Alliierte Kommandantur

Freie Universität Berlin, Präsidialamt

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Allied Kommandatura – Alliierte Kommandantur (ehem. Verbandshaus der öffentlichen Feuerversicherungsanstalten)

Kaiserswerther Straße 16/18, Rudeloffweg 30, Thielallee 64 in Steglitz-Zehlendorf, Ortsteil Dahlem
Bauzeit / -Geschichte: 1926-27 von Heinrich Straumer

Die Alliierte Kommandantur war das oberste Machtgremium der vier Besatzungsmächte für die Stadt Berlin. Mit der ersten Sitzung der Stadtkommandanten am 11. Juni 1945 im sowjetischen Hauptquartier in Karlshorst wurde die Arbeit aufgenommen. Auf der zweiten Sitzung am 18. Juli 1945 stimmten die Alliierten dem Vorschlag der USA zu, im Gebäude der Hauptverwaltung des Verbandes der Öffentlichen Feuerversicherungsanstalten in der Kaiserswerther Straße in Dahlem den ständigen Sitz der Kommandantur einzurichten. Das Gebäude war 1926-27 nach Plänen Heinrich Straumers im neoklassizistischen Stil errichtet worden. Straumer war Schüler des Reichstagserbauers Paul Wallot und als Architekt bereits durch den Bau zahlreicher Landhäuser sowie durch die Bauten des Entomologischen Museums (1911) und der Landwirtschaftlichen Hochschule (1921-26) hervorgetreten. Zeitgleich mit dem Verbandsgebäude war er am Bau des Funkturms beteiligt.

Das Gebäude sollte zahlreiche Büroräume, eine repräsentative Eingangshalle, zwei Sitzungsräume und eine Dienstwohnung besitzen. Es wurde als langgestreckter Mauerwerksbau mit drei- bzw. zweigeschossigen ineinandergeschobene Blöcken errichtet. Seine Fassade ist mit Klinkern und Muschelkalkstein verblendet. Das Portal wird durch dreiachsige Muschelkalkstützen hervorgehoben. Straumer war auch für die teilweise heute noch erhaltene Innendekoration bis hin zur Möblierung verantwortlich.

Zwischen 1939 und 1945 diente das Gebäude der Deutschen Arbeitsfront als Hauptsitz ihrer Finanzverwaltung. Während des Zweiten Weltkriegs wurde es 1943 durch Luftangriffe beschädigt. Das Schieferdach brach ein und wurde abgetragen. 1944 erhielt es ein flaches Notdach.

Bis zum 23. Juli 1945 wurde das Gebäude von den US-amerikanischen Streitkräften mit Hilfe von 250 deutschen Handwerkern instandgesetzt. Die dritte Sitzung der Alliierten Kommandantur fand am 25. Juli 1945 unter dem Vorsitz der USA erstmals in der Kaiserswerther Straße statt. Jede Besatzungsmacht erhielt ein eigenes Sekretariat, das sich aus dem Kommandanten, seinem Stellvertreter, dem Stabschef, zwei Assistenten, einem Verbindungsoffizier zum Berliner Magistrat und mehreren Büroangestellten zusammensetzte. Außerdem gab es einen Kommunikationsraum und Übersetzungsbüros, die die Verbindungen untereinander, zur jeweiligen Regierung und zum Berliner Magistrat ermöglichten. Auf der vierten Sitzung am 4. August 1945 wurde der Name der “Alliierten Kommandantur” festgelegt.

Der Vorsitz der Konferenzen wechselte monatlich. Sie fanden im großen Sitzungssaal statt. Die eigentliche administrative Arbeit leisteten die anfangs neunundzwanzig, später achtzehn und ab 1949 sieben Komitees. Sie waren mit Fragen der Ernährung, der Wohnraumbeschaffung, der Energie- und Gesundheitsversorgung der Berliner Bevölkerung betraut. Die exekutive Machtbefugnis wurde mit dem “Kleinen Besatzungsstatut” vom 14. Mai 1949 liberalisiert und in eine Beraterfunktion gegenüber dem Magistrat bzw. später dem Senat umgewandelt. Nachdem 1955 die Bundesrepublik mit den Pariser Verträgen als Staat anerkannt worden war, galt Bundesrecht auch in Berlin. Die Alliierten kontrollierten weiterhin die innere und äußere Sicherheit.

Seit der Niederlage der SED bei der ersten Berliner Wahl im Oktober 1946 kam es im Verhältnis zwischen der Sowjetunion und den westlichen Alliierten zunehmend zu Spannungen. Nachdem am 16. Juni 1948 der sowjetische Stadtkommandant Alexander Kotikow und seine Delegation die Sitzung verlassen hatten, wurde die Kommandantur auf Dreimächtebasis weitergeführt. Am 20. März 1948 hatten die Sowjets bereits die Sitzung des Alliierten Kontrollrats gesprengt und die Berlin-Blockade (24.6.1948 bis 12.5.1949) ausgelöst.

Die Alliierte Kommandantur beanspruchte das Gebäude bis zum Januar 1991. Am 2. Oktober 1990 fand die letzte Sitzung statt. 1991 wurde das Gebäude der Freien Universität überantwortet und bis 1993 instandgesetzt. Dabei wurde das improvisierte Flachdach wieder durch ein Walmdach ersetzt. Der große Sitzungssaal inklusive des Konferenztisches der Kommandanten wurde restauriert, fehlende Teile durch Kopien der Originale ergänzt. Seit 1994 ist das Gebäude Dienstsitz des Präsidenten der Freien Universität.