Auszug - Vorstellung des Projektes und Arbeit der Integrationslotsen; Eingeladen ist Frau Dr. Marschke, Gesellschaft für Interkulturelles Zusammenleben e. V. (GIZ e. V.) - beschlossen in der 24. Sitzung am 23.06.2014  

 
 
Öffentliche Sitzung des Integrationsausschusses
TOP: Ö 4
Gremium: Integrationsausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Mo, 09.11.2015 Status: öffentlich
Zeit: 16:35 - 19:25 Anlass: ordentlichen
Raum: Sitzungszimmer 202
Ort: Rathaus Spandau, 2. Etage
 
Wortprotokoll

 

Frau Dr. Marschke führt aus, dass die Integrationslotsinnen/-lotsen in Spandau seit dem 1. Oktober 2013 existieren. Zu dem Zeitpunkt wurde von der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen das Landesrahmenprogramm Integrationslotsinnen/-lotsen gestartet und Spandau erhielt 4,4 Stellen, gemessen an dem Anteil der Spandauerinnen und Spandauer mit Migrationshintergrund.

Am 1. Dezember 2013 wurde mit der Arbeit begonnen und 5 Spandauer Integrationslotsinnen/-lotsen bei dem Träger eingestellt, die Polnisch, Türkisch, Arabisch, Russisch und Spanisch als Muttersprache sprechen.

Seit Dezember 2014 bekam Spandau modellhaft als einer von 4 Bezirken zusätzlich 3 Stellen für geflüchtete Menschen, mit den Muttersprachen Arabisch, Farsi und Dari (Sprachgruppen im Iran und Afghanistan), Serbisch, Kroatisch, Bosnisch usw.

Alle Integrationslotsinnen/-lotsen sind Spandauerinnen und Spandauer, die vorher in den meisten Fällen selbstständig waren oder sich im zweiten Arbeitsmarkt befanden.

Das Ziel der Arbeit sollte eine Brücke für die zugewanderten Spandauerinnen/Spandauer und den Behörden, Institutionen und Einrichtungen im Bezirk, mit der Unterstützung vor Ort darstellen.

Die Aufgaben bestehen aus der Sprachmittlung und Beratung. Dazu haben die Lotsinnen und Lotsen im Rahmen von hundert Stunden ein Basisqualifizierungsprogramm der Senatsverwaltung für Integration absolviert. Die Lotsinnen und Lotsen helfen beim Ausfüllen von verschiedenen Anträgen und begleiten die Menschen zu Ämtern und Institutionen.

 

Frau Wekbe (Arabisch sprechende Lotsin) berichtet beispielhaft vom heutigen Tag, dass sie in der Schmidt-Knobelsdorf Kaserne viele Kinder mit ihren Eltern abgeholt und sie zur Birkenhainschule begleitet hat, um die Kinder dort anzumelden. Den Eltern wurde per Sprachmittlung erklärt, was mitzubringen ist.

Danach wurde die Ersteinrichtung im Rohrdamm aufgesucht und mit den Sozialarbeitern mit Hilfe der Sprachmittlung gesprochen, Briefe geschrieben und Anträge ausgefüllt.

 

Frau Dr. Marschke führt weiter aus, dass neben den Institutionen auch in den Flüchtlingseinrichtungen regelmäßig Sprechstunden 1- bis 2-mal in der Woche in jeder Sprache abgehalten werden. Angefangen wurde in der Motardstraße, im Waldschluchtpfad, im Askanierring und fortgefahren in der Staakener Straße und im Rohrdamm. Weitere Einrichtungen sind jetzt dazugekommen.

Es wurden viele Kooperationsvereinbarungen mit dem Jugendamt, Sozialamt, Gesundheitsamt, Schulamt und Jobcenter, mit der Jobassistenz, mit unterschiedlich vielen Schulen, Kindertagesstätten, mit Stadtteilzentren und Stadtteilkonferenzen geschlossen. Das Verkehrsmanagement, die Familienzentren, Notunterkünfte und Gemeinschaftsunterkünfte wurden aufgesucht. In einigen konnten Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge und regelmäßige Sprechstunden organisiert werden. Im Jobcenter werden regelmäßig die Kolleginnen und Kollegen mit Sprachmittlung unterstützt. Einmal in der Woche am Freitag wird die Jobassistenz aufgesucht und eine regelmäßige Sprechstunde findet im Kieztreffen statt.

 

Herr Vukovic (Lotse) schildert den Fall einer Beschaffung einer Geburtsurkunde. Dieser Prozess dauert ungefähr 3 bis 6 Monate. Nach der Geburt eines Kindes wird nur ein Brief ausgestellt, der keine Urkunde der Behörden darstellt. Die Menschen haben entweder keine Papiere oder die Pässe wurden von der BAMF abgenommen. Die geflüchteten Menschen werden auf niederschwelligen Niveau beraten, was sie tun müssen. Dies ist ein sehr schwieriger Vorgang. Sie müssen sich vom BAMF beglaubigte Unterlagen besorgen über ihre Ausweise. Diese müssen auf Deutsch übersetzt werden. Ein Termin beim Standesamt muss vereinbart werden, der momentan bis zu 3 Monaten dauern kann. Das funktioniert alles nicht ohne Sprachmittler. Die Begleitung von geflüchteten Menschen erfolgt bei allen Vorgängen in den Behörden vom Anfang bis zum Abschluss.

 

Frau Dr. Marschke erklärt weiter, dass für geflüchtete Menschen 3 Integrationslotsinnen/-lotsen zur Verfügung stehen. Dabei wurden seit dem 1. Januar 2015 bis heute 8082 Kurzberatungen durchgeführt. Die anderen 5 Lotsinnen und Lotsen betreuen die zugewanderten und nicht geflüchteten Spandauerinnen und Spandauer. Im Monat Oktober wurden in der arabischen Sprache 200 Personen, in der türkischen Sprache 110 Personen, in der spanischen Sprache 107 Personen, in der polnischen Sprache 106 Personen und in der russischen Sprache 107 Personen betreut.

Auf eine Fortsetzung der Arbeitsverträge, die zum 31.12. auslaufen, wird gehofft. Bisher gibt es eine mündliche Zusicherung, dass das Programm fortgesetzt wird. In welcher Form das Programm weitergeführt und wie viele Stellen es 2016 geben wird, ist nicht bekannt. Von dem Träger GFBM (Gesellschaft für berufsbildende Maßnahmen) konnte in der Presse entnommen werden, dass er 20 Integrationslotsinnen/-lotsen einstellen wird.

Nicht unerwähnt sollte die finanzielle Seite bleiben. Der Träger GIZ e. V. bekommt keinerlei Zahlungen für Mietkosten. Diese Kosten werden von dem sonstigen Budget des Trägers finanziert. Die Nebenkosten werden für ein dienstl. Handy und eine Fahrkarte eingesetzt.

Frau Dr. Marschke bedankt sich für die große Unterstützung im Bezirk.

 

BzBm Kleebank ergänzt, dass ein Gespräch mit der Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen stattfand, in dem die Frage der Berliner Integrationslotsen aufgeworfen wurde.

Die Aktion des Trägers, den Frau Dr. Marschke genannt hat, ist nicht in Konkurrenz mit den bezirklichen Trägern zu sehen. Es besteht die Absicht, das Landesprogramm für die regelfinanzierten Integrationslotsinnen/-lotsen von derzeit berlinweit 94 auf mindestens 150 aufzustocken. Es liegt die Aussage vor, dass die Träger schriftlich darüber informiert wurden. Diese schriftliche Zusage hat den Vorbehalt, dass das Parlament mit dem Haushaltsgesetz die Finanzierung absichert.

Darüber hinaus wird es bei den neuen Lotsen so sein, dass hauptsächlich die Anzahl der vorhandenen Einrichtungen für asylsuchende Menschen ausschlaggebend für die Verteilung sein wird. Avisiert werden zwei zusätzliche Flüchtlingslotsen pro neue Einrichtung. Andere Lotsenkonstellationen sind davon zu unterscheiden.


 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
Stadtbezirk Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Sitzungsteilnehmer/-in Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen