Grünes Klassenzimmer in Zehlendorf: Schulbauernhof eröffnet

Pressemitteilung vom 20.04.2021

Eigentlich hätte es am 25. März 2021 eine feierliche Eröffnung des neuen Schulbauernhofs auf dem Gelände des Freilandlabors Zehlendorf geben sollen. Die Corona-Pandemie hat diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wenig von Corona beeindrucken lassen sich die Tiere auf einem Bauernhof: in aller Seelenruhe wird gegrast, wiedergekäut, neues Leben geschenkt. Nicht anders ist das auf dem neuen Schulbauernhof am südwestlichen Stadtrand: Noch ehe die Tiere einzogen, haben zwei Schulklassen der nahegelegenen Schweizerhof-Grundschule handwerkliches Geschick bewiesen, Zäune, Lämmerstalltür, Futterküche mitsamt Möblierung und Sitzbänke errichtet. Dies geschah unter der fachlichen Anleitung des Büros „Bauereignis“ (https://bauereignis.de/).

Als im Januar 2021 zwei trächtige Mutterschafe in Zehlendorf eintrafen, war für deren Einzug alles bereitet. Sehr bald tummelten sich sechs muntere Lämmchen auf der Wiese und bevölkerten die beiden Ställe: einer für die Muttertiere, einer für den Nachwuchs. Am 13. April 2021 holte ein Schäfer vier Lämmchen wieder ab, um sie seiner Herde einzugliedern. Dauerhaft in ihrem Zehlendorfer Refugium verbleiben zwei Schwestern im flauschigen Schafspelz, deren Mutter sowie ein weiteres Mutterschaf. Die Kleinen – Stups und „Kleine Fee“ – sprühen vor Lebenslust, sind sehr zutraulich und freuen sich auf die ersten Streicheleinheiten von Schülerinnen und Schülern, sobald die Pandemielage dies zulässt.

Zu einem richtigen Bauernhof gehört fröhliches Gegacker und das Krähen stolzer Hähne. Deshalb gesellt sich reichlich farbenfrohes und quicklebendiges Federvieh zum Quartett der „ostfriesischen Milchschafe“. Die gefiederten Prachtexemplare tragen persönliche Namen wie Caruso, Minou oder „Schneefüßchen“. Sobald die Kinder den Bauernhof in Besitz nehmen dürfen, werden sie in der Futterküche die Leibspeise der Hühner zubereiten: Salatspieß mit Gurke, Paprika und Kopfsalat. Sie werden frischgelegte Eier aufsammeln und beim Melken zuschauen dürfen. „Milch ist ein ganz lebendiges Lebensmittel“, wirbt die pädagogische Leiterin des Freilandlabors, Dr. Claudia Schlüter, um mehr Wertschätzung für das naturbelassene, fett- und proteinreiche Naturprodukt. Jeden Morgen melkt sie die Tiere und produziert aus einem Teil der Milch vorzüglichen Schafskäse. „Mein Traum ist es, mit den Kindern Käse herzustellen“, blickt sie voller Vorfreude in die Zukunft.

Der Bauernhof im Freilandlabor ist ein Musterbeispiel für außerschulisches Lernen mit allen Sinnen: Sehen, riechen, fühlen, schmecken, hören … „grünes Klassenzimmer“ und „Naturschule“ im besten Sinne des Wortes. Fernab von Digitalisierung und Distanzunterricht erleben Stadtkinder den direkten Kontakt zur Natur und dürfen ganz bei sich sein. Beim Beobachten wiederkäuender Schafe vergessen sie die Zeit und wirken wie die Tiere tiefenentspannt.

Seit seiner Gründung 2007 setzt sich das Büro „Bauereignis“ dafür ein, Kinder in die Gestaltung ihrer unmittelbaren Schulumgebung einzubeziehen – innerhalb des Schulgebäudes und auf den Außenflächen. Gefördert von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, schafft das Büro Bewegungsanlässe auch während des Unterrichts und trägt dazu bei, Schule zu einem attraktiven Ort zu machen. Kinder sollen sich dort gerne aufhalten, auch über das Lernen hinaus. Gottfried Knodt ist freier Mitarbeiter der ersten Stunde. In erster Linie kümmert sich der Ausstellungsbauer um die handwerkliche Betreuung der Kinder. „Wir denken vom Kind her und überlegen uns die Arbeitsschritte so, dass Kinder sie begreifen können“, schildert er den pädagogischen Ansatz.

Die Zusammenarbeit zwischen Freilandlabor Zehlendorf und „Bauereignis“ ist 2019 auf Vermittlung des Schulamtes Steglitz-Zehlendorf entstanden. Das erste gemeinsame „Bauereignis“ war der Bau eines Holzsteges und die Erneuerung einer Brücke durch Schülerinnen und Schüler der Athene-Grundschule.

Zur Bauernhoferöffnung nimmt Bezirksbildungsstadtrat Frank Mückisch wie folgt Stellung:

bq. Nirgendwo können Schülerinnen und Schüler mehr authentische Naturerfahrung sammeln wie auf einem Bauernhof. Das gilt ausnahmslos für alle Jahrgangsstufen – für den Erstklässler genauso wie für die Abiturientin. Ich bin ein großer Anhänger unserer außerschulischen Lernorte im Grünen, und eine schönere Lernumgebung als einen richtigen Bauernhof mit Schafen und Hühnern kann ich mir nicht vorstellen. Kinder und Jugendliche erlernen dort Liebe und Respekt gegenüber der Schöpfung und eine wertschätzende Haltung zum Tier und zu tierischen Lebensmitteln. Ich hoffe, dass wir den Bauernhof baldmöglichst für Schülerinnen und Schüler zugänglich machen können. Den am Aufbau des Bauernhofs beteiligten Kindern und Jugendlichen sowie dem Büro Bauereignis danke ich herzlich für die Mitwirkung an diesem beeindruckenden Projekt.