883 ergänzten Relief der Grabstätte Gropius

  • 2009

    Restaurierung der Grabstätte von Friedrich Schleiermacher

  • 2011

    Restaurierung der Grabstätten von Charlotte von Kalb, Karl Lachmann, Philipp Marheineke und Heinrich Lommatzsche

  • 2013

    Restaurierung der Grabmale von Amalie Wolff und Adolph von Menzel

  • 2014

    Sanierung der Grabanlage Gropius

Faltblatt-Impressum

  • Herausgeber: Landesdenkmalamt Berlin
  • Abbildungen:
    Farbaufnahmen – Wolfgang Bittner, Landesdenkmalamt Berlin
    Skizze Grabstätte – gezeichnet von Gropius aus: Architektonisches Skizzenbuch, H. 90/2
    Auszug aus der Denkmalkarte – Helmut Petersen, Landesdenkmalamt Berlin
  • Text: quadrinom text und projekt
  • Redaktion: Gesine Sturm, Landesdenkmalamt Berlin
  • Herstellung / Gestaltung: pro.fund gmbh / © Jo Hartmann
  • Aus der Reihe: Erkennen und Erhalten in Berlin 2014, Nr. 49