Dr. Magnus Hirschfeld

Straßenschild Magnus-Hirschfeld-Ufer

Amori et dolori sacrum (der Liebe und dem Leid geweiht)

Magnus Hirschfeld wurde am 14. Mai 1868 im damaligen Kolberg (heute Kołobrzeg, Polen) geboren.

Nach einem Philologiestudium in Breslau (heute Wrocław, Polen) studierte Hirschfeld Medizin u. a. in München und Berlin. 1892 promovierte er zum Thema “Über Erkrankungen des Nervensystems im Gefolge der lnfluenza” und eröffnete 1894 seine erste Praxis in Magdeburg. Bereits 1896 kehrte Hirschfeld wieder nach Berlin zurück und eröffnete eine Praxis in Charlottenburg. Gleichzeitig war er auch Redakteur für die Wochenschrift “Der Hausdoktor”.

1897 gründete er das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee (WhK), dessen Vorsitzender er bis 1929 war. In diesem Zusammenhang wurden erste Petitionen zur Abschaffung des § 175 des Reichsstrafgesetzbuches eingereicht.

Hirschfeld war von 1899 bis 1923 auch Herausgeber der “Jahrbücher für sexuelle Zwischenstufen” und der “Zeitschrift für Sexualwissenschaft”.

Nach der Rückkehr aus dem Weltkrieg gründete Hirschfeld 1918 die “Magnus-Hirschfeld-Stiftung” und 1919 das “Institut für Sexualwisschenschaft”.

Am Stummfilm “Anders als die Anderen” von Richard Oswald, der als erster Film Homosexualität thematisierte, war er in beratender Funktion beteiligt.

Hirschfeld unternahm Vortragsreisen in die UdSSR, nach Nordamerika, Asien und den Orient und ging nach der Schließung und Zerstörung seines Instituts nach Frankreich, wo er schließlich 1935 in Nizza starb.

Bunte Riesentulpen aus Stahl

Denkmal für die erste homosexuelle Emanzipationsbewegung in Berlin am Magnus-Hirschfeld-Ufer

Hirschfeld ist einer der wichtigsten Vorkämpfer für die Rechte homosexueller Menschen, der sich sehr für eine Entkriminalisierung von Homosexualität und die Abschaffung des § 175 Reichsstrafgesetzbuch einsetzte. Gemäß dem Motto “Per scientiam ad justitiam“ (“Durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit”) versuchte er sowohl durch Petitionen an den Reichstag, aber auch mit Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit einen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft in Gang zu setzen.

Nicht nur wegen seines unermüdlichen Einsatzes für die Rechte homosexueller Menschen, sondern auch aufgrund seiner jüdischen Wurzeln und seiner sozialdemokratischen politischen Einstellung wurde Hirschfeld zum Feindbild für die Nationalsozialisten, welche ihn letztendlich – nach der Schließung und Zerstörung seines Instituts – ins Exil nach Frankreich zwangen.

Geschichte darf sich nicht wiederholen!

Aus diesem Grunde sollte uns die Geschichte und das Schicksal Dr. Magnus Hirschfelds Mahnung und Ansporn sein für eine Gesellschaft einzutreten, in der es keine Rolle spielt, welche sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität ein Mensch hat. Die Rechte homosexueller oder transidenter Menschen sind immer auch Menschenrechte und Angriffe auf Schwule, Lesben oder trans*-Menschen sind daher immer auch ein Angriff auf eine offene und vielfältige Gesellschaft.

Weitere Informationen zu Dr. Magnus Hirschfeld finden Sie unter den nachfolgenden Links:

Festakt "150. Geburtstag Magnus Hirschfeld"

Am 14. Mai 2018 feierten wir den 150. Geburtstag von Magnus Hirschfeld. Gleichzeitig ist der 14. Mai auch Hirschfelds Todestag.

An historischer Stelle, dort wo einst das Institut für Sexualwissenschaften stand, lud die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld zum Festakt, um den 150. Geburtstag des Arztes, Aufklärers, Aktivisten und Vorkämpfers Dr. Magnus Hirschfeld zu feiern und sein Lebenswerk zu würdigen.

Nach einem einleitenden Kurzfilm und der Begrüßung, insbesondere auch der Verwandten von Magnus Hirschfeld, die aus Italien, den USA und Australien angereist waren, durch die Moderatorin Manuela Kay gab es eine Talkrunde mit Jörg Litwinschuh (Bundesstiftung Magnus Hirschfeld), Ralf Dose (Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft) und Jan Feddersen (Queer Nations/Elbersfeld-Hirschfeld-Haus). Kernaussagen waren, dass Hirschfeld langsam wieder in das kollektive Gedächtnis Deutschlands zurückkehrt, nachdem 1982 (Gründung der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft) fast nichts über Magnus Hirschfeld bekannt war. Durch die Nazis wurde nicht nur das Institut für Sexualforschung geschlossen und geplündert, sondern eine gesamte queere Infrastruktur vernichtet. Deshalb ist es wichtig aufmerksam zu sein, damit die Errungenschaften der heutigen Zeit nicht wieder zurückgedreht werden.

Bundesjustizministerin Katarina Barley betonte in ihrer Rede, dass das Leben von Magnus Hirschfeld trotz Irrtümern von einer humanen und aufklärerischen Grundhaltung geprägt war. Freiheitsrechte müssen immer wieder aufs Neue verteidigt werden und gerade am Umgang mit Minderheiten zeigt sich, welchen Wert die Freiheit in einer Gesellschaft wirklich hat. Diskriminierungen dürften nicht hingenommen werden, sondern es muss darauf hingewirkt werden, dass es keinen Unterschied mehr macht, welche sexuelle Orientierung ein Mensch hat.

Kultursenator Klaus Lederer erinnerte zunächst an Karl Heinrich Ulrichs, der noch vor Magnus Hirschfeld für die Abschaffung des § 175 eintrat, aber letztendlich ein Einzelkämpfer blieb. Hirschfeld dagegen hatte vielfältige Kontakte zu Intellektuellen in Kunst und Politik und verstand es Bündnispartner_innen zu finden. Das Institut war nur ein Zeichen des bunten und vielfältigen Berlins in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg. Hirschfeld, der zum Ordnen und Sortieren neigte und so immer neue “Schubladen” schuf, hatte aber für viele Betroffene eine emanzipatorische Wirkung; endlich konnte man das, was einen bewegte und beschäftigte, wie man sich fühlte, in Worte fassen. Aber auch trotz seiner humanistischen Forderungen darf eine kritische Betrachtung seines eugenischen Denkens nicht außer Acht gelassen werden. Lederer betonte auch, dass der Kampf mit der Eheöffnung noch lange nicht vorbei ist und das Akzeptanz einen konstanten Einsatz für die universellen Rechte aller Menschen erfordert.

In einem verlesenen Grußwort von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (Förderkreis der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld) bezeichnte sie diesen Tag als Höhepunkt in der wechselvollen Geschichte des Erinnerns an den “Senior der Sexualforschung”, der heute seinen Platz in Forschung und Bildung gefunden hat. Auch heute gibt es Anfeindungen von Menschen, die anders sind und dieser Intoleranz und Respektlosigkeit muss mit Fakten geantwortet werden.

Die eigentliche Festrede wurde von Professorin Dr. Dagmar Herzog (Universität New York) gehalten, die unter dem Titel “Liebe und Gerechtigkeit: Magnus Hirschfeld in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft” das Leben und Wirken von Magnus Hirschfeld nachzeichnete.

Das musikalische Rahmenprogramm gestaltete Vivian Kanner, die von Maxim Shagaev auf dem Akkordeon begleitet wurde.

Blumenkränze

Blumen an der Hirschfeld-Stele ind er Otto-Suhr-Allee

Bereits am Nachmittag gab es in der Otto-Suhr-Allee gegenüber vom Rathaus Charlottenburg eine kleine Gedenkveranstaltung, wo an der Hirschfeld-Stele nach kurzen Ansprachen von Reinhard Naumann (Bezirksbürgermeister Charlottenburg-Wilmersdorf), Ralf Dose (Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft) und Jörg Steinert (LSVD Berlin/Brandenburg) Blumen niedergelegt wurden.

Die Deutsche Post gab zur Erinnerung an das Leben und das Wirken von Dr. Magnus Hirschfeld am 12. Juli 2018 eine Sonderbriefmarke heraus.