Auszug - Aktuelle Entwicklungen der Charité Campus Benjamin Franklin Professor Dr. Ulrich Frei, Ärztlicher Direktor  

 
 
17. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gesundheit und Gleichstellung
TOP: Ö 3
Gremium: Ausschuss für Gesundheit und Gleichstellung Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 05.02.2014 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 18:50 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: BVV-Saal
Ort: Rathaus Zehlendorf
 
Wortprotokoll

Herr Prof

Herr Prof. Dr. Frei, Ärztlicher Direktor der Charité Campus Benjamin Franklin, stellt die aktuellen Entwicklungen vor und antwortet auf Fragen aus den Reihen der Ausschussmitglieder.

 

Jeder der drei Standorte der Charité hat einen eigenen klinischen thematischen Schwerpunkt. Stoffwechselerkrankungen und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sind gegenwärtig noch stark. Es werden jedoch keine großen Investitionen in kardiologische Gerätschaften mehr getätigt. Die Schwerpunktbildung geht in diesem Bezirk hin zur Bildung eines Geriatrie-Zentrums: degenerative Erkrankungen, die Stärkung der Orthopädie (Prothetik) und in der Chirurgie die Hinwendung zum Unteren Darmtrakt (Darmkrebs) werden zunehmend bedeutender. Es läuft aktuell ein Berufungsverfahren für die Besetzung der Gefäßchirurgie. Die Diabetologie und damit auch die Behandlung des diabetischen Fußes, OPs der Halsschlagader, offene Beine rücken mehr in den Fokus sowie die Nephrologie (Erkrankungen der Niere).

 

Herr Prof. Dr. Frei bittet um politische Unterstützung bei der Umwidmung vorhandener Betten in geriatrische Betten.

Die Psychiatrie soll zum Ende des Jahres aus dem Campus Mitte zum Campus Benjamin Franklin verlegt werden.

 

Die Geburtsmedizin am Campus Benjamin Franklin wurde 2008 geschlossen, weil sie nicht mehr wirtschaftlich war. Geburten näherten sich der Marge von 700. Das sind zu wenige. Im Virchow sind es zum Vergleich 3.400 Geburten jährlich. Es gibt jetzt Druck von Seiten der Kassenärztlichen Vereinigung aus wirtschaftlichen Gründen auch die Rettungsstelle für Kinder und Jugendliche zu schließen. Die Kinderärzte werden nur für die Rettungsstelle vorgehalten, da es keine Kinderstation in der Charité mehr gibt. 5.000 Fälle in der Rettungsstelle betreffen jährlich Kinder, von 60.000 Fällen insgesamt im Jahr. Die 5.000 Fälle verursachen Kosten von 0,5 Mio. € jährlich. Kinderbehandlungen werden in der Rettungsstelle deutlich schlechter vergütet, als in Arztpraxen. Von den 5.000 Kindern und Jugendlichen sind die meisten leichte Fälle, die eigentlich keiner Rettungsstelle bedurft hätten. Es gibt eine Kinderarztpraxis in der Nähe, die an den Wochenenden und Feiertagen auf hat, sie kommen auf 20.000 Fälle pro Jahr.

 

Die SPD-Fraktion fragt, warum die Psychiatrie aus der Eschenallee zurück zum Campus Benjamin-Franklin geholt und was mit dem derzeitigen Standort passieren wird? Die Piraten-Fraktion stellt die Frage, wer die Patienten aus der Eschenallee übernehmen wird? Herr Prof. Dr. Frei antwortet, dass am Campus in der Eschenallee etwa eine Million mehr Betriebskosten pro Jahr anfallen, der Liegenschaftsfonds ist bereits ganz erpicht auf dieses Gelände. Zu der Frage der Piraten-Fraktion: Die Pflichtversorgung ist bereits vor zwei Jahren an die Schlosspark-Klinik abgegeben worden.

 

Die CDU-Fraktion verweist auf einen Antrag zur Schaffung einer Notfallambulanz für Kleinkinder, der von der BVV vor kurzem beschlossen wurde. Herr Prof. Dr. Frei antwortet wie folgt, in Berlin gibt es zu viele Geburtskliniken und nicht zu wenig. Er ist ein Freund von Konzentration, auch wenn er hierbei auf negative Meinungen stoßen wird. Berlin wird in keine Schwierigkeiten kommen, denn eine Geburt kündigt sich Stunden vorher an und man kann dann noch ein geeignetes Zentrum aufsuchen, z.B.: das St. Joseph Krankenhaus, welches nach seiner Erweiterung immer mehr im Kommen ist. Die Rettungsstelle ist ein schwerwiegendes Problem.

 

Als das Virchow-Klinikum erbaut wurde, wurde eine Kinderklinik gemeinsam mit einer Gynäkologie-Klinik eröffnet, damit alles zusammen an einem Ort gelegen ist. Kinderärzte müssten nur für die Rettungsstelle am Campus Benjamin Franklin vorgehalten werden. Wie soll man jedoch die Qualität halten? Kinderrettungsstellen unterscheiden sich sehr von Erwachsenenrettungsstellen, nur jeder 7. bis 8. junge Patient, aber jeder dritte Erwachsene wird stationär aufgenommen.

 

Die SPD-Fraktion fragt, ob in Zukunft auch andere Stationen betroffen sein werden, die geschlossen werden sollen und um welche Größenordnung es sich bei dem Bedarf an Geriatrischen Betten handelt? Antwort: Es gibt keinen weiteren Bedarf andere Abteilungen zu schließen. Bei der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales wurde ein Antrag auf 40 geriatrische Betten gestellt, es wird mehr geriatrische Kompetenz als pädiatrische Kompetenz benötigt.

 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
Parlament Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Kommunalpolitiker Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen