Auszug - Gedenkstele für Otto Wels
Herr Durinke begründet die Beschlussempfehlung. Die Initiative ist
auf große Zustimmung gestoßen. Fragen zu den Kosten und der Aufstellung der
Stele konnten zur Zufriedenheit der Ausschussmitglieder geklärt werden und es
wird einstimmig die Annahme empfohlen. Aussprache: Herr Liebenow: Er könne als Anhänger der Monarchie und demokratisch
und national denkender Mensch nicht erkennen, was Otto Wels mit Friedrichshagen
verbindet. In der DDR wurde Otto Wels nicht geehrt und dies weil er sagt, dass
Deutschland nicht am 1. Weltkrieg schuld sei. Herr Igel: Otto Wels
verbindet eine ganze Menge mit Friedrichshagen. Herr Liebenow als Stadtführer
könnte eigentlich wissen, welche historischen Persönlichkeiten im Bezirk gelebt
haben. Otto Wels gehört zweifelsfrei dazu. Er ist der Friedrichshagener
gewesen, der auch Friedrichshagen im Reichstag vertreten hat. Im Folgenden
möchte er auf die Verdienste von Otto Wels als Demokrat eingehen. Dass er am
23. März 1933 den Reichstag betreten durfte, war ein Privileg, was vielen
anderen Abgeordneten nicht vergönnt war, da sie verfolgt und ermordet wurden,
weil sie flüchten müssten. Otto Wels war es, der im Reichstag tatsächlich zum Gesetz
zur Behebung der Not von Volk und Reich gesprochen hat und nicht der das
Gesetz einbringende Reichskanzler. Otto Wels hat stellvertretend für die
Demokraten in der Debatte darauf hingewiesen, wer wirklich verfolgt wird und
wer tatsächlich in Not ist in diesem Reich. Dieser Mut war unglaublich, wenn
man die Konsequenzen bedenkt, die er befürchten musste. Dieses Vorbild sollte
deshalb dauerhaft im Straßenbild gezeigt werden. Vor wenigen Tagen erhielt ein
Jungsozialist ein E-Mail, die den Betreff Drohbrief hatte. Zitat daraus:
„Na, du kleiner süßer Hänfling, Du solltest mal wieder anfangen Fleisch
zu essen, auch Du bist in Pankow unerwünscht. Also, solltest Du das nächste Mal
komisch angeguckt werden, renn um dein Leben Du Hurensohn, denn die AntiAntifa
ist dann am Start und wir ficken Dein Leben, Du Spast.“ Das ist der
Tonfall, der wieder eingezogen ist. Otto Wels hatte auch mit solchen Drohungen
zu kämpfen. Offenbar müssen heute wieder Demokraten um ihr Leben fürchten. Dies
ist der Grund, an diese mutige Tat von Otto Wels und diese schlimme Zeit zu
erinnern. Es wird folgender Beschluss gefasst: Das Bezirksamt wird ersucht, die Initiative zur Errichtung einer Gedenkstele für Otto Wels mit der Suche nach einem geeigneten Standort in Friedrichshagen zu unterstützen und nach Errichtung die Instandhaltung zu übernehmen. Abstimmungsergebnis: dafür: 50. dagegen: 2. Enthaltung: 0.
Realisierung: (siehe Mitteilungen des Vorstehers (MdV) und sofern eingestellt in den Anlagen zur Drucksache)
30.04.10 SB VI-41 lfd. Nr. 3018 |
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