Auszug - Bestandsaufnahme und Diskussion zur Situation in Oberschöneweide mit Vertretern des Quartiermanagements und freier Träger in Oberschöneweide
Herr
Retzlaff: Das letzte Wahlergebnis, der Zuzug der Fachhochschule für Technik und
Wirtschaft und die Frage nach der Attraktivität des Stadtteils Oberschöneweide
(OSW) als Wohnstandort sind der Hintergrund, dass der JHA die heutige Sitzung
initiierte. Es
folgt eine erste Bestandsaufnahme zur Situation des Ortsteils Oberschöneweide
(OT OSW) von vor Ort arbeitenden freien Trägern der Jugendhilfe und dem
Quartiersmanagement OSW (QM OSW). Frau
Ostwaldt, Mitarbeiterin des vor Ort tätigen freien Trägers “Outreach” benennt
Zahlen und Fakten zur (sozialen) Situation im OT OSW. Ende März wird ein
umfangreicheres Papier mit Analysen zur Verfügung stehen. · 2.000 Familien sind zugezogen, viele aus dem OT
Altglienicke in erster Linie wegen des guten Angebots an Grünflächen; · 2.270
Arbeitsplätze werden hier angeboten, vor 20 Jahren waren es noch 20.000; · die Ausländerquote ist mit 5,5 % im Landesdurchschnitt
gering aber für den Bezirk hoch anzusehen. Vorrangig sind drei Milieus anzutreffen, die sich wie
folgt unterscheiden: · Familien mit gutem Ausbildungsniveau und Einkommen, diese
nutzten aktiv die vorhandenen Ressourcen, sind in Vereinen und im QM OSW aktiv; · Migrantenfamilien in den Bereichen Plönzeile,
Edinsonstraße und Wilhelminenhofstraße. Die Gruppe der Kosovoalbaner hat das
Problem, nur einen Duldungsstatus und keine Arbeitserlaubnis zu besitzen. Da
die Familienorganisation funktioniert, sind diese relativ unauffällig, wenige
Jugendliche gelten als schuldistanziert. Der Kontakt zu Deutschen verringert
sich beim Übergang in die Oberstufe oder Ausbildung; · Familien ohne Arbeit oder die von Arbeitslosigkeit
bedroht sind, ALG II und Sozialhilfeempfänger. Hierunter gibt es viele
Schulverweigerer. “Outreach” betreut eine Gruppe von 30 Jugendlichen,
davon sind 10 (hoher Anteil) Schulverweigerer. · Bestimmte Orte sind mit Drogenproblematik belastet. Dort
treffen sich auch Kinder und Jugendliche. Frau
Ostwald erklärt, dass die Schulverweigerer ein großes Problem darstellen und
benennt einzelne Fälle und die Auswirkungen. Frau
Deiß, als Vertreterin des QM OSW zitiert statistische Erhebungen aus dem Jahr 2004
(siehe Anlage 2 zum Protokoll). Danach stellen sozial und wirtschaftlich
benachteiligte Familien eine größere Gruppe dar. Die Möglichkeit zur Teilnahme
am öffentlichen Leben ist folglich nur sehr eingeschränkt möglich. Eine große
Gruppe von Kindern an der Grundschule hat keine weiterführenden Empfehlungen.
Junge, neu hinzugezogene Familien aus der gesamten Bundesrepublik sind in neue
und sanierte Wohnungen gezogen, wegen der Nähe zum Wasser und der Wuhlheide. In
den Kindergärten und Schulen ist aber zu hören, dass über einen Wegzug
gesprochen wird, weil das Umfeld nicht stimmt. In
den Schwerpunktbereichen Bildung und Schule muss etwas getan werden, um eine
“gute Mischung” zu erhalten. Frau
Stiegelow, welche ehrenamtlich die Lebensmittelausgabe in der Christuskirche
leitet erklärt, dass derzeit 600 Personen die unentgeltliche Vergabe von
Lebensmitteln in Anspruch nehmen. Darunter sind ca. 150-180 Kinder. Jede Woche
werden ca. 150 Erwachsene und 50 Kinder versorgt mit steigender Tendenz. Frau
Stiegelow bittet um Unterstützung bei der Suche nach einem (unentgeltlichen)
kleinen Lagerraum, der fußläufig zu erreichen ist. Herr
Bezirksstadtrat Stahr erklärt, dass als Ansprechpartner der Kita-Eigenbetrieb
vielleicht eine (Raum)Lösung anbieten könnte. In
der anschließenden Diskussion werden insbesondere positive Entwicklungen des OT
OSW seit Einsatz des QM erörtert, aber auch die nach wie vor bestehenden
Probleme benannt. Folgende
Fragen werden in der Diskussion thematisiert: · Schule
als qualitativ “guter Anker”; · Vernetzungsarbeit
und Zuzug der FHTW als Chance zur Aufwertung des OT OSW sehen; · trotz großer finanzieller Untermauerung und
Mittelkonzentration gibt es nach wie vor soziale Probleme – Frage: Was läuft
schief?; · wie würde der OT OSW ohne diese Mittel nach dem
Zusammenbruch als Industriestandort aussehen?; · Auswirkungen der Aufgabe des Schulstandortes
Linus-Paulus-Gymnasium. In
diesem Zusammenhang geht Herr Stahr auf
den Stand der Planungen zum Umbau des Linus-Paulus-Gymnasiums ein und
berichtet, dass hier eine
gemeinwesenorientiertes Angebot entstehen soll und die konkrete Planung derzeit
regelmäßig auf der Tagesordnung des Bezirksamtes steht. Frau
Deiß regt an, dass neu zu schaffende Zentrum nicht als Auffangbecken für
Raumsuchende zu betrachten sondern als Chance, dass jeder Bereich seine Stärken
einbringt und in gemeinsamer Verantwortung der OT gestaltet wird. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||
Legende
Ausschuss | Tagesordnung | Drucksache | |||
Bezirksverordnetenversammlung | Aktenmappe | Drucksachenlebenslauf | |||
Fraktion | Niederschrift | Beschlüsse | |||
Kommunalpolitiker/-in | Auszug | Realisierung | |||
Anwesenheit | Schriftliche Anfragen (ehemals Kleine) |