monsun.theater Hamburg: Aufzeichnungen eines Querulanten

von Sandra Gugic

Regie: Marianne Hauttmann
Spiel: Lukas Maximilian Schaefer, Hanka Schmidt, Jo Schmitt
Ausstattung: Ukko Pekka

Gastspiel im Theater unterm Dach am 14. und 15. April 2018

Aufzeichnungen eines Querulanten

Unser Rechtsstaat ist eine Systembombe, die droht zu explo­dieren, sobald die öffentliche Sicherheit und Freiheit gefährdet scheint. Steht eine Einzelperson in Verdacht ein Staats­feind oder Terror­verdächtiger zu sein, werden deren Rechte plötz­lich brüchig. Im Wahn nach Kontrolle und dem Schutz unse­rer Demokratie steht die Balance zwischen dem Recht des Staates und der Einzelperson in Frage. Was in Deutsch­land und anderen europäischen Staaten schon längst begonnen hat, ist ein Terrorkrieg, der in einer Informations­flut der Medien und der öffentlichen Meinung und Institutionen expandiert und unser Rechts­staats­system mit all seinen Werten ins Wanken bringt. Der 23-jährige Deutsche Josef S. wurde am 24. Januar 2014 auf einer Demon­stra­tion gegen den sogenannten Wiener Akademiker­ball festgenommen und am 14. Juli 2014, nach einem halben Jahr in Unter­suchungs­haft, zu einer Haftstrafe von zwölf Monaten verurteilt. Er hat keine Bomben gelegt, er hat nicht getötet, er war auf einer Demon­stration. Clemens Lahner, der Anwalt von Josef S., ist der Ansicht, sein Mandant sei in den Fokus der Ermitt­lungen geraten, weil er einen Pullover mit der Aufschrift „Boykott“ trug, den man auch im Dunkeln gut erkennen konnte. Ein ORF-Bericht belege, dass Josef S. einen Mist­kübel auf­ge­stellt und nicht geworfen habe. Auf Überwachungs­kameras von Geschäften in der Fußgänger­zone ist Josef S. nur laufend, nie prügelnd zu sehen. Wenn die Verwund­barkeit offenbar wird, greift das System zu Maßnahmen, die unmittel­bar die Rechte und das Schicksal des Individu­ums betreffen. Doch damit droht es außer Kontrolle zu geraten und an seinem eigenen Fundament zu scheitern. Begeht der Rechtsstaat damit nicht selbst einen Terrorakt?

Eine Eigenproduktion des monsun.theaters gefördert durch die Behörde für Kultur und Medien Hamburg.