Die Kunstsammlung Pankow - Erwerbungen und Neuzugänge

WAS BLEIBET ABER, STIFTEN DIE DICHTER
(Friedrich Hölderlin)

Ausstellung vom 02.10. bis 24.11.2019

Horst Bartnig | Herbert Behrens-Hangeler (1898–1981) | Cosima Blaurock | Joachim Böttcher | Manfred Böttcher (1933–2001) | Walter Born | Hans Brosch | Ingmar Bruhn | Heinrich Burkhardt (1904–1985) | Claudia Busching | Martin Enderlein | Andrea Engelmann | Menno Fahl | Alexandra Fink | Klaus Gesche (1929–1983) | Werner Gilles (1894–1964) | Dieter Goltzsche | Ingrid Goltzsche-Schwarz (1936–1992) | Doris Grund | Sylvia Hagen | Brigitte Handschick (1939–1994) | Heinz Handschick | Ruth Helm | Hanna Hennenkemper | Sabine Herrmann | Horst Hussel (1934–2017) | Joachim John (1933–2018) | Käthe Kollwitz (1867–1945) | Michael Kutzner | Wolfgang Leber | Doris Leue | Rolf Lindemann (1933–2017) | Monika Maurer-Morgenstern | Monika Meiser | Harald Metzkes | Franz Mutzenbecher (1880–1968) | Charlotte E. Pauly (1886–1981) | Uwe-Jens Raddatz (1957–2011) | Denise Richardt | Karl Richter (1927–1959) | Klaus Roenspieß | Horst Sagert (1934–2014) | Becky Sandstede (1909–1999) | Egmont Schaefer (1908–2004) | Karin Sakrowski | Hans-Otto Schmidt | Karin Schwedersky | Jochen Senger (1929–2016) | Katharina Spann | Margot Sperling | Barbara Camilla Tucholski | Herbert Tucholski (1896–1984) | Max Uhlig | Hans Vent (1934–2018) | Heidi Vogel | Corinna Voißel | Veronika Wagner | Kurt Wanski (1922–2012) | Claus Weidensdorfer

Darüber hinaus zeigen wir eine Auswahl aus dem von Lutz Wohlrab und Uwe Warnke initi­ier­ten Projekt »Mail Art – 20 years since the fall of the wall«, das sich als Schenkung in der Kunstsammlung Pankow befindet.

Ausstellungseröffnung

Dienstag, 01.10.2019, 20.00 Uhr

Es sprachen:
  • Sören Benn, Bezirksbürgermeister Pankow von Berlin
  • Kathleen Krenzlin, Leitung Galerie Parterre Berlin/Kunstsammlung Pankow
  • Dr. Jens Semrau, Kunsthistoriker, Berlin; Vorstandsmitglied des Vereins Berliner Kabinett
  • Jens Meinrenken, Kunsthistoriker, Berlin
  • Faltblatt: Die Kunstsammlung Pankow - Erwerbungen und Neuzugänge

    PDF-Dokument (2.7 MB)
    Dokument: Amt für Weiterbildung und Kultur Pankow, Fachbereich Kunst und Kultur

Faltblatt – Textauszug

Die Kunstsammlung des Bezirkes Pankow darf sich vermutlich als die kleinste und jüngste öffentliche Sammlung in Berlin bezeichnen, auch wenn sie inzwischen über mehr als 4.000 Arbeiten – vor allem auf Papier – von etwa 650 Künstlern verfügt und außer­dem den 4.000 Blätter um­fassenden künst­lerischen Nach­lass des Berliner Zeichners Egmont Schaefer (1908–2004) bewahrt und erforscht.

Nach der Öffnung der Mauer wurde sie 1993 vom Kulturamt Prenzlauer Berg mit dem Ziel gegründet, im Moment des großen sozialen und kultu­rellen Wandels und der beginnen­den Gentrifizie­rung die über Jahr­zehnte aus den verschie­densten An­lässen erworbe­nen Kunst­werke zu sichern und so einen Beitrag zum histo­rischen Gedächt­nis der Stadt auf dem Gebiet der Bildenden Kunst zu leisten. Aus heutiger Sicht ist ihr mehr als das gelungen.

Seit der Fusion der Berliner Bezirke im Jahr 2001 firmiert sie unter dem Namen des neuen Groß­bezirkes als Kunst­sammlung Pankow und hat die zu diesem Zeit­punkt noch vorhan­denen Kunst­werke aus Alt-Pankow und Weißen­see auf­ge­nommen. Das Wort »noch« sig­nali­siert, dass zwischen 1989 und 2001 eine erheb­liche Anzahl wichtiger Werke verloren­ge­gangen ist, weil es keine Prenzlauer Berg vergleich­bare Initiative zu ihrer Sicherung gab. 2006 wurde ein erstes Resümee gezogen, und mit der Aus­stellung und Publikation »Wochen­markt und Knochen­geld« wurden Künstler und ihre Werke aus dem Sammlungs­besitz das erste Mal öffentlich vorgestellt.

Seitdem sind zahlreiche Neu­zu­gänge zu verzeichnen. Nur ein ver­schwindend kleiner Teil konnte aller­dings angekauft werden. Noch immer aber werden Arbeiten bei der Aufgabe von Räumen oder der Auflösung von Einrich­tungen wieder­gefunden. So konnten bei der Räumung des Kellers der Stadt­bezirks­bibliothek Prenzlauer Berg im Jahr 2013 beispiels­weise frühe Werke von Brigitte Handschick (1939–1994), Hans-Otto Schmidt, Dieter Goltzsche oder Claus Weidensdorfer gesichert werden. Sie werden nun in dieser Aus­stellung zu sehen sein. In diesem Konvolut fanden sich aber auch Blätter von Heinrich Burkhardt (1904–1985), in dessen Pankower Atelier in den 1960er Jahren das berühmte »Aktzeichnen in Pankow« stattfand, das die – von Lothar Lang soge­nannte – »Berliner Schule« konstituierte, die viel­leicht besser als Ost-Berliner Secession charakterisiert wäre.

Die Kunstsammlung Pankow ist Mitglied im Netzwerk der Graphischen Samm­lungen Deutsch­lands, Österreichs und der Schweiz und arbeitet darüber hinaus seit 2012 eng mit dem Verein Berliner Kabinett zusammen. Er unterstützt sie erfolgreich bei der Erweiterung des Bestandes und vermittelte die Schen­kung weiterer Blätter von Margot Sperling, Brigitte und Heinz Handschick oder auch Tusche­zeichnungen des bisher nicht in der Sammlung vertretenen Bildhauers Uwe-Jens Raddatz (1957–2011).

Immer mehr Künstler, Nachlass­halter und private Sammler aus Ost und West fühlen sich zudem ermutigt, Werke in die Obhut der Kunst­sammlung Pankow zu geben. Arbeiten aus den Nach­lässen von Horst Hussel (1934–2017), Jochen Senger (1929–2016) und Herbert Tucholski (1896–1984) wurden ebenso zugewendet, wie Claudia Busching, Heidi Vogel, Monika Maurer-Morgenstern, Sabine Herrmann, Barbara CamillaTucholski, Veronika Wagner und andere Künst­lerinnen und Künstler der Kunst­sammlung Pankow eigene Arbeiten übereignet haben.

Die Auflösung der Sammlung der Senats­kanzlei von Berlin im Jahr 2011, von der wir leider erst sehr spät erfahren haben, brachte das wunderbare frühe Blatt von Jochen Senger zu uns, das die »großen« Häuser, die nach »großen« Namen suchten, bei ihrer Auswahl ebenso über­sehen hatten wie die Gouache von Becky Sandstede (1909–1999) oder die Zeichnung des Zwickauer Pechstein-Schülers und -Preis­trägers Karl Richter (1927–1959). Alle drei sind Künstler, die im ehe­maligen West­teil der Stadt gelebt und gear­beitet haben. Auch aus diesem Konvolut, zu dem weiterhin Katharina Spann, Klaus Gesche, Walter Born oder auch Ruth Helm gehören, werden wir eine Aus­wahl zeigen. Da wir bisher kaum über Erkennt­nisse zu den Genannten verfügen, hoffen wir natür­lich, durch diese Aus­stellung Informa­tionen zu erlangen.

Die aktuelle Schau mit Neuzu­gängen seit 2006 stellt in einer Auswahl etwa 100 Arbeiten von mehr als 50 Künstlerinnen und Künstlern vor. Sie ermöglicht Einblick in die Berliner Kunst seit den 1920er Jahren bis heute. Der aufmerk­same Besucher wird in den Arbeiten von Herbert Behrens-Hangeler und Egmont Schaefer über diejenigen von Herbert Tucholski und Werner Gilles eine gemein­same künst­lerische Linie bis in die Gegen­wart ent­decken können.

Im 30. Jahr der »Friedlichen Revolution« erinnert diese Ausstellung nicht zuletzt daran, dass Berlin und der stetig an Ein­wohnern wachsende Bezirk Pankow ihre Anziehungs­kraft in ganz wesent­lichem Maße ihren Künstlern verdanken. Mit Hölderlin vertraut sie darauf, dass Kunst auch für kommende Genera­tionen ein aufschluss­reicher und wesentlicher Erinnerungs­träger ist.