Drucksache - 1494/XX
Die BVV fasste auf ihrer Sitzung am 24.02.2020 folgenden Beschluss:
Die Bezirksverordnetenversammlung wolle beschließen:
Das Bezirksamt wird ersucht, bis zur September-BVV 2020 einen Bericht über die künftig beabsichtigte Pflanzung von Bäumen in Grünanlagen bzw. bei Straßenbäumen abzugeben, der die Erwärmung bzw. zunehmende Trockenheit im Großraum Berlin-Brandenburg berücksichtigt.
Dargestellt werden sollen:
1.Die Bestandssituation und die zurzeit hauptsächlich gepflanzten Baumarten in Grünanlagen bzw. bei Straßenbäumen.
2.Welche Baumarten im Zuge der o.a. Klimaveränderungen ungünstige Wachstumsbedingungen, aufgeteilt nach Innenstadt, Stadtrandgebieten und Straßenbäume, haben.
3.Welche traditionellen Berliner Stadtbäume auch weiterhin Bestand haben werden.
4.Welche bisher bei uns nicht heimischen Baumarten, aufgeteilt nach Innenstadt, Stadtrandgebieten und Straßenbäumen, im Bezirk gepflanzt werden sollten.
5.In welcher Form welche Parks und Grünanlagen des Bezirks an die veränderte Klimasituation angepasst werden sollen.
6.In welchem Zeitrahmen die Grünanlagen verändert werden sollen und ob damit erhöhte Instandhaltungskosten verbunden sind.
Das Bezirksamt teilt hierzu mit der Bitte um Kenntnisnahme mit: Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg verfügt über ca. 35.000 Straßenbäume und rund 28.000 Anlagenbäume in Grünanlagen. Die Hauptbaumarten sind: Linde, Ahorn, Eiche, Platane, Kastanie, Birke und Robinie.
Die zunehmende Häufigkeit von Jahren mit zu geringen Niederschlägen, insbesondere in der Wachstumsperiode, wirkt sich in der Innenstadt und den Stadtrandgebieten gleichermaßen aus. Die häufigeren Hitze-Ereignisse führen zu zusätzlicher Wärmerückstrahlung in der Innenstadt, insbesondere in engen Straßen und Plätzen mit einem sehr hohem Versiegelungsgrad .
Eine Trennung nach Innenstadtbereichen und Randgebieten ist nicht immer zielführend. So kann beispielsweise ein Feldahorn in einer Grünanlage in der Innenstadt gut gedeihen und an einem Straßenstandort in einer Baumscheibe im Pflasterbereich am Stadtrand vor einem Gebäude mit zusätzlicher Wärmerückstrahlung schlecht wachsen oder gar absterben. Nachpflanzungen werden im Straßenland möglichst in Grünstreifen durchgeführt. Die Baumscheiben werden dabei häufig vergrößert und vor parkenden Fahrzeugen oder vor einem Betreten geschützt. Dies ist notwendig, da eine starke Bodenverdichtung zusätzlich dem Baum den Zugang zu Luft und Wasser im Boden erschwert. Von den aufgeführten Hauptbaumarten werden Platanen nicht mehr nachgepflanzt, da sie unter der Massaria-Erkrankung leiden. Dadurch kommt es zu schnell absterbenden Ästen, die ein hohes Gefahrenpotential bedingen.
Birken werden nur noch Einzelfällen in Grünstreifen oder Grünanlagen nachgepflanzt, da sie besonders stark unter den zu geringen Niederschlägen leiden. Kastanien werden auf Grund der Bakterienerkrankung Pseudomonas syringae pv. Aesculi nicht mehr nachgepflanzt. Das Bakterium ist Wegbereiter für Weißfäule, wodurch die Standsicherheit der Bäume reduziert wird.
Die Linde neigt in den letzten Jahren zu verstärkter Totholzbildung. Spitzahorn zeigt insbesondere an Orten mit hoher Verdichtung Trockenschäden und ist sehr empfindlich gegenüber Streusalz. Buchen sterben vermehrt aufgrund zu geringer Niederschlagsmengen ab.
Derzeit lässt sich daher nur bedingt abschätzen, welche Baumarten zukünftig noch Bestand haben werden. Mechanische, physikalische und biologische Stressfaktoren wirken alle gemeinsam auf den Baum ein. Bei der Baumauswahl muss daher immer der individuelle Standort bewertet werden.
Folgende Baumarten werden derzeit in unterschiedlichen Anteilen gepflanzt. Hierzu gehören einheimische und nicht-einheimische Arten: Gingko, Ahorn in Arten und Sorten, Purpur-Erle, Sandbirke (vereinzelt), Hainbuche in Art und Sorten, Baumhasel, Blumenesche, Lederhülsenbaum, Amberbaum, Tulpenbaum (vereinzelt Grünanlagen), Hopfenbuche, Eiche in Arten und Sorten, Robinie, Japanischer Schnurbaum (vereinzelt), Mehlbeere in Arten und Sorten (eher Stadtrand), Linden in Arten und Sorten, Ulmen in Arten und Sorten.
Wie die Grünanlagen auf die veränderte Klimasituation angepasst werden können - dafür gibt es leider noch keine Musterlösung. Es fehlt noch an langjährigen Erfahrungen. Ein wesentlicher Punkt stellt aber in jedem Fall die Wasserversorgung dar. Deshalb werden in diesem Jahr voraussichtlich am Grazer Platz, Cosimaplatz, Renée-Sintenis-Platz, Friedensplatz und Alarichplatz, Nelly-Sachs-Park und Ceciliengärten die in den Jahren der Haushaltskonsolidierung stillgelegten Wasseranschlüsse reaktiviert. Dies erfolgt durch eine Erneuerung der Bewässerungsanlagen bzw. durch den Einbau neuer Wasseruhren und Zapfstellen. Ein weiteres Hauptaugenwerk wird zukünftig auf Neupflanzungen gelegt. Hierbei werden Pflanzen ausgewählt, welche u.a. mit länger anhaltenden Trockenphasen besser zurechtkommen.
Die Reaktivierung der stillgelegten Wasseranschlüsse in den Grünanlagen und Stadtplätzen erfolgt nach und nach. Diese Arbeiten sind mit hohen Unterhaltungskosten und hohem Aufwand verbunden. |
||
Legende
Ausschuss | Tagesordnung | Drucksache | |||
Stadtbezirk | Aktenmappe | Drucksachenlebenslauf | |||
Fraktion | Niederschrift | Beschlüsse | |||
Sitzungsteilnehmer | Auszug | Realisierung | |||
Anwesenheit | Kleine Anfragen |