Auszug - Hygiene und Umweltmedizin des Gesundheitsamtes Frau Dr. Schmidt, Hygienereferentin  

 
 
23. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gesundheit und Gleichstellung
TOP: Ö 4
Gremium: Ausschuss für Gesundheit und Gleichstellung Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 03.09.2014 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 18:25 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: BVV-Saal
Ort: Rathaus Zehlendorf
 
Wortprotokoll
Abstimmungsergebnis

Frau Dr

Frau Dr. Schmidt stellt den Aufgabenbereich des Fachbereichs 2 des Gesundheitsamtes Hygiene und Umweltmedizin vor. Der Fachbereich hat drei Kernaufgaben: die infektionshygienische Überwachung, den umweltbezogenen Gesundheitsschutz und den Katastrophenschutz. Frau Dr. Schmidt teilt ein Handout aus (s. Anhang).

 

Zum Infektionsschutz:

Frau Dr. Schmidt ist die einzige Ärztin für diesen Bereich; mit ihr zusammen arbeiten sieben Gesundheitsaufseher.

Seit 10 Jahren haben sie eine Rufbereitschaft rund um die Uhr, auch an den Wochenenden; diese Notrufnummer ist bei Polizei und Feuerwehr hinterlegt.

Frau Dr. Schmidt stellt diese Arbeit anhand eines Beispiels aus der Praxis vor: Eine Kita meldet sich, weil bei einem Kind Verdacht auf Meningokokken-Infektion besteht. Nun müssen möglichst schnell alle Personen ausfindig gemacht werden, die in Kontakt mit diesem Kind waren, um ein Prophylaxemittel geben zu können. Das Auffinden der Kontaktpersonen gestaltet sich oft sehr schwierig.

 

Ein weiterer Einsatzort sind Krankenhäuser. Im Bezirk gibt es 12 Krankenhäuser. Jedes Haus wird einmal im Jahr nach Anmeldung besucht. Es werden der OP-Bereich, die Schleusen, die Funktionsräume, die medizinischen Geräte u.v.m. angeschaut. Wenn sich Patienten beschweren, finden auch unangekündigte Besuche von Einrichtungen des Gesundheitswesens statt.

 

Die Krankenhäuser arbeiten gut mit dem Amt zusammen.

 

Auch Einrichtungen des Bestattungs- und Friedhofswesens werden überwacht. BV Herr Boroviczény kritisiert, dass in Deutschland jeder Arzt einen Totenschein ausstellen kann. Herr Dr. Beyer bemerkt, dass die klinische Obduktion zurückgeht. Allerdings würden in Berlin nur wenige Ärzte einen Totenschein ausstellen.

Steglitz-Zehlendorf ist der einzige Bezirk mit einer Kopflaussprechstunde, die sehr gut angenommen wird.

 

Zwei bis drei Male pro Woche werden Maßnahmen der Schädlingsbekämpfung veranlasst.

 

Zum umweltbezogenen Gesundheitsschutz:
 

Eine wichtige Aufgabe in diesem Bereich ist die Trinkwasserhygiene. Hier werden sowohl Gebäude des Bezirks beprobt als auch Straßenbrunnen. Pro Jahr werden etwas 60 Befunde festgestellt. Die Straßenbrunnen sollen die Trinkwassernotversorgung sicherstellen. Dies ist bei immer weniger Brunnen der Fall.

Ebenso wird alle vierzehn Tage die Wasserqualität der 9 Badestellen des Bezirks überprüft. Die Ergebnisse sind im Internet auf einer Seite des LaGeSo abrufbar: http://www.berlin.de/badegewaesser/karte/suedwest.html.

 

Im Bereich der Lufthygiene wird Beratung z.B. bei Schimmelpilzbefall vorgenommen. Für die Beseitigung desselben ist dann allerdings das Bauamt zuständig.

 

Eher selten wird das Amt tätig im Bereich des Schutzes vor magnetischen Feldern bzw. vor Lärm und Erschütterungen.

 

Zum Katastrophenschutz

 

Seit 2001 wird dieser Bereich intensiv bearbeitet. Steglitz-Zehlendorf war ein Hauptübungsbezirk bei der LÜKEX (Länderübergreifende Katastrophenübung 2013)

 

Frau Dr. Schmidt teilt  Informationsblätter zu  Grippe-Impfung und Ebola sowie die Bezirksübersicht über meldepflichtige Krankheiten aus.

 

Im Folgenden wird über die drei Bezirkseinrichtungen für Asylbewerber/Flüchtlinge gesprochen. Die Lage in der Klingsorstraße und in der Wupperstraße sind in Bezug auf Hygiene und Umweltmedizin unproblematisch. Anders sieht es in der Goerzallee aus. Hier wurde die Belegung gestoppt. Die Küchen seien in einem desolaten Zustand. Es ist  grundsätzlich problematisch, dass das Gesundheitsamt oft erst spät von der Heimleitung informiert wird, wenn meldepflichtige Krankheiten festgestellt werden. Aktuell wurden in der Goerzallee Kopfläuse und Windpocken angezeigt. Die Bewohner wurden nach der Anzeige gegen Windpocken geimpft. Zurzeit sind 138 von 160 Plätzen belegt. Die aktuelle Heimleitung habe leider gerade gekündigt und sei nur noch 1,5 Wochen im Dienst. Generell wird die Belegung für die Heime vom LaGeSo gemeldet. Ursprünglich sollten in der Goerzallee Flüchtlinge aufgenommen werden, die für länger dort einziehen sollten. Zurzeit handelt es sich bei den Bewohnern zu 80% um Sinti und Roma, die oft nur kurz in der Goerzallee bleiben. Es ist sehr schwierig, den Impfstatus dieser Bewohner festzustellen. Das Gesundheitsamt stellt Impfausweise aus, wenn geimpft wurde.

Eine Kinderärztin und Sozialarbeiter kümmern sich um die Bewohner.

Die Gesundheitsaufseher überprüfen diese Heime routinemäßig einmal pro Jahr und bei akuten Beschwerden.

 

Stadträtin Frau Markl-Vieto stellt fest, dass der Betreiber des Heimes einen Vertrag mit dem LaGeSo hat und der Bezirk über das Bauamt lediglich die Gebäude freigibt.

 

BV Herr Berger fragt nach, ob es mehr meldepflichtige Krankheiten gibt als früher. Eine Zunahme von Erkrankungen auf Grund von multiresistenten Keimen ist festzustellen. Frau Dr. Schmidt führt aus, dass die Meldepflicht gem. § 6 und 7 Infektionsschutzgesetz für impfpräventable Erkrankungen oder Krankheitserreger zum März 2013 erweitert wurde: u. a. Windpocken, Mumps, Keuchhusten, Röteln, Cryptosporidien und Leoptospiren.

 

BD Frau Büntjen möchte zum Einen wissen, ob zunehmend Tuberkulosefälle auftreten und zum Anderen wie sich Ambrosia im letzten Jahr verbreitet hat.

Frau Dr. Schmidt berichtet, dass eine Zunahme von multi-resistenten Tuberkulosen zu verzeichnen sei (ein Grund sei auch der weltweite Tourismus). Aus einer Klinik wurde berichtet, dass in Einzelfällen auch eine Tuberkulose operativ behandelt werden musste.

Ambrosiameldungen hätte es in diesem Jahr kaum gegeben.

Stadträtin Frau Markl-Vieto ergänzt, dass die Resistenz gegenüber bestimmten Keimen auf Grund der großzügigen Antibiotikagabe in früheren Jahren stark zugenommen habe. Mittlerweile würde deshalb der Antibiotikaverbrauch in Krankenhäusern aufgezeichnet.

BV Frau Dr. Lehmann-Brauns fragt, ob es Überlegungen gibt die BCG Impfung (Tuberkulose-Impfung) wieder einzuführen.

 

Ein weiteres Problem stellen die Polio-Erkrankungen dar. In einer Info des Landesamtes für Gesundheit und Soziales wird berichtet, dass es in Afrika Polio-Stämme gibt, bei denen die jetzige Impfung nicht mehr ausreicht. Bei uns werden Kinder bis zum Alter von 2 Jahren geimpft. Details müssten beim Robert-Koch-Institut in Erfahrung gebracht werden.

 


Abstimmungsergebnis:

 

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Anlage - Aufgaben Hygiene und Umweltmedizin (554 KB)    
Anlage 2 2 Anlage - Ebola (521 KB)    
Anlage 3 3 Anlage - Grippe (216 KB)    
 
 

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