Frauen im Bezirk sichtbar machen!

Eine Frau sitzt am Schreibtisch mit eine Stapel Unterlagen

Bezirksbürgermeisterin Ella Barowsky, 1951

Auf Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg wurde eine Namensliste mit Frauennamen erstellt, die für eine Straßenbenennung in Tempelhof-Schöneberg in Frage kommen. Die Namensvorschläge wurden mit Erläuterungen versehen, die nicht als abschließend zu betrachten sind. Eine genaue Überprüfung der Angaben muss im Rahmen des Benennungsprozesses erfolgen.

Die Namensliste wird durch das Archiv der Museen Tempelhof und Schöneberg zusammengestellt und laufend aktualisiert. Die Liste kann und soll ergänzt werden, auch durch direkte Vorschläge von Bürger_innen. Die Namensvorschläge werden im Fachbereich Kunst, Kultur, Museen gesammelt. In der Kommentierung sollten die Denkwürdigkeit sowie der Bezug der betreffenden Person zum Bezirk deutlich werden.

Vorschlagsliste

Ortsteil Schöneberg

Margarete Berent

1887 bis 1965 – Juristin

  • Bezirksbezug
    ihre Kanzlei befand sich in Schöneberg in der Goltzstraße 34
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    1917 Mitbegründerin des „Deutschen Juristinnenvereins”; 1925 als erste Rechtsanwältin Preußens zugelassen; als Jüdin nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten aus der Rechtsanwaltskammer ausgeschlossen; wurde 1933 Vorstandsmitglied im Jüdischen Frauenbund und arbeitete in der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland; emigrierte 1939 nach Chile, lebte später in den USA; ihre Dissertation „Die Zugewinngemeinschaft der Ehegatten“ (1914) wurde 1958 eine der Grundlagen bei der Umgestaltung des ehelichen Güterrechts in der Bundesrepublik
  • Erinnerung
    Gedenktafel in der Goltzstraße 34
  • Quellen
    Dick, Jutta/Sassenberg, Marina, Jüdische Frauen im 19. und 20. Jahrhundert. Lexikon zu Leben und Werk, Reinbek bei Hamburg 1993, Seiten 53 bis 55; Album in der Ausstellung „Wir waren Nachbarn“.

Ilse Fehling

1896 bis 1982 – Kostümbildnerin, Bildhauerin, Bauhaus-Künstlerin

  • Bezirksbezug
    Ausbildung 1919/20 an der privaten Kunst- und Kunstgewerbeschule „Reimann“ in Schöneberg (Gründung 1902, Zerstörung durch Luftangriffe 1943)
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    ab 1920 Studium am Bauhaus in Weimar unter anderem bei Oskar Schlemmer und Paul Klee; ab 1923 freischaffende Bildhauerin; zugleich tätig als Bühnen- und Kostümbildnerin; 1932 Rompreis der Preußischen Akademie der Künste; dieselbe Akademie lehnte Fehlings künstlerische Arbeiten 1933 als “entartet” ab; 1943 Beschlagnahmung ihrer Wohnung durch die Nationalsozialisten; Verlust des Großteils ihrer Skulpturen durch Bombenangriffe; von 1943 bis 1944 war Fehling am Hamburger Thalia Theater angestellt; nach dem Krieg arbeitete sie u.a. als Pressezeichnerin; 1963 letzte Ausstellung ihrer künstlerischen Arbeiten in der Münchener “Galerie Gurlitt”
  • Quellen
    Ilse Fehling, auf der Internetseite des Bauhaus-Archivs; Müller, Ulrike, Bauhaus-Frauen, Berlin 2009; Jochens, Birgit/ Miltenberger, Sonja (Herausgeber), Zwischen Rebellion und Reform. Frauen im Berliner Westen, Berlin 1999.

Jenny Hirsch

1829 bis 1902 – Frauenrechtlerin, Redakteurin, Schriftstellerin, Übersetzerin

  • Bezirksbezug
    Mitbegründerin des Lette-Vereins
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    Vorreiterin der deutschen Frauenbewegung und insbesondere der Frauen im Journalismus; Herausgeberin der Zeitschrift „Der Frauen-Anwalt“; Mitarbeiterin bei diversen Berliner Tageszeitungen und der Modezeitschrift „Bazar“; Mitbegründerin des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins; Geschäftsführerin des Lette-Vereins „zur Förderung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts”; Übersetzung des 1869 in England erschienen Plädoyers des Philosophen und Nationalökonomen John Stuart Mill für das Frauenstimmrecht “The Subjection of Women“ (“Die Hörigkeit der Frau”), Verfasserin mehrerer belletristischer Werke
  • Quellen
    Büning, Marianne, Jenny Hirsch (1829 bis 1902). Frauenrechtlerin – Redakteurin – Schriftstellerin”, Teetz/Berlin 2005; Fassmann, Maya, Jenny Hirsch. 1829 bis 1902, auf der Internetseite des Jewish Women’s Archive

Luise Kautsky

1864 bis 1944 – Sozialistin, Theoretikerin, Schriftstellerin

  • Ehrung
    Bildungs- und Begegnungsstätte Luise & Karl Kautsky Haus in Friedenau
  • Bezirksbezug
    lebte in Friedenau in der Saarstraße 14
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    Mitglied der deutschen Arbeiterbewegung; verheiratet mit dem Theoretiker und Redakteur der sozialistischen Zeitschrift „Neue Zeit“ Karl Kautsky; Übersetzerin mehrerer sozialistischer Schriften aus dem Englischen, Französischen und Russischen; enge Vertraute Rosa Luxemburgs; 1917 Eintritt in die USPD; Mitarbeiterin der Frauenzeitschrift „Die Gleichheit“; Autorin der ersten Biographie Rosa Luxemburgs; 1938 Flucht mit ihren Mann nach Holland; 1944 wurde Luise Kautsky nach Auschwitz deportiert und dort ermordet
  • Quellen
    Dick, Jutta/Sassenberg, Marina, Jüdische Frauen im 19. und 20. Jahrhundert. Lexikon zu Leben und Werk. Reinbek bei Hamburg, 1993; Seiten 209 bis 211; von Chamier, Astrid, Luise und Karl Kautsky. Saarstraße 14, in: Orte des Erinnerns, herausgegeben vom Kunstamt Schöneberg, Schöneberg Museum in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Bd. 2, Berlin 1995, Seiten 197 bis 199; Album in der Ausstellung „Wir waren Nachbarn“; Miller, Susanne, Jüdische Frauen in der Arbeiterbewegung. Rosa Luxemburg und Luise Kautsky, in: Juden und deutsche Arbeiterbewegung bis 1933, herausgegeben von Ludger Heid und Arnold Paucker (Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo-Baeck-Instituts 49), 1992 London (unter anderem), Seiten 147 bis 154.

Benita Koch-Otte

1892 bis 1976 – Lehrerin, Bauhaus-Künstlerin

  • Bezirksbezug
    Schülerin des Lette-Vereins in Schöneberg
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    1920 bis 1925 Studentin und Mitarbeiterin der Webereiwerkstatt am Bauhaus in Weimar; 1925 bis 1933 Leitung der Weberei in den Werkstätten Kunstgewerbeschule Kurt Giebichenstein in Halle; nach ihrer Entlassung aus dem Hochschuldienst durch die Nationalsozialisten zog sie gemeinsam mit ihren Mann nach Prag; 1934 kehrte sie nach dem Tod ihres Mannes zurück nach Deutschland; übernahm die Leitung der Weberei in den Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel; ihr Werk wurde zuletzt wegen ihrer widersprüchlichen Haltung zum Nationalsozialismus kontrovers diskutiert
  • Quellen
    Bußmann, Anette, Benita Koch-Otte, auf: Fembio. Frauen. Biographieforschung, auf der Internetseite von Fembio – Institut für Frauen-Biographieforschung Hannover/Boston; Benita Koch-Otte, auf der Internetseite des Bauhaus-Archivs.

Viktoria Kolzer, geb. Hartmann

1902 bis 1976 – Stille Heldin (Retterin)

  • Bezirksbezug
    lebte von ca. 1923 bis 1934 in der Eisenacher Straße 15, von 1934 bis zu ihrem Tode 1976 in der Nollendorfstraße 28.
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    versteckte während der NS-Zeit die als Jüdin verfolgte Hanni Lévy, im Einvernehmen mit ihrem Mann Jean Kolzer (1864–1944) und ihrem Sohn Oskar Kolzer (1925–1989) nahm sie die mittellose, verwaiste junge Frau im November 1943 in ihrer kleinen Wohnung auf, teilte Lebensmittelmarken mit ihr und beherbergte sie bis über das Kriegsende hinaus
  • Auszeichnungen und Ehrungen
    1960 „Unbesungene Heldin“ des Landes Berlin; 1978 „Righteous Among the Nations“ der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, Israel
  • Erinnerung
    Gedenktafeln am Haus Nollendorfstraße 28
  • Quellen
    Lexikon der Gerechten unter den Völkern. Deutsche und Österreicher, hrsg. von Daniel Fraenkel und Jakob Borut, Göttingen (Wallstein Verlag) 2005, S. 167–168; Lévy, Hanni: „Sie haben mir das Leben ein zweites Mal gegeben“. Rückblick an die Zeit im Untergrund in Berlin zwischen 1940 und 1945, in: Orte des Erinnerns. Jüdisches Alltagsleben im Bayerischen Viertel, Band 2, hrsg. vom Kunstamt Schöneberg / Schöneberg Museum in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Berlin 1995, S. 61–69; Wörmann, Heinrich-Wilhelm, Widerstand in Schöneberg und Tempelhof (Schriftenreihe über den Widerstand in Berlin von 1933 bis 1945, Bd. 13), Berlin 2002, S. 282–283; Lévy, Hanni. Nichts wie raus und durch! Lebens- und Überlebensgeschichte einer jüdischen Berlinerin, (Publikationen der Gedenkstätte Stille Helden, Bd. 9); Berlin 2019; Album über Hanni Lévy, geb. Weissenberg in der Ausstellung „Wir waren Nachbarn“; Gedenktafeln in Berlin (aufgerufen am 22.1.2024).

Helene Lange

1848 bis 1930 – Pädagogin, Frauenrechtlerin, Politikerin

  • Bezirksbezug
    legte 1871 an der Augusta-Schule (heute Sophie-Scholl-Schule) ihr Lehrerinnenexamen ab.
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    nahm entscheidend Einfluss auf die Reform des Mädchenschulwesens; Anstoß dafür gab ihr 1887 veröffentlichte Broschüre “Die höhere Mädchenschule und ihre Bestimmung“ (sogenannte “Gelbe Broschüre”), in der sie die Neugestaltung der Bildungseinrichtungen für Mädchen aus bürgerlichen Haushalt forderte; 1890 gründet sie zur besseren Ausbildung von Lehrerinnen den ADLV (Allgemeinen Deutschen Lehrerinnen-Verein); zusammen mit Gertrud Bäumer schrieb sie das “Handbuch der Frauenbewegung”(1901 bis 1906) und gab die Zeitschrift “Die Frau”(1893 bis 1944) heraus; nach dem Ersten Weltkrieg gehörte sie zu den Mitbegründerinnen der Deutschen Demokratischen Partei (DDP)
  • Auszeichnungen und Ehrungen
    1923 Ehrendoktorwürde der Universität Tübingen, 1928 preußische Staatsmedaille „Für Verdienste um den Staat“; 1928 Ehrenbürgerin der Stadt Oldenburg, seit 2009 Vergabe des Helene-Lange-Preis an Nachwuchswissenschaftlerinnen aus den Naturwissenschaften
  • Erinnerung
    Helene-Lange-Schule in Steglitz
  • Quellen
    Jochens, Birgit und Miltenberger, Sonja (Herausgeber), Zwischen Rebellion und Reform. Frauen im Berliner Westen, Berlin 1999; Schroeder, Hiltrud, Helene Lange, auf: FemBio – Frauen Biographieforschung;
    Wolff, Kerstin; Helene Lange. Eine Lehrerin in der bürgerlichen Frauenbewegung, auf der Internetseite der Bundeszentrale für politische Bildung im Dossier Frauenbewegung

Hanni Lévy, geb. Weissenberg

1924 bis 2019 – Stille Heldin (Gerettete), Zeitzeugin

  • Bezirksbezug
    wurde in Tempelhof geboren und wuchs am Kaiserkorso 113 (heute Kleineweg 55) auf, lebte von ca. Mai 1942 bis Februar 1943 in einem Zwangsraum in der Augsburger Straße 62 (heute Fuggerstraße 31) und von November 1943 bis Dezember 1946 (bis Mai 1945 „untergetaucht“) in der Nollendorfstraße 28
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    wurde als Jüdin verfolgt; durch die Unterstützung der Familie Most und der Familie Kolzer überlebte sie die Shoah versteckt in Berlin; 1946 zog Lévy nach Paris; seit den 1990er Jahren engagierte sie sich international als Zeitzeugin, sprach vor Schulklassen, wirkte in dem Film „Die Unsichtbaren – Wir wollen leben“ mit (D 2017, Regie: Claus Räfle), berichtete in Funk und Fernsehen von ihrer Verfolgung und Rettung und schrieb selbst ein Buch darüber
  • Auszeichnungen und Ehrungen
    2018 Ordre national du Mérite (Chevalier); 2019 Bundesverdienstkreuz (1. Klasse); 2019 Verdienstorden des Landes Berlin; 2020 Jülicher Preis für Zivilcourage, Solidarität und Toleranz (posthum)
  • Erinnerung
    Gedenktafeln am Haus Nollendorfstraße 28
  • Quellen
    Lévy, Hanni: „Sie haben mir das Leben ein zweites Mal gegeben“. Rückblick an die Zeit im Untergrund in Berlin zwischen 1940 und 1945, in: Orte des Erinnerns. Jüdisches Alltagsleben im Bayerischen Viertel, Band 2, hrsg. vom Kunstamt Schöneberg / Schöneberg Museum in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Berlin 1995, S. 61–69; Wörmann, Heinrich-Wilhelm, Widerstand in Schöneberg und Tempelhof (Schriftenreihe über den Widerstand in Berlin von 1933 bis 1945, Bd. 13), Berlin 2002, S. 282–283; Lévy, Hanni. Nichts wie raus und durch! Lebens- und Überlebensgeschichte einer jüdischen Berlinerin, (Publikationen der Gedenkstätte Stille Helden, Bd. 9); Berlin 2019; Album über Hanni Lévy, geb. Weissenberg in der Ausstellung „Wir waren Nachbarn“; Gedenktafeln in Berlin (aufgerufen am 22.1.2024).

Dora Lux, geb. Bieber

1882 bis 1959 – Gymnasiallehrerin, Autorin

  • Bezirksbezug
    wohnte in der Fregestraße 81, unterrichtete am Lette-Verein
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    Nichte der Frauenrechtlerin Hanna Bieber-Böhm; war zusammen mit ihrer Schwester Schülerin eines von Helene Lange ins Leben gerufenen Gymnasialkurses für Frauen in Berlin; promovierte 1906 in München (Altphilologie) und legte mit Sondergenehmigung in Baden ihr Staatsexamen ab; 1909 wurde sie eine der ersten Gymnasiallehrerin in Preußen; unterrichtete ab 1922 am Lette-Verein; 1933 musste sie als Jüdin den Schuldienst verlassen; veröffentlichte zwischen 1933 und 1936 regimekritische Beiträge in der von ihrer Tante gegründeten Zeitschrift „Ethische Kultur“; 1939 entzog sie sich der amtlichen Erfassung als Jüdin; lebte bis zum Tod ihres Mannes 1944 in Berlin; aus Angst vor einer Deportation verließ sie 1945 Berlin und lebte bis Kriegsende am Bodensee
  • Quellen
    Schramm, Hilde, Meine Lehrerin, Dr. Dora Lux, 1882 bis 1959. Nachforschungen, Reinbek bei Hamburg 2012; Senfft, Alexandra, Eine deutsche Intellektuelle, auf der Internetseite der taz – die tageszeitung.

Lina Mayer-Kulenkampff

1886 bis 1971 – Schulleiterin

  • Bezirksbezug
    Leiterin der Augusta-Schule (heute Sophie-Scholl-Schule) und des Pestalozzi-Fröbel-Hauses (PFH)
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    engagierte sich parallel zu ihrer Berufstätigkeit als Studienrätin für die Deutsche Demokratische Partei (DDP); 1931 Umzug nach Berlin und Übernahme der Schulleitung der Staatlichen Augusta-Schule; als sie sich in ihrer Funktion als Schulleiterin zum Nationalsozialismus bekennen soll, trat sie 1933 zurück; 1934 folgt ihr Austritt aus dem Preußischen Schuldienst, um einer Vereidigung auf Hitler zu entgehen; ab 1945 wurde sie Leiterin mehrerer Fachschulen für sozialpädagogische Berufe, darunter das PFH in Schöneberg
  • Auszeichnungen und Ehrungen
    1956 erhält sie das Bundesverdienstkreuz, 2007 Erinnerungstafel in der Sophie-Scholl-Schule
  • Quellen
    Förster, Bodo, Die Sophie-Scholl-Oberschule in Berlin-Schöneberg. 175 Jahre Schulgeschichte, Berlin 2008.

Dinah Nelken

1900 bis 1989 – Schriftstellerin, Drehbuchautorin

  • Bezirksbezug
    ihr Grab liegt auf den Friedhof Stubenrauchstraße in Friedenau
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    begründete mit ihrem Bruder das Kabarett “Die Unmöglichen”; zog Ende der 1920er Jahre in die Künstlerkolonie Wilmersdorf; veröffentlicht mehrere Kurzgeschichten in verschiedenen Berliner Zeitungen; 1936 Flucht mit ihren Mann und Bruder nach Wien; arbeitete dort als Drehbuchautorin für einen Theaterverlag; 1938 veröffentlichte sie ihren bekanntester Roman “ich an dich”; 1939 Flucht nach Jugoslawien, wo sie Kontakt zum antifaschistischen Widerstand hielt; 1950 Rückkehr nach West-Berlin; neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit engagiert sie sich auch in der deutschen Friedensbewegung („Künstler für den Frieden“)
  • Quellen
    Rheinsberg, Anna (Herausgeber), Bubikopf. Aufbruch in den Zwanzigern. Texte von Frauen, Darmstadt 1988; Kröger, Marianne, “Nelken, Dinah” auf der Internetseite Deutsche Biographie

Elsa Neumann

1872-1902 – Physikerin

  • Bezirksbezug
    Lehrerin an der Augusta-Schule in Schöneberg (heute Sophie-Scholl-Schule)
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    promovierte 1899 mit Sondererlaubnis als erste Frau im Fach Physik an der Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität (heute Humboldt-Universität); ihre Pionierleistung machte sie über Nacht zu einem „Medienstar“ in der Berliner Zeitungslandschaft; da es keine Aussicht auf eine bezahlte Stelle in Deutschland gab, lebte sie für einige Jahre in Großbritannien; starb im Alter von 29 Jahren durch einen Arbeitsunfall; ihre Mutter rief nach dem Tod ihrer Tochter den Elsa-Neumann-Preis ins Leben
  • Erinnerung
    das Land Berlin vergibt jedes Jahr das Elsa-Neumann-Stipendium an besonders qualifizierten Nachwuchswissenschaftler_innen
  • Quellen
    Vogt, Anette B., Else Neumann 1872 bis 1902, auf der Internetseite Jewish Woman’s Archive; Dähn,
    Astrid, Das erste Fräulein Doktor in Berlin, auf der Internetseite der Berliner Zeitung.

Erika Pannwitz

1904 bis 1975 – Mathematikerin

  • Bezirksbezug
    machte 1922 Abitur an der Augusta-Schule in Schöneberg (heute Sophie-Scholl-Schule)
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    studierte Mathematik in Berlin; promovierte 1931 an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität); erhielt bereits während ihrer Promotion eine Stelle als wissenschaftliche Assistentin an der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin; damit war sie eine von zwei Frauen, die zwischen 1926 und 1930 an der Akademie angestellt waren; 1940 bis 1945 arbeitete sie beim Chiffrier-dienst des Auswärtigen Amtes; von 1953 bis 1969 leitete sie das “Zentralblatt der Mathematik”
  • Quellen
    Vogt, Annette, Von der Hilfskraft zur Leiterin. Die Mathematikerin Erika Pannwitz, in: Berlinische Monatsschrift. Heft 5, 1999.

Erna Proskauer

1903 bis 2001 – Juristin

  • Bezirksbezug
    lebte in Schöneberg in der Bundesallee
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    Abschluss des Jurastudiums als eine der ersten Frauen Deutschlands; wurde nach Erlassung des “Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” als Jüdin aus dem vorbereitenden Justizdienst 1933 entlassen; nach Berufsverbot für den Ehemann Max Proskauer gemeinsame Emigration über Paris nach Palästina; 1953 Rückkehr nach Berlin; Beginn eines jahrelangen Rechtsstreits um Wiederaufnahme in den Justizdienst; Ablehnung ihres Antrags mit dem Hinweis, dass sie nicht als Jüdin, sondern „in erster Linie als verheiratete Frau“ aus dem Justizdienst scheiden musste; wird daraufhin juristische Beraterin für Entschädigungsanträge; nach dem Tod ihres Mannes 1968 übernimmt sie seine Kanzlei
  • Auszeichnungen und Ehrungen
    1995 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes für ihre “Verdienste um die Berliner Justiz”.
  • Quellen
    Proskauer, Erna, Wege und Umwege. Erinnerung einer Rechtsanwältin, Berlin 1989; Album in der Ausstellung „Wir waren Nachbarn“; Rowekamp, Marion, Erna Proskauer, 1903 bis 2001, auf der Internetseite des Jewish Women’s Archive; Emmerich, Marlies, Erna Proskauer mit 65 Jahren Anwältin geworden, auf der Internetseite der Berliner Zeitung.

Gertrude Sandmann

1893 bis 1981 – Malerin, Grafikerin

  • Bezirksbezug
    lebte in Schöneberg, unter anderem in der Eisenacher Straße 89
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    Studium an der Akademie der Künste in Berlin, an der ab 1919 mit der Ernennung von Käthe Kollwitz zur Professorin auch ein Studium für Frauen möglich wurde; Mitglied im Reichsverband bildender Künstler und im ersten überregionalen Künstlerinnenverein GEDOK; arbeitete in den Zwanzigern als Illustratorin für Modezeitschriften; lebte zu der Zeit bereits offen homosexuell; sagte sich aufgrund der ablehnenden Haltung der jüdischen Gemeinde gegenüber Homosexuellen von Judentum los; 1935 Ausschluss aus dem Reichsverband Bildender Künstler und Berufsverbot; nach Erhalt des Deportationsbefehl täuschte Sandmann einen Selbstmord vor und versteckte sich für drei Jahre in verschiedenen Wohnungen; erst im Zuge der Neuen Frauenbewegung in den 1970er Jahren als lesbische Malerin wiederentdeckt; war Mitbegründerin des Coming-out-Verlags und einer der ersten Lesbengruppe der Nachkriegszeit „L 74“ (Lesbos 1974)
  • Erinnerung
    Gedenkstein auf dem Alten St.-Matthäus-Friedhof
  • Quellen
    Havemann, Anna, Gertrude Sandmann. Künstlerin und Frauenrechtlerin. (Reihe Jüdische Miniaturen) Berlin 2010; Bührmann, Traude, Gertrude Sandmann, auf: Fembio. Frauen. Biographieforschung, auf der Internetseite von Fembio – Institut für Frauen-Biographieforschung Hannover/Boston; Album in der Ausstellung: „Wir waren Nachbarn“.

Alma Siedhoff-Buscher

1899 bis 1944 – Bauhaus-Künstlerin, Kunsthandwerkerin, Tischlerin, Möbeldesignerin

  • Bezirksbezug
    studierte 1917 bis 1920 an der „Reimann-Schule“ in Schöneberg
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    1922 bis 1925 Studium am Bauhaus in Weimar; bekam als einer der ersten Frauen einen Platz in der Holzbildhauerei-Klasse; erhielt daraufhin den Auftrag für die Gestaltung des Kinderzimmers im Bauhaus-Vorzeigeprojekt „Haus am Horn“; wurde damit zur Wegbereiterin der Einrichtungspädagogik von Kinderzimmern; 1924 kaufte die Firma Zeiss den Entwurf für den eigenen Firmenkindergarten; Bekanntheit erlangte sie daneben auch durch ihre Entwürfe für Spielzeug wie das „Schiffbauspiel“ von 1924; starb 1944 durch einen Bombenangriff
  • Quellen
    Bußmann, Anette, Alma Siedhoff-Buscher, auf der Internetseite von Fembio – Institut für Frauen-Biographieforschung Hannover/Boston; Alma Siedhoff-Buscher, auf: bauhaus-online, auf der Internetseite des Bauhaus-Archivs; Müller, Ulrike, Bauhaus-Frauen. Meisterinnen in Kunst, Handwerk und Design, München 2009.

Milly Steger

1881 bis 1948 – Bildhauerin, Grafikerin

  • Bezirksbezug
    Mitglied der Schöneberger Kunstdeputation (Wandbild im Ratskeller Schöneberg mit Mitgliedern der Kunstdeputation von 1929)
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    galt als Ausnahmeerscheinung, die sich in die „Männerdomäne“ der Bauplastik vorwagte; löste mit ihren vier monumentalen Frauenakten für die Fassade des Hagener Stadttheaters einen Skandal aus; 1916 veröffentlichte Else Lasker-Schüler ein Gedicht über die Bildhauerin; unterrichtete von 1927 bis 1942 Bildhauerei und Aktzeichnen an der Unterrichtsanstalt des Vereins der Künstlerinnen zu Berlin, zu dessen Vorstand sie gehörte; war in vielen künstlerischen Vereinigungen vertreten unter anderem in der Berliner Sezession und dem Deutschen Demokratischen Frauenbund; 1937 wurden zwei Plastiken Milly Stegers als „entartet“ beschlagnahmt; kann während der Zeit des Nationalsozialismus weiterhin ausstellen, erhält jedoch keine öffentlichen Aufträge mehr
  • Quellen
    Schulte, Birgit (Herausgeber), Die Grenzen des Frauseins aufheben. Die Bildhauerin Milly Steger, Hagen 1998; Jochens, Birgit und Miltenberger, Sonja (Herausgeber), Zwischen Rebellion und Reform. Frauen im Berliner Westen, Berlin 1999; Artinger, Kai: Milly Steger. in: Wie eine Nilbraut, die man in die Wellen wirft. Portraits expressionistischer Künstlerinnen und Schriftstellerinnen, herausgegeben von Britta Jürgs, Berlin 1998, Seiten 250 bis 267.

Helene Stöcker

1869 bis 1943 – Literaturwissenschaftlerin, Schriftstellerin, Frauenrechtlerin, Sexualreformerin, Pazifistin

  • Bezirksbezug
    lebte von 1908 bis1912 in Friedenau in der Sentastraße 5; zwischen 1909 und 1910 befand sich hier auch der Sitz des von ihr gegründeten Deutschen Bund für Mutterschutz und Sexualreform
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    1902 Promotion als erste deutsche Frau in Literaturwissenschaften an der Universität Bern; Mitbegründerin mehrerer Frauenverbände, Initiatorin des Bundes für Mutterschutz und Sexualreform; Entwicklung der „neuen Ethik“ als Plädoyer für die sexuelle und körperliche Selbstbestimmung der Frau; zwischen 1905 und 1932 Herausgeberin der Zeitschrift „Neue Generation“; Befürworterin der Straffreiheit von Abtreibungen; während des Ersten Weltkriegs aktives Mitglied in der deutschen Friedensbewegung; nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten Emigration über Schweiz und Schweden in die USA
  • Quellen
    Wickert, Christl, Helene Stöcker 1869 bis 1943. Frauenrechtlerin, Sexualreformerin und Pazifistin, Bonn 1991; Sander, Sabine, „Lieben muss ich, da ich lebe“. Helene Stöcker (1869 bis 1943), in: Ich bin meine eigene Frauenbewegung, herausgegeben von Petra Zwaka unter anderem /Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, Berlin 1991, Seiten 50 bis 52; Schroeder, Hiltrud, Helene Stöcker, auf der Internetseite von Fembio – Institut für Frauen-Biographieforschung Hannover/Boston.

Franziska Tiburtius

1843 bis 1927 – Ärztin, Frauenrechtlerin

  • Bezirksbezug:
    Vorreiterin der 1908 in der Karl-Schrader-Straße eröffneten “Chirurgische Klinik weiblicher Ärzte”; wohnte mit ihrer Lebensgefährtin zeitweise in der Bülowstraße
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    um Ende des 19 Jahrhunderts Medizin studieren zu können, musste sie nach Zürich ziehen, da es in Preußen bis 1908 Frauen untersagt war, zu studieren und zu promovieren; 1876 eröffnete sie in Berlin mit einer Studienkollegin eine Privatpraxis mit rein weiblichen Medizinpersonal; musste sich immer wieder gegen den Versuch ihrer männlichen Kollegen zu Wehr setzen, ihren Doktortitel aberkennen zu lassen; gemeinsam mit Emilie Lehmus eröffnete sie eine „Poliklinik weiblicher Ärzte für Frauen“, aus der 1908 die Chirurgische Klinik weiblicher Ärzte” in Schöneberg hervorging (bis 1930); ebnete damit den Weg für Frauen in der Medizin
  • Quellen
    Tiburtius, Franziska, Erinnerungen einer Achtzigjährigen, Autobiografie, Berlin 1923; Franziska Tiburtius, auf der Internetseite der Charité. Ärztinnen im Kaiserreich

Luise Zickel

1878 bis 1942 – Lehrerin, Schulleiterin

  • Bezirksbezug
    leitete die sog. Zickelschule in Schöneberg; lebte am Bayerischen Platz
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    leitete ab 1911 die „Gehobene Mädchenschule von Fräulein Lucie Zickel“ in der Kufsteiner Straße; nachdem die Nationalsozialisten den Zugang für Juden und Jüdinnen an deutschen Schulen immer mehr beschränkten, wandelte Luise Zickel 1936 ihre Einrichtung zu einer rein jüdischen Schule um; bis 1937 gab es an der Schule 200 Schüler und Schülerinnen; viele von ihnen beschreiben in der Ausstellung „Wir waren Nachbarn“ die Schule als „Ort der Normalität in einer Zeit, in der nichts normal war“; 1939 musste Zickel die Schule schließen; Luise Zickel lebte noch bis zu ihrer Deportation als Privatdozentin am Bayrischen Platz; wurde 1942 nach Riga deportiert und dort ermordet
  • Erinnerung
    Stolperstein: Kufsteiner Straße 16, Charlottenburg-Wilmersdorf
  • Quellen
    Album in der Ausstellung: „Wir waren Nachbarn“

Ortsteil Tempelhof

Ruth Braun

1940 bis 1942

  • Bezirksbezug
    lebte in Tempelhof in der Beethovenstraße 29 (Lichtenrade)
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    trotz katholischer Taufe wurde sie und ihre Mutter von den Nationalsozialisten als Juden verfolgt; kam 1942 in das Sammellager in der Levetzowstraße in Moabit; wurde von dort mit ihren Eltern in ein deutsches Vernichtungslager in Polen deportiert und dort ermordet
  • Erinnerung
    Stolperstein: Beethovenstraße 29, Lichtenrade
  • Quellen
    Schneider, Dagmar, Juden in Lichtenrade, in: Direkt vor der Haustür, herausgegeben von der Geschichtswerkstatt Berlin-Lichtenrade, Berlin 1990; Album in der Ausstellung „Wir waren Nachbarn“.

Marianne Cohn

1922 bis 1944 – Kinderfürsorgerin, Widerstandskämpferin

  • Bezirksbezug
    lebte in Tempelhof am Wulfila-Ufer 52; besuchte u.a. das Lyzeum in der Tempelhofer Ringstraße (heute Dag-Hammerskjöld-Oberschule)
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    1934 Emigration der Familie nach Spanien, nach Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs flüchtete die Familie weiter und landet schließlich 1938 in Frankreich; seit März 1943 arbeitete Marianne Cohn als Kinderfürsorgerin bei einer zionistischen Jugendorganisation und wurde Mitglied einer Widerstandsbewegung, die von Deportation bedrohte Kinder illegal über die französisch-schweizerische Grenze brachte; 1944 wurde sie an die Gestapo verraten und am 30. Mai während eines Transports festgenommen; am 8. Juli 1944 wurde Marianne Cohn mit 21 Jahren von der Gestapo erschossen.
  • Erinnerung
    Stolperstein: Wulfila Ufer 52, Tempelhof
    Marianne-Cohn-Schule in Tempelhof
  • Quellen
    Schilde, Kurt, Erinnern und nicht vergessen, Berlin 1988; Album in der Ausstellung: „Wir waren Nachbarn“; Federspiel, Dr. Ruth und Emmerich, Hannelore, Marianna Cohn, auf der Internetseite Stolpersteine in Berlin

Ottilie Ehlers-Kollwitz

1900 bis 1963 – Malerin, Graphikerin

  • Bezirksbezug
    lebte in Tempelhof im Franziusweg 42 (Lichtenrade)
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    Schülerin von Max Hertwig und Emil Orlik an der privaten Kunst- und Kunstgewerbeschule („Reimann-Schule“) in Schöneberg; Ehefrau von Hans Kollwitz und Schwiegertochter von Käthe Kollwitz; 1923 erschien ihr „Buch vom kleinen Peter“ mit Versen und kolorierten Holzschnitten; in Zusammenarbeit mit Hans Baluschek entstehen später Werke wie die Radierungen zu „Kasperles Abenteuer“ oder „Grimms Märchen“; bekannt wurde sie auch durch die Serie „Traumbilder“ und diverse Landschaftsbilder; 1964 Ausstellung ihrer Arbeiten im Rathaus-Schöneberg
  • Quellen
    Lorenz, Detlef, Künstlerspuren in Berlin vom Barock bis heute. Ein Führer zu Wohn-, Wirkungs- und Gedenkstätten bildender Künstlerinnen und Künstler, Berlin 2002.

Judis Fenichel

1941 bis 1943

  • Bezirksbezug
    lebte in Tempelhof in der Boelckestraße 107
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    wurde im Alter von einem Jahr mit ihrem Bruder und ihren Eltern nach Riga deportiert und wahrscheinlich 1943 dort ermordet; der Leidensweg ihrer Familie diente dem Historiker Kurt Schilde in seiner Studie „Die Bürokratie des Todes“ exemplarisch, um den Verwaltungsapparat hinter dem Massenmord sichtbar zu machen
  • Quellen
    Schilde, Kurt, Erinnern und nicht vergessen, Berlin 1988, Seite 55;
    Schilde, Kurt, Bürokratie des Todes. Die Deportation der Familie Fenichel aus Berlin im Spiegel von Finanzamtsakten, in: „Arisierung“ und „Wiedergutmachung“ in deutschen Städten, Köln (unter anderem) 2014, Seiten 205 bis 234.

Dorothee Goebeler

1867 bis 1945 – Schriftstellerin, Journalistin

  • Bezirksbezug
    ihr Grab liegt auf den St. Matthias Kirchhof Tempelhof
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    über 35 Buchveröffentlichungen u.a. “Als Wandervogel durch die Mark” (1922) und “Potsdamer Plaudereien” (1924); als Journalistin schrieb sie (zum Teil unter dem Pseudonym Paula Hohenfels) unter anderem für die “Gartenlaube”, die “Woche”, die “Deutsche Frauenzeitung” und die “Berliner Morgenpost; seit 1904 Schriftleiterin der Berliner “Hausfrau”
  • Quellen
    Dorothee Goebeler, auf der Internetseite des Literaturport.

Paula Kurgaß

1892 bis 1937 – Politikerin

  • Bezirksbezug
    lebte in Tempelhof in der Friedrich-Karl-Straße 51 (Neu-Tempelhof)
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    nach dem Erste Weltkrieg kümmerte sie sich über die Organisation der Quäker um die Versorgung verarmter Kinder; 1933 wurde sie für die SPD in die Berliner Stadtverordnetenversammlung gewählt; nach dem SPD-Verbot wurde sie im Juni 1933 verhaftet und nach ihrer Entlassung unter Polizeiaufsicht gestellt; konnte 1934 als Sekretärin der Quäker-Flüchtlingshilfe nach Frankreich emigrieren; starb 1937 bei einem Kuraufenthalt in Zürich
  • Quellen
    Hamann, Christoph „Der halbe Preußische Landtag“. Tempelhof als Wohnort für politische Prominenz aus SPD und KPD, in: Tempelhofer Einblicke, herausgegeben von Matthias Heisig und Sylvia Walleczek, Berlin 2002, Seite 92 und weitere;
    Verein Aktives Museum (Herausgeber), Vor die Tür gesetzt. Im Nationalsozialismus verfolgte Berliner Stadtverordnete und Magistratsmitglieder 1933 bis 1945, Berlin 2006, Seite 263.

Elisabeth Schumacher

1904 bis 1942 – Grafikerin, Widerstandskämpferin

  • Bezirksbezug
    lebte in Tempelhof am Hansakorso 2
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    erhielt wegen ihres Status als „Halbjüdin“ unter den Nationalsozialisten keine feste Anstellung; 1934 Heirat mit dem Bildhauer Kurt Schumacher; beide werden Mitglieder der Widerstandsgruppe um Harro Schulze-Boysen; Verhaftung am 12.09.1942 wegen “Vorbereitung zu Hochverrat, Feindbegünstigung und Spionage”; Verurteilung zum Tode und Hinrichtung am 22.12.1942 im Zuchthaus Plötzensee zusammen mit ihrem Mann sowie Harro Schulze-Boysen und Arvid Harnack
  • Quellen
    Scheel, Heinrich, Kurt und Elisabeth Schumacher, in: Die Rote Kapelle im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, herausgegeben von Hans Coppi, Jürgen Danyel, Johannes Tuchel, Berlin 1994; Griebel, Regina und Coburger, Marlies und Scheel, Heinrich, Erfasst? Das Gestapo-Album zur Roten Kapelle, Halle 1992.

Clara Viebig

1860 bis 1952 – Schriftstellerin

  • Bezirksbezug
    Tempelhof-Roman “Die vor den Toren”; lebte mit ihrer Familie in der Göbenstraße in Schöneberg
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    wegen ihres Vorbildes Émile Zola wird Viebig auch die “deutsche Zolaide” genannt; nach der Veröffentlichung ihres Romans „Weiberdorf“ sah sie sich vor allem Anfeindungen aus katholischen Kreisen ausgesetzt; dies schmälerte aber nicht ihren Erfolg als wichtigste Schriftstellerin im deutschsprachigen Raum; ein Schwerpunkt ihres Werkes sind “Berlin-Romane”; da ihr Mann Jude war, durfte sie nach der Machübernahme der Nationalsozialisten nicht mehr publizieren; als ihr Mann 1936 starb, ließ sie sich in die Reichsschrifttumskammer eintragen, um wieder als Schriftstellerin arbeiten zu können.
  • Quellen
    Aretz, Christel und Kämmereit, Peter (Herausgeber): Clara Viebig. Ein langes Leben für die Literatur 2010.

Hildegard Wegscheider-Ziegler

1871 bis 1953 – Lehrerin, Politikerin, Frauenrechtlerin

  • Bezirksbezug
    lebte zeitweilig in Tempelhof in der Manteuffelstraße 39
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    machte als erste Frau in Preußen Abitur; promoviert 1898 als erste Frau in Preußen (Halle) zum Dr. phil.; gründete 1901 mit Hilfe des Vereins „Frauenwohl“ eine der ersten Gymnasialkurse für Mädchen in Charlottenburg; gehörte 1919 bis 1921 der verfassungsgebenden preußischen Landesversammlung und danach als SPD-Abgeordnete dem Preußischen Landtag an; 1929 bis 1933 Oberschulrätin in Berlin; zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft musste sie alle ihre Ämter niederlegen
  • Auszeichnungen und Ehrungen
    1952 Bundesverdienstkreuz; in Berlin-Grunewald ist eine Schule nach ihr benannt
  • Quellen
    Hamann, Christoph „Der halbe Preußische Landtag“. Tempelhof als Wohnort für politische Prominenz aus SPD und KPD, in: Tempelhofer Einblicke, herausgegeben von Matthias Heisig und Sylvia Walleczek, Berlin 2002, Seite 93 und weitere;
    Jochens, Birgit und Miltenberger, Sonja (Herausgeber), Zwischen Rebellion und Reform. Frauen im Berliner Westen, Berlin 1999.

Bereits geehrt

Ella Barowsky

1912 bis 2007 – Politikerin

  • Ehrung
    2021: Umbenennung Tempelhofer Weg in Ella-Barowsky-Straße in Schöneberg
  • Bezirksbezug
    Schöneberger Bürgermeisterin (1951 bis 1955), Direktorin des Lette-Vereins (1964 bis 1975)
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    Mitbegründerin der LDP Berlin (Vorläuferpartei der FDP); führend tätig in der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit sowie der Deutsch-Israelischen Gesellschaft; Vorsitzende des Deutschen Akademikerinnenverbandes; nach dem Berliner Bankenskandal 2001 eine der Initiatorinnen des Volksbegehrens für eine Neuwahl des Abgeordnetenhauses
  • Auszeichnungen und Ehrungen
    unter anderem Bundesverdienstkreuz, Stadtälteste von Berlin, Bürgermedaille des Bezirksamtes Wilmersdorf
  • Quellen
    Jäkl, Reingard, “Ella Barowsky” in: Frauenpolitik und politisches Wirken von Frauen im Berlin der Nachkriegszeit 1945 bis 1949, herausgegeben von Genth, Renate/Reingard Jäkl, unter anderen, Berlin 1996.

Liane Berkowitz

1923 bis 1943 – Widerstandskämpferin

  • Ehrung
    2000: Benennung Liane-Berkowitz-Platz in Friedenau
  • Bezirksbezug
    lebte von 1930 bis 1943 in Schöneberg am Viktoria-Luise-Platz
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    1923 Flucht mit ihrer Familie aus der Sowjetunion nach Berlin; erste Kontakte zum Freundeskreis um Eva und John Rittmeister (Widerstandszirkel im Umkreis der „Roten Kapelle“); Beteiligung an der Flugblattaktion im August 1942 gegen die antisowjetische Propagandaausstellung “Das Sowjetparadies”; Verhaftung im September 1942 und Verurteilung zum Tode im Januar 1943 durch das Reichskriegsgericht; Ermordung am 5. August 1943 in Berlin-Plötzensee
  • Quellen
    Tuchel, Johannes: Motive und Grundüberzeugungen des Widerstandes der Harnack/Schulze-Boysen-Organisation. Zum Denken und Handeln von Liane Berkowitz und Friedrich Rehmer, in: Eva-Maria Buch und die “Rote Kapelle”. Erinnerungen an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus, herausgegeben von Kurt Schilde, Berlin 1993 (2. überarbeitete Auflage), Seite 93 und weitere

Gertrud Hanna

1876 bis 1944 – Gewerkschafterin, Politikerin

  • Ehrung
    2021: Benennung Fußweg durch Grünanlage zwischen Hoeppnerstraße und Mohnickesteig in Gertrud-Hanna-Promenade
  • Bezirksbezug
    lebte zeitweilig in Tempelhof in der Hoeppnerstraße 41
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    setzte sich zeitlebens für die Verbesserung der Arbeitssituation von Frauen ein; ihr Hauptanliegen galt vor allem dem Recht auf Erwerbstätigkeit für Frauen und der gleichen Bezahlung von Männern und Frauen; seit 1897 Vorstandsmitglied der Buchdruckereigewerkschaft; ab 1907 hauptamtliche Gewerkschaftsangestellte; 1908 Eintritt in die SPD; 1909 bis 1933 einzige Frau in der Generalkommission der Gewerkschaften; 1915 bis 1933 Schriftleiterin der Zeitschrift “Gewerkschaftliche Frauenarbeit”; 1919 bis 1933 Hauptausschuss der Arbeiterwohlfahrt und Abgeordnete im Preußischen Landtag; in der NS-Zeit Überwachung durch die Gestapo und wiederholte Verhöre; beging zusammen mit ihrer Schwester 1944 Suizid
  • Quellen
    Hamann, Christoph, „Der halbe Preußische Landtag“. Tempelhof als Wohnort für politische Prominenz aus SPD und KPD, in: Tempelhofer Einblicke, herausgegeben von Matthias Heisig und Sylvia Walleczek, Berlin 2002, Seite 85 bis 95;
    Notz, Dr. Gisela, Wegbereiterinnen. Gertrud Hanna. 1876 bis 1944.

Hannah Höch

1889 bis 1978 – Künstlerin des Dadaismus

  • Ehrung
    2020: Benennung Hannah-Höch-Weg in Friedenau
  • Bezirksbezug
    Atelier in Friedenau
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    künstlerische Ausbildung an der Kunstgewerbeschule und an dem Kunstgewerbemuseum in Berlin; 1915 Aufnahme der Kontakte zu den dadaistischen Zirkeln Berlins; Auseinandersetzung mit den gängigen Rollenklischees ihrer Zeit und Thematisierung der Geschlechterbilder in der Gesellschaft; etablierte mit ihrem Werk die Collage zur Kunstform; 1920 als einzige Frau an der Ersten Internationalen Dada-Messe vertreten; regelmäßige Teilnahme an den jährlichen Ausstellungen der „Novembergruppe“; 1931 Öffentliche Positionierung gegen den Paragraphen 218 in der Ausstellung „Frauen in Not“; nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten galt ihre Kunst als „entartet“; um weiterhin künstlerisch Wirken zu können, wurde Hannah Höch Mitglied in der Reichskulturkammer; 1948 Ausstellung ihrer Werke im Museum of Modern Art (MoMA) in New York;1965 an die Akademie der Künste berufen
  • Auszeichnungen und Ehrungen
    1976 Ehrenprofessur vom Berliner Senat, Ehrengrab auf dem Friedhof in Heiligensee.
  • Quellen
    Schweitzer, Cara, Schrankenlose Freiheit für Hannah Höch, Hamburg 2011; Hermanns, Doris, Hannah Höch, auf der Internetseite von Fembio – Institut für Frauen-Biographieforschung Hannover/Boston; Schossig, Rainer B., Hannah Höch. Die Dame unter den Dada-Künstlern, auf der Internetseite vom Deutschlandfunk

Käthe (Kitty) Kuse

1904 bis 1999 – Aktivistin, Journalistin

  • Ehrung
    2017: Benennung Grünanlage an Naumannstraße in Kitty-Kuse-Platz
  • Bezirksbezug
    lebte mit ihrer Familie auf der „Roten Insel“; ihr Grab liegt auf den Alten St. Matthäus-Friedhof in Schöneberg
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    wuchs in einer sozialdemokratischen Familie auf; half während der Zeit des Nationalsozialismus der jüdischen Malerin Gertrude Sandmann mit Lebensmitteln zu überleben; gründete nach der Trennung von ihrer langjährigen Lebensgefährtin die Gruppe „L 74“ (Lesbos 74); schuf damit die erste Organisation für ältere Lesben nach dem Krieg; ab 1975 gab die Gruppe eine eigene Zeitung heraus (ukz – unsere kleine zeitung)
  • Erinnerung
    Gedenkstein auf den Alten St. Matthäus-Friedhof in Schöneberg
  • Quellen
    Kokula, Ilse/von Lengerke, Christiane/Rieger, Eva, Kitty Kuse, auf der Internetseite von Fembio – Institut für Frauen-Biographieforschung Hannover/Boston.

Jeanne Mammen

1890 bis 1976 – Künstlerin

  • Ehrung
    1999: Benennung Jeanne-Mammen-Bogen in Charlottenburg
  • Bezirksbezug
    ihr Grab liegt auf dem Friedhof Stubenrauchstraße in Friedenau
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    aufgewachsen und künstlerisch ausgebildet in Paris; flüchtete während des Ersten Weltkrieges mit ihrer Schwester nach Berlin; zeichnete von 1924 für satirische Zeitschriften wie den “Simplicissimus”, „Uhu“, “Ulk” und “Der Junggeselle”; bekannt wird sie vor allem für ihre Portraits weiblicher „Großstadttypen“, die während ihres Umherstreifens in Berliner Kneipen und Cafés entstanden; 1930 erste Ausstellung in der „Galerie Gurlitt“; zog sich während der Nazizeit in ihr Haus am Kurfürstendamm zurück; 1947 Einzelschau ihrer Werke in der Galerie Gerd Rosen; wurde Ende der 1940er Jahre Mitglied des Künstler-Kabaretts „Die Badewanne“; 1997 umfassende Retrospektive in der Berlinischen Galerie
  • Erinnerung
    Jeanne-Mammen-Stiftung
  • Quellen
    Rochner, Renate, Jeanne Mammen, auf: Fembio. Frauen. Biographieforschung, auf der Internetseite von Fembio – Institut für Frauen-Biographieforschung Hannover/Boston; Die Künstlerin Jeanne Mammen (1890 bis 1976), auf der Internetseite der Kulturstiftung der Länder

Annemarie Renger

1919 bis 2008 – Politikerin

  • Ehrung
    2020: Benennung Annemarie-Renger-Straße in Tiergarten
  • Bezirksbezug
    Schülerin der Augusta-Schule in Schöneberg (heute Sophie-Scholl-Schule)
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    Familie in der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung tief verwurzelt; 1934 verliert Renger durch den Entzug des Schülerstipendiums ihren Schulplatz auf der Augusta-Schule; begann daraufhin eine Verlagskaufmannslehre; nach 1945 wurde Renger als Sekretärin Kurt Schumachers zur engsten Vertrauten des SPD-Vorsitzenden; trotz Kritik aus den eigenen Reihen folgte 1972 ihre Wahl zur Präsidentin des Bundestages; war damit nicht nur die die erste Sozialdemokratin, sondern auch die erste Frau in diesem Amt; ihr politisches Engagement galt bis zuletzt der Förderung des deutsch-israelischen Dialogs
  • Auszeichnungen und Ehrungen
    2006 Heinz-Galinski-Preis, Ehrendoktorwürde der Ben-Gurion-Universität; seit 2013 verleiht der Arbeiter-Samariter-Bund den Annemarie-Renger-Preis für bürgerschaftliches Engagement
  • Quellen
    Annemarie Renger: Leidenschaftliche Demokratin, auf der Internetseite des Deutschen Bundestages; Annemarie Renger. 1919 bis 2008, auf der Internetseite von LEMO – Lebendiges Museum online; Interview mit Annemarie Renger auf YouTube: An herausragender Stelle.

Clara von Simson

1897 bis 1983 – Chemikerin

  • Ehrung
    2007: Umbenennung Straße 244 in Clara-von-Simson-Straße in Charlottenburg
  • Bezirksbezug
    1918 Abitur an der Augusta-Schule in Schöneberg (heute Sophie-Scholl-Schule); Direktorin des Lette-Vereins (1952 bis 1963)
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    promovierte 1923 an der Friedrich-Wilhelm-Universität (heute Humboldt-Universität) in Experimentalphysik; arbeitete dort bis 1933 als Assistentin am Physikalisch-Chemischen Institut; musste aufgrund ihrer Gegnerschaft zum NS-Regime die Universität verlassen; nach dem Krieg wurde sie Mitglied in der LPD und im Berliner Frauenbund; 1951 habilitierte sie sich als erste Frau in Physik an der TU Berlin; 1963 bis 1971 war sie Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus für die FDP.
  • Quellen
    Jochens, Birgit und Miltenberger, Sonja (Herausgeber), Zwischen Rebellion und Reform. Frauen im Berliner Westen, Berlin 1999.

Hatun Sürücü

1982 bis 2005

  • Ehrung
    2019: Benennung Hatun-Sürücü-Brücke in Neukölln
  • Bezirksbezug
    lebte in Tempelhof nahe der Oberlandstraße
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    Berlinerin türkisch-kurdischer Herkunft, die noch als Jugendliche mit ihren Cousin in der Türkei zwangsverheiratet wurde; als sie ihr erstes Kind erwartete, trennte sie sich von ihrem Mann und kehrte nach Deutschland zurück; dort begann sie sich immer mehr von ihrem traditionellen Elternhaus zu emanzipieren; zuletzt lebte sie als alleinerziehende Mutter in Tempelhof, die kurz vor ihrem Abschluss als Elektrotechnikerin stand; 2005 wurde sie von ihrem Bruder in der Nähe ihrer Wohnung erschossen; ihr Tod löste eine deutschlandweite Debatte über sogenannte Ehrenmorde und Zwangsverheiratung aus
  • Erinnerung
    Gedenkstein, an dem jedes Jahr an die Ermordung Hatun Sürücü und den Kampf gegen Ehrenmorde und Zwangsverheiratung gedacht wird; seit 2016 verleihen die Grünen den Hatun-Sürücü-Preis
  • Quellen
    Lau, Jörg, Wie eine Deutsche, auf der Internetseite der Zeit;
    Hür, Kemal, Was sich elf Jahre nach dem Tod von Hatun Sürücü getan hat, auf der Internetseite Deutschlandfunk;
    Hatun Sürücü, auf Wikipedia;

Gerda Szepansky

1925 bis 2004 – Journalistin, Lehrerin, Autorin

  • Ehrung
    2021: Benennung Grünzug am Teltowkanal in Gerda-und-Wolfgang-Szepansky-Promenade
  • Bezirksbezug
    lebte in Tempelhof (Mariendorf); ist auf dem Friedhof Mariendorf II beerdigt worden
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    ihr Mann Wolfgang Szepansky wurde als Kommunist unter den Nationalsozialisten in das KZ Sachsenhausen gebracht; beide lernten sich nach dem Krieg auf einer Versammlung antifaschistischer Lehrer kennen; ihre Aktivitäten in der West-Berliner SEW führte zur Entlassung Gerda Szepanskys aus dem Schuldienst; wurde vor allem in den 1980er Jahren mit ihren Büchern über die Emanzipationsbewegung und den Widerstand von Frauen während des Nationalsozialismus bekannt; engagierte sich unter anderem für die Gedenkstätte des Frauen-KZ Ravensbrück
  • Auszeichnungen und Ehrungen
    1996 Bundesverdienstkreuz
  • Quellen
    Wenzel, Kirsten, Gerda Szepansky, auf der Intrenetseite des Tagesspiegels

Hedwig Wachenheim

1891 bis 1969 – Politikerin, Historikerin

  • Ehrung
    2006: Benennung Hedwig-Wachenheim-Straße in Friedrichshain
  • Bezirksbezug
    lebte zeitweilig in Tempelhof; studierte zwischen 1912 und 1914 an der “Sozialen Frauenschule” von Alice Salomon in Schöneberg
  • Bedeutung der Person über den Bezirk hinaus
    nahm entscheidend Einfluss auf die Professionalisierung der sozialen Wohlfahrt, die zu Beginn des 20. Jahrhundert von Frauen noch ehrenamtlich geleistet wurde; 1914 Eintritt in die SPD; 1919 Mitbegründerin der AWO; 1922 bis 1933 Angestellte und später Regierungsrätin in der Reichsfilmprüfstelle Berlin; 1928 bis 1933 SPD-Abgeordnete im Preußischen Landtag; als Sozialdemokratin und Jüdin flieht sie 1933 über Frankreich in die USA; 1967 Veröffentlichung ihres wissenschaftlichen Hauptwerks zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung
  • Quellen
    Hamann, Christoph „Der halbe Preußische Landtag“. Tempelhof als Wohnort für politische Prominenz aus SPD und KPD, in: Tempelhofer Einblicke, herausgegeben von Matthias Heisig und Sylvia Walleczek, Berlin 2002, Seite 92 und weitere;
    Harm, Stine, Bürger oder Genossen? Carlo Schmid und Hedwig Wachenheim – Sozialdemokraten trotz bürgerlicher Herkunft, Stuttgart 2010;