Auszug - Bestandsaufnahme und Diskussion zur Situation in Oberschöneweide mit Vertretern des Quartiermanagements und freier Träger in Oberschöneweide  

 
 
69. (öfftl.) Sitzung des Jugendhilfeausschusses
TOP: Ö 3
Gremium: Jugendhilfeausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 15.02.2006 Status: öffentlich
Zeit: 18:00 - 20:30 Anlass: ordentliche
Raum: Volkshochschule Treptow-Köpenick, Raum108
Ort: Baumschulenstr. 79-81, 12437 Berlin

Herr Retzlaff: Das letzte Wahlergebnis, der Zuzug der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft und die Frage nach der Attraktivität des Stadtteils Oberschöneweide (OSW) als Wohnstandort sind der Hintergrund, dass der JHA die heutige Sitzung initiierte

Herr Retzlaff: Das letzte Wahlergebnis, der Zuzug der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft und die Frage nach der Attraktivität des Stadtteils Oberschöneweide (OSW) als Wohnstandort sind der Hintergrund, dass der JHA die heutige Sitzung initiierte.

 

Es folgt eine erste Bestandsaufnahme zur Situation des Ortsteils Oberschöneweide (OT OSW) von vor Ort arbeitenden freien Trägern der Jugendhilfe und dem Quartiersmanagement OSW (QM OSW).

Frau Ostwaldt, Mitarbeiterin des vor Ort tätigen freien Trägers “Outreach” benennt Zahlen und Fakten zur (sozialen) Situation im OT OSW. Ende März wird ein umfangreicheres Papier mit Analysen zur Verfügung stehen.

·          2.000 Familien sind zugezogen, viele aus dem OT Altglienicke in erster Linie wegen des guten Angebots an Grünflächen;

·          2.270 Arbeitsplätze werden hier angeboten, vor 20 Jahren waren es noch 20.000;

·          die Ausländerquote ist mit 5,5 % im Landesdurchschnitt gering aber für den Bezirk hoch anzusehen.

Vorrangig sind drei Milieus anzutreffen, die sich wie folgt unterscheiden:

·            Familien mit gutem Ausbildungsniveau und Einkommen, diese nutzten aktiv die vorhandenen Ressourcen, sind in Vereinen und im QM OSW aktiv;

·            Migrantenfamilien in den Bereichen Plönzeile, Edinsonstraße und Wilhelminenhofstraße. Die Gruppe der Kosovoalbaner hat das Problem, nur einen Duldungsstatus und keine Arbeitserlaubnis zu besitzen. Da die Familienorganisation funktioniert, sind diese relativ unauffällig, wenige Jugendliche gelten als schuldistanziert. Der Kontakt zu Deutschen verringert sich beim Übergang in die Oberstufe oder Ausbildung;

·            Familien ohne Arbeit oder die von Arbeitslosigkeit bedroht sind, ALG II und Sozialhilfeempfänger. Hierunter gibt es viele Schulverweigerer.

“Outreach” betreut eine Gruppe von 30 Jugendlichen, davon sind 10 (hoher Anteil) Schulverweigerer.

·            Bestimmte Orte sind mit Drogenproblematik belastet. Dort treffen sich auch Kinder und Jugendliche.

 

Frau Ostwald erklärt, dass die Schulverweigerer ein großes Problem darstellen und benennt einzelne Fälle und die Auswirkungen.

 

Frau Deiß, als Vertreterin des QM OSW zitiert statistische Erhebungen aus dem Jahr 2004 (siehe Anlage 2 zum Protokoll). Danach stellen sozial und wirtschaftlich benachteiligte Familien eine größere Gruppe dar. Die Möglichkeit zur Teilnahme am öffentlichen Leben ist folglich nur sehr eingeschränkt möglich. Eine große Gruppe von Kindern an der Grundschule hat keine weiterführenden Empfehlungen. Junge, neu hinzugezogene Familien aus der gesamten Bundesrepublik sind in neue und sanierte Wohnungen gezogen, wegen der Nähe zum Wasser und der Wuhlheide. In den Kindergärten und Schulen ist aber zu hören, dass über einen Wegzug gesprochen wird, weil das Umfeld nicht stimmt.

In den Schwerpunktbereichen Bildung und Schule muss etwas getan werden, um eine “gute Mischung” zu erhalten.

 

Frau Stiegelow, welche ehrenamtlich die Lebensmittelausgabe in der Christuskirche leitet erklärt, dass derzeit 600 Personen die unentgeltliche Vergabe von Lebensmitteln in Anspruch nehmen. Darunter sind ca. 150-180 Kinder. Jede Woche werden ca. 150 Erwachsene und 50 Kinder versorgt mit steigender Tendenz.

Frau Stiegelow bittet um Unterstützung bei der Suche nach einem (unentgeltlichen) kleinen Lagerraum, der fußläufig zu erreichen ist.

Herr Bezirksstadtrat Stahr erklärt, dass als Ansprechpartner der Kita-Eigenbetrieb vielleicht eine (Raum)Lösung anbieten könnte.

 

In der anschließenden Diskussion werden insbesondere positive Entwicklungen des OT OSW seit Einsatz des QM erörtert, aber auch die nach wie vor bestehenden Probleme benannt.

Folgende Fragen werden in der Diskussion thematisiert:

·          Schule als qualitativ “guter Anker”;

·            Vernetzungsarbeit und Zuzug der FHTW als Chance zur Aufwertung des OT OSW sehen;

·          trotz großer finanzieller Untermauerung und Mittelkonzentration gibt es nach wie vor soziale Probleme – Frage: Was läuft schief?;

·          wie würde der OT OSW ohne diese Mittel nach dem Zusammenbruch als Industriestandort aussehen?;

·            Auswirkungen der Aufgabe des Schulstandortes Linus-Paulus-Gymnasium.

 

In diesem  Zusammenhang geht Herr Stahr auf den Stand der Planungen zum Umbau des Linus-Paulus-Gymnasiums ein und berichtet, dass  hier eine gemeinwesenorientiertes Angebot entstehen soll und die konkrete Planung derzeit regelmäßig auf der Tagesordnung des Bezirksamtes steht.

Frau Deiß regt an, dass neu zu schaffende Zentrum nicht als Auffangbecken für Raumsuchende zu betrachten sondern als Chance, dass jeder Bereich seine Stärken einbringt und in gemeinsamer Verantwortung der OT gestaltet wird.


 


 
 

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