Auszug - Vorstellung des Willkommenszentrums im Land Berlin und der Integrationsbüros im Bezirk  

 
 
3. öffentliche Sitzung des Integrationsausschusses
TOP: Ö 3
Gremium: Integrationsausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 22.03.2017 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:25 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: BVV-Saal
Ort: Rathaus Zehlendorf
 
Wortprotokoll

Frau Allenberg stellt das Willkommenszentrum Berlin vor. Das Zentrum ist ein landesweiter Anlaufpunkt für alle neuankommenden Menschen in Berlin und ist seit August 2016 eröffnet. Die Idee war es, eine Willkommensstruktur in der Stadt zu schaffen, vor dem Hintergrund der wachsenden Stadt. Es gab verschiedene Phasen mit starkem Zuzug nach Berlin, die letzte ist aufgrund der Kriegssituation in Syrien. Der Fachkräftemangel in der Stadt ist einer Studie zufolge absehbar, und das Willkommenszentrum kommt dieser Entwicklung nach und hilft mit der Unterstützung und Beratung für schnelles und einfaches Einleben in der Stadt und Erleichterung zum Zugang zum Arbeitsmarkt. Die Breite des Angebots umfasst: von der Erstorientierung beim Ankommen über Aufenthalts- und Beschäftigungsfragen sowie Familiennachzug bis hin zu der Beratung über Arbeitssuche, Ausbildungsmöglichkeiten, Existenzgründungsberatung für Neuankommende, Beratung über Anerkennung der Zeugnisse. Für die Anerkennung der Zeugnisse gibt es den Berliner Härtefallfond mit 200.000 EURO Budget für die hierbei entstehenden Gebühren. Einzelheiten sind der Webseite www.berlin.de/willkommenszentrum/ zu entnehmen. Perspektivisch rückt die Wohnungssuche verstärkt im Fokus. Das Willkommenszentrum Berlin hat fünf BeraterInnen, zusätzlich zwei JuristInnen und zwei MitarbeiterInnen für die Erstorientierungsberatung. Es gibt eine enge Kooperation mit den externen Trägern. Die Angebote gibt es in vielen Sprachen. Herr Kromm (SPD) fragt nach der Anzahl der Ratsuchenden. Diese umfasst 15 Stunden mit 70 Personen pro Woche. Herr Bischof (CDU) fragt nach dem Bridge-Netzwerk. Frau Allenberg sagt, dass das Netzwerk dem Zentrum eingegliedert ist. Herr Henning (Grüne) äert sich kritisch zu der Anzahl der Stunden des Zentrums, verglichen mit der Anzahl der Ratsuchenden in Berlin und fragt nach der Perspektive. Frau Allenberg erklärt, dass die Fälle oft nicht abschließend sind und bestätigt den perspektivischen Ausbau des Büros. Frau Wojahn (Grüne) fragt nach der Koordination mit den bezirklichen Integrationsbüros. Frau Allenberg antwortet, dass die Bezirke im engen Kontakt mit den Willkommensbüros stehen, es wird viel Arbeit auf lokaler Ebene geleistet (z.B Wohnungsvermittlung), grundsätzliche Fragen können zentral auf Landesebene geklärt werden. Herr Stratievski (SPD) fragt nach dem praktischen Zugang zum Angebot des Büros.

Frau Allenberg antwortet, dass keine Termine gebraucht werden und BesucherInnen bekommen Nummern. Bei dringenden Fällen kann ein Termin vergeben werden, es gibt keine online Terminvergabe. BzStR hm fragt nach dem Umfang der Beratung und nach der Zielgruppe. Frau Allenberg erklärt die personelle Ressource bei der Beratung. Die Ratsuchenden sind laut Statistik 1/3 Geflüchtete, 2/3 Drittstaaten und EU-Bürger, aktuell bedingt durch politische Ereignisse. Ca. 1/3 von ihnen sind seit weniger als 6 Monaten im Land. Herr Henning (Grüne) fragt nach den Sprachen Tigrinja und Somali bei der Beratung der Geflüchteten. Frau Allenberg bemerkt, sinnvoller sei es, Angebote an alle Zugewanderte und spezielle Sprachvermittlung lokal anzubieten und zu beraten. Wenn ein weiterer Personenkreis außer den Geflüchteten als Ratsuchende in Betracht kommen würde, dann wäre es sinnvoll das Zentrum anders zu benennen. Herr cke (CDU) erwähnt die Breite der Angebote des geplanten Willkommensbüros im Bezirksamt. Herr Rolle (FDP) weist auf die Bedeutung der Abgrenzung des geplanten Willkommensbüros im Bezirk hin. Frau Allenberg betont die Wichtigkeit der bezirklichen Anlaufstrukturen mit guter Vermittlung und sieht eine gute Kooperationsmöglichkeit, insbesondere bei der Rechtsberatung und in Bezug auf Angelegenheiten auf Landesebene.

 

Vorstellungen der bezirklichen Integrationszentren

Frau Mampel (Leitung) stellt das Integrationsbüro in Steglitz vor. Das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. ist seit 1995 in der Integrationsarbeit mit Nachbarschaftshäusern und Cafés und seit 2015 in der Flüchtlingsarbeit im Bezirk tätig und betrieb bis vor kurzem eine Notunterkunft. Die Tätigkeit des Büros umfasst neben der Begleitung von Geflüchteten in Alltagsfragen, um Bürokratiehürden zu überwinden. Es gibt eine gute Vernetzung und eine gute Struktur des Büros im Schulbereich, in der Nachbarschaft und bei der Vermittlung in Arbeit. Die soziale Beratung der Stadtteilzentren ermöglicht Begegnung zwischen der einheimischen Bevölkerung und den neuen NachbarInnen durch die Nachbarschaftshäuser. Ihre Tätigkeit beinhaltet eine langfristige, intensive Beratung der Ratsuchenden. Es werden Patenschaften vermittelt, die die Menschen bei der Wohnungssuche vor Ort und bei Praktika begleiten. Viele Geflüchtete können mittlerweile gut Deutsch und brauchen keine DolmetscherInnen. Frau Mampel stellt anschließend eine Mappe den Ausschussmitgliedern zur Verfügung und ermuntert, das Büro zu besuchen. Frau Alberding (Geschaftsführung Mittelhof e.V.) stellt die Kontaktstelle Integration beim Stadtteilzentrum Mittelhof e.V. in Zehlendorf vor, das seit Jahren in der Integrationsarbeit tätig ist. Seit 2016 gibt es das ESF-Projekt „Welcome“. Schnell wurde aber festgestellt, dass es ein ganzheitliches Konzept gebraucht wird. Das modulare System wurde als Lösung gegründet, mit dem Patenschaftsmodell und der Kontaktstelle Integration aus den Mitteln des Masterplans. Frau Dieckmann (Leitung) berichtet über die Arbeit der Kontaktstelle mit den Schwerpunkten: Bildung, Gesundheit, Wohnen und Arbeit/Ausbildung. Bewusst ausgespart wurde das Thema Asyl und Aufenthaltsrecht, aber es gibt eine enge Kooperation mit Beratungsstellen.

1. Das Thema Bildung umfasst Tätigkeiten wie die Kurssuche und Kurswechsel, berufsvorbereitende Sprachkurse, Kitaplätze, Schulanträge, Hort, OSZ und Uni-Assist, alles als ein ganzheitliches Angebot.

2. Das Thema Gesundheit orientiert sich an die Lebenssituation der Ratsuchenden, umfasst die Suche nach Ärzten mit Sprachmittlern, das Organisieren der OP-Termine mit den Krankenhäusern und die Begleitung bei den Terminen. Bei der psychosozialen Beratung wird auf erfahrene Träger verwiesen.

3. Das Thema Wohnen beinhaltet die Sensibilisierung und die Begleitung in dem Bereich, um besser die eigene Situation zu erfassen, mit Schulungen mit Sprachmittlern in Arabisch und Farsi, kombiniert mit dem praktischen Computerkurs. Es werden Hilfen bei Anträgen und Paten bei der Wohnungsbesichtigung angeboten.

4. Ein wichtiges Thema im Bereich Arbeit und Arbeitsmarktintegration sind derzeit das Finden von Praktika und der Praktikumsablauf. Besonders bei den Geflüchteten aus Afghanistan ist die Praktikumssuche besonders ausgeprägt. Angebote vom Mittelhof sowie auch von anderen Trägern zur Qualifizierung durch bürgerschaftliches Engagement stehen dem Personenkreis zur Verfügung. In der Regel dauern Beratungen lange an, nach dem Umzug aus den Unterkünften wird nachbetreut. Frau Heinze (CDU) fragt nach dem Austausch der beiden Büros und ob es bei der Arbeit eine Richtlinie gibt sowie nach der Anzahl des hauptsächlichen Personenkreises nach. Frau Mampel antwortet, dass alle genannten Angebote 34 St/Woche wahrgenommen werden. Der Tätigkeitsumfang ist identisch mit dem Beratungsangebot des Mittelhof e.V., rechtliche und psychosoziale Fragen werden weitergeleitet. Die Anzahl der beratenen Menschen umfasst 125 ledige Männer, 88 Familien und 34 ledige Frauen. Sie alle werden längerfristig betreut. Größte Gruppe der Ratsuchenden kommt aus Syrien, gefolgt von Menschen aus Afghanistan und aus dem Irak. Frau Alberding antwortet, dass es eine Abstimmung und einen Austausch zwischen den Stellen gibt, um Synergien zu erzeugen. Frau Dieckmann betont, dass bisher 114 Familien und Ehepaare über mehrere Monate lang beraten wurden. Herr Henning (Grüne) fragt nach der Kooperation mit anderen kleineren Trägern im Umfeld, um besser Ressourcen zu nutzen. Zudem fragt er nach dem Austausch mit anderen Stadtteilzentren und fragt, inwieweit das geplante Willkommenszentrum des Bezirksamtes eine Ergänzung zu den beiden Büros liefern kann. Herr cke (CDU) schlägt vor, für die Vernetzung der Inhalte und best practices, ein gemeinsames Curriculum zu bilden. Frau Wojahn (Grüne) fragt nach dem Bereich Wohnen. Frau Alberding betont die gute Vernetzung im Bezirk, wo sich die Akteure über lange Jahre hinaus kennen. Im Bezirk gibt es die Koordinierungsrunde für die ressortübergreifende Vernetzung. Es gebe keine Konkurrenz zwischen den Strukturen. Bezüglich der best practices, müsste aufgrund der unterschiedlichen Finanzierungen genauer hingeschaut werden. Eine gesonderte AG diesbezüglich könnte helfen. Das Problem Wohnen wird in absehbare Zeit bleiben und erfordert von allen Akteuren viel Erfindungsreichtum. Frau Mampel erwähnt die überbezirkliche Kooperation mit den Akteuren nach dem Umzug der Bewohner in andere Bezirke, betont aber, dass viele Ratsuchende wieder kommen, um weiterhin Beratungsangebote wahrzunehmen. Der Bedarf an Beratung, vor allem in der Wohnraumsuche, ist sehr groß. Oft sind bürokratische Wege bei der Kostenübernahme und bei den Leistungen zu lang.

 
 

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