Drucksache - VI/1324
Die Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick von Berlin möge beschließen:
Das Bezirksamt wird ersucht, die Mittelpunktbibliothek in Köpenick nach einer Schriftstellerin aus dem Umfeld des renommierten Friedrichshagener Dichterkreises zu benennen. Vorgeschlagen werden Laura Marholm oder Paula Dehmel.
Begründung: Laura Marholm (1894-1928) war eine aufrichtige und schillernde, aber auch streitbare Persönlichkeit, die eine entsprechende Beachtung in den Werken vieler ihrer berühmten ZeitgenossInnen fand, darunter Gerhart Hauptmann und Hedwig Dohm. Sie lebte zwei Jahre in Friedrichshagen, wo sie ihre wichtigsten Werke schrieb. Politisch setzte sie sich für die Emanzipation des Proletariats und der Frauen (wenn auch nicht unbedingt im Einklang mit der Frauenbewegung ihrer Zeit) ein und war eine erklärte Pazifistin. Paula Dehmel (1862-1918) gilt noch heute als die „Mutter des modernen Kindergedichts“. Angeregt durch ihre eigenen Kinder begann sie zunächst zusammen mit ihrem (auch dank ihrer Unterstützung) berühmten Ehemann Richard Dehmel kindgerechte Gedichte zu verfassen. Sie entwickelte daraus eine Profession, die ihr nach ihrer Scheidung 1899 zu einem selbstbestimmten Leben und wirtschaftlicher Unabhängigkeit verhalf. Beide Schriftstellerinnen zeichnen sich durch ein eigenständiges bzw. eigenwilliges Leben und Werk aus. Durch die Zugehörigkeit zum Friedrichshagener Dichterkreis ergibt sich ein starker Lokalbezug zu Treptow-Köpenick. Die literarische und zeitgeschichtliche Bedeutung der beiden Schriftstellerinnen wird in der aktuellen Ausstellung „'Schaffen, was in mir ist' – Frauen im Umfeld des Friedrichshagener Dichterkreises“ im Museum in Friedrichshagen belegt. Alle bisher benannten Bibliotheken in Treptow-Köpenick sind nach männlichen Schriftstellern benannt. Insofern wäre eine Benennung der wichtigen Mittelpunktbibliothek in Köpenick nach Laura Marholm oder Paula Dehmel zumindest symbolisch ein kleiner Schritt zu mehr Geschlechtergerechtigkeit. Die Benennung fände explizit die freundliche Unterstützung des Kulturhistorischen Vereins Friedrichshagen e.V. |
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